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PeterS hat geschrieben:Das ist mindestens Verarsche, ansonsten wie immer Betrug am Souverän. Stand der Dinge ist :
1 Raum : ca. 40m²
Inhalt : 15 Kinder von 3-6 Jahren, neu dazu 6 Kinder im Alter von 2 Jahren
Aufsicht : 2 ErzieherInnen
Wer schon einmal einen 2-jährigen als sein eigenes Kind bezeichnet hat oder auch nur 1 Tag einen solchen beaufsichtigen mußte, kann sich das Szenario ungefähr vorstellen.
Jetzt muß eine Aufsichtsperson selber auf Toilette und ein 2-jähriger gewickelt werden, ja richtig, Scheiße aus der Hose entfernen. Was geschieht, wenn ein anderer 2-jähriger auf einen Tisch klettert und beim Runterfallen sich mindestens verletzt. Allgemeines Lebensrisiko?
Neu ist die Ausbildungsvoraussetzung : Minimum Fachabitur, zzgl. 3,5 Jahre Ausbildung zum Kinderpfleger (man ist dann tatsächlich noch kein Erzieher), 1 weiteres Jahr Ausbildung zum Erzieher, zzgl. ein weiteres Jahr als sogenanntes Anerkennungsjahr (Entlohnung = 0.-- EURO in diesem Jahr)
Danach bekommt man für den Spaß netto zwischen EUR 1.300,-- und 1.700,-- je nach "Betriebszugehörigkeit", jedenfalls in einer städtischen Einrichtung.
Wenn man schon einmal einen Produktionsbetrieb mit maschineller Fertigung besucht hat, dann wundert man sich, warum in einer Kindertagesstätte kein Gehörschutz verpflichtend vorgeschrieben ist. (Mindestens 21 Kinder in einem 40 m² Raum, und die sitzen nicht still herum, wirklich nicht)
Die Aufsicht sitzt, wenn sie sitzt, auf den gleichen kleinen Stühlen wie die Kinder an den gleichen kleinen Tischen.
Warum im Moment die ErzieherInnen streiken ist weniger der Wunsch nach einer höheren Entlohnung, sondern der Wunsch nach einem besseren Schutz vor körperlicher Versehrtheit in Kombination mit dem Wunsch nach Einstellung von mehr Personal.
Dazu kommt im Moment noch der geniale Schachzug der Haushaltssperre in meinem Wohnort. Alle Beträge über EUR 50,-- müssen vom Kämmerer abgesegnet werden, alle dringend notwendigen Umbauarbeiten sind gestoppt - auch die, die zwingend für die Anwesenheit von 2-jährigen vorausgesetzt werden - ach nee, die Erweiterung des vor ca. 5 Jahren neu gebauten Rathauses geht weiter, da mein Wohnort natürlich im Gegentrend zum Bund 7,4% mehr Verwaltungspersonal zum Vorjahr hat (Bund +0,1%).
Die Kommunalwahl im August wird auf jeden Fall interessant, da wir einerseits eine Wählervereinigung BfD haben, die von einem ehemaligen FDP-Mitglied gegründet wurde, der "keinen Bock mehr auf Korruption und Ständerecht hatte", sowie die Zentrumspartei mit einem extrem rührigen Vorsitzenden, den man tatsächlich auch Freitag abends auf Misstände (ich verweigere drei s) aufmerksam machen kann, die spätestens Montag morgens lautstark publik gemacht werden, so daß sie relativ schnell beseitigt werden.
Aber hauptsache, der grüne Hampelmann lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster.
Apropos Fenster, was macht eigentlich Ullalla in Sachen Dienstwagen...
Das scheint mir für die Kinder mindestens ebenso gesundheitsschädlich zu sein wie für die ErzieherInnenen. Geringverdienern, denen tatsächlich auf Grund der Haushaltsprobleme die gesetzlich vorgesehenen Standards vorenthalten werden (Arbeitssicherheitsgesetz, Lärmschutzverordnung), etwas von "Angleichung an die Bezüge von Studienräten" vorzufabulieren, kann man wirklich nur noch als Verarsche bzw. Betrug gegenüber dem Wähler bezeichnen. So wird vor der Wahl über die wirklich anstehenden Aufgaben erst gar nicht geredet, geschweige denn irgendeine verbindliche Zusage gemacht. Der Wähler hat damit nach wie vor keinerlei inhaltliche Mitgestaltungsmöglichkeiten, die Aushöhlung des Demokratieprinzips schreitet immer weiter voran.