Wirtschaftsnachrichten

Hier wird das wirtschaftspolitische Profil für die Zeit nach der 2. Parteigründung diskutiert.

Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon Uel » Mo 18. Jan 2016, 20:44

US-Experte George Friedman sagt Deutschlands Untergang voraus - aus diesen 3 Gründen
http://www.huffingtonpost.de/2016/01/18/3-probleme-die-deutschland-neben-der-fluchtlingskrise-beschaftigt_n_9006884.html Mir scheint es sehr wahrscheinlich, was Friedman zur wirtschaftlichen und politischen Zukunft Deutschlands sagt: Da Deutschland so extrem exportorientiert ist und dieser Bereich nicht beliebig ausgeweitet werden kann, Rückschläge immer mal wieder natürlich und erwartbar sind, können diese Rückschlage nicht wie in andern Volkswirtschaften durch Binnenmaktnachfragen halbwegs kompensiert werden, weil Konsumenten hier traditionell zurückhaltend sind. Man denke nur an den Wert, den Sparen für sich allein hier im Lande hat. Wenn wegen der Flüchtlingsproblematik und damit die Erwartung schwierigerer Zeiten und die erwartbaren Steuererhöhungen zu Bezahlung der Flüchtlingswohlfahrt die Konsumenten zusätzlich übervorsichtig werden, dann können wir eine schwere Deprssion erwarten.

Selbst das Investieren in Immobilien als Ausweg ist problematisch, weil man wegen der Weltmeisterei des Energiesparens, der Behindertenauflagen und des Brandschutzes eine ältere Immobilie möglichst wenig ändert, um nicht Bestandsschutz zu verlieren, um sich mit ungeahnten Gesetzesverschärfungen und damit Auflagen konfrontiert zu sehen, die die erwartbaren Kosten unkalkulierbar machen und so manchem soliden Altbau die Abrissaussicht eröffnet.

Auch die Exporte in die Eu werden zurückgehen, denn mit den südlichen EU-Ländern mit Arbeitslosigkeiten im 20 bis 30% Bereich und regional macherorts noch höher können keine Hoffnungen verbunden werden. Auch hat man es sich aus politische Naivität oder Übermut mit dem russischen Markt verscherzt. Ebenso im arabischen Raum werden bei wachsender IS-Terrorgefahr die Tourismuseinnahmen massiv zurückgehen und damit die Gelder für deutsche Exportgüter knapp werden. Nur die Rüstung hat beste Aussichten und wird mithelfen, im Rücklauf innerdeutsche Flüchtlingsprobleme noch zu verstärken. Auch mit dem fragwürdigen Aja-doller Staat werden wir gut neu ins Geschäft kommen, der partiellen Weitsicht Gabriels schon vor dem Sanktionsende sei Dank.

Da wir den Neoliberalismus in der Wirtschaftspolitik ernster nehmen als die US-Erfinder, seit langem und zu allem Überfluss noch in die Verfassungen geschmiert, und die Staatsausgaben nach Vorgaben der "Schwarzen Null" aus Berlin planen zurückzufahren, wird höchstens die aufkommende Flüchtlingswirtschaft allein Wachstumswerte verzeichnen können. Wenn sogar Spitzenpolitiker Volkswirtschaft mit Betriebswirtschaft verwechseln, wird auch kein Abschöpfen von überzähligem Vermögen bei Reichen stattfinden, ebenso wird man sich nicht trauen, per Schuldenausweitung notwendige öffentliche Investitionen vorzuziehen. Die völlig andern Politiker, wie H.Schmidt, Prof.K.Schiller oder F.-J.Strauss, die in Krisen notwendig sind, kann man nicht erkennen.

Durch die üble Bevormundung, Arroganz und Wichtigtuerei der "Berliner Republik" gegenüber Alternativen der europäischen Partnern können wir nun auch nicht groß mit deren Nachsicht rechnen, eher mit Schadenfreude.

Friedman erwartet auch eher Probleme als Erfolge in der Integration der Flüchtlingsmengen, da Europa im Gegensatz zu den USA und Canada keine gesellschaftliche Tradition im Umgang mit Einwanderern habe.

Mögen die machthabenden Politiker besser sein als meine Einschätzung und bei Friedmans aufgezeigten Problemfelder noch rechtzeitig gegensteuern. Viel Hoffnung habe ich wenig!
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon AlexRE » Mo 18. Jan 2016, 21:02

Ich bin zwar aus vielen Gründen nicht sehr optimistisch hinsichtlich der Zukunft Deutschlands, aber die ökonomischen Vorhersagen Herrn Friedmanns sind schlichtweg absurd. Wenn ein Exportriese mit einer Arbeitsproduktivität auf höchstem Weltniveau einen großen Spottbilliglohnsektor im eigenen Land politisch durchsetzen und aufrechterhalten kann, weil die Demokratie anämisch ist und die Beklauten keinerlei Widerstandskräfte entwickeln, dann wird dieses Land ständig großen Schaden in anderen Ländern anrichten, aber ganz bestimmt keinen Einbruch seiner Exporte erleben.

Übrigens verbreitet Herr Friedmann öfters Absurditäten:

Seine Prophezeiungen sind nach dem Urteil seiner Kritiker allerdings oft nicht nur gewagt. 1991 erläuterte Friedman in seinem Buch „Der kommende Krieg mit Japan“, warum nach dem Zusammenbruch des Kommunismus die USA mit neuen Rivalen um die Weltherrschaft kämpfen würden. In seinem 2009 erschienenen Buch „Die nächsten 100 Jahre“ beschreibt Friedman einen Krieg zwischen den USA und Polen auf der einen und Japan und der Türkei auf der anderen Seite. Friedman erwartet einen Aufstieg der Türkei zur politischen und militärischen Vormacht – Deutschland werde bis spätestens 2050 bedeutungslos sein.[2]


https://de.wikipedia.org/wiki/George_Friedman
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Re: Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon Uel » Mo 18. Jan 2016, 21:31

Ich wusste garnicht, dass ich per Hufington Post (da hätt ich schon vorsichtig sein müssen) solch einem Idioten aufgesessen bin, die Bedeutungslosigkeit Deutschlands habe ich ja auch niemals im Gegensatz zu ihm wirklich angenommen. Zunehmende Schwierigkeiten in Deutschland und Europa nehme ich aber schon an. Also vergesst Friedman aber nicht meine Gründe :lol:

Laut Wiki nach Friedman:
„Die USA können als Imperium nicht andauernd in Eurasien intervenieren ... Ich empfehle eine Technik, die von Präsident Ronald Reagan eingesetzt wurde gegen Iran und Irak: Er unterstützte beide Kriegsparteien! Dann haben sie gegeneinander und nicht gegen uns gekämpft.
... ist das der Grund, warum Obama trotz des Widerstands Israels, der sonst meist Wirkung hat, die Blockade gegen den Iran aufhebt, um aus der Fesslung an Saudi-Arabien herauszukommen?
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon AlexRE » Do 11. Feb 2016, 07:16

Das ist zumindest nicht ganz falsch:

Soziales

Lafontaine: Hartz IV für Krise in Europa verantwortlich

(...)

Die Einführung des Sozialgesetzes 2005 sei der Auftakt zum „Lohndumping“ gewesen. Dies führe dazu, dass Waren in Deutschland billiger produziert würden als in umliegenden Ländern, die sich verschulden müssten und in denen die Arbeitslosigkeit steige.

(...)


http://www.focus.de/regional/saarbrueck ... 59218.html

Ganz so monokausal lässt sich die europäische Wirtschaftskrise im Kontext der globalen Finanzkrise wohl nicht erklären, aber eines ist klar: Wer am größten Standort der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion auf Spitzenwerte in der Arbeitsproduktivität auch noch einen großen Billiglohnsektor sattelt, exportiert Arbeitslosigkeit.

Das ist auch politisch so gewollt und dass europäische Politiker in Ländern mit geringerer Arbeitsproduktivität sich das gefallen lassen, ist nur mit totaler ökonomischer Inkompetenz oder Korruption zu erklären.
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Re: Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon Dr Wo » Do 11. Feb 2016, 08:23

Die oft - auch für den Kampf um höhere Löhne - bemühte These von den "Wettbewerbsfähigkeiten" der Länder als Ursache der Staatsfinanzkrisen ist schlicht falsch.

http://meudalismus.dr-wo.de/html/griech ... t.htm#2013

Griechischer Staatsbankrott

(2010, Ergänzung 2012 und 2013)

von
Harald Wozniewski

Wer die Seiten hier über den Meudalismus in Deutschland kennt, wundert sich nur über die vielen irrwitzigen Reaktionen der europäischen Politiker und Wirtschaftsfachleute auf den bevorstehenden Staatsbankrott von Griechenland. Denn er wird zu allererst völlig richtig vermuten:

1. Griechenland hatte (seit dem 2. Weltkrieg) noch nie so viel Geld im Land wie heute!

2. Also dürfte der Staat eigentlich gar nicht Pleite gehen können, - was aber der Fall ist.

3. Und ergo müssten eigentlich auch die vielen griechischen Bürger, die heute auf den Straßen gegen die geplanten Etatstreichungen protestieren, die Taschen voller Geld haben, - was aber nicht der Fall ist.

4. Und aus alledem wird er folgern, dass der griechische Staat seit Jahrzehnten genauso Nilpolitik betreibt wie die Bundesrepublik Deutschland (und viele andere Länder).
[Irrwege/Nilpolitik] “40 Jahre Nilpolitik”
Hier nun der Beleg für die Vermutung unter 1:

....
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Re: Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon AlexRE » Do 11. Feb 2016, 08:29

Die Staatsfinanzkrisen sind nicht die alleinige Ursache für die grauenhafte Arbeitsmarktsituation zwischen Spanien und Griechenland. Wenn Deutschland mit seinen Spitzenwerten in Sachen Arbeitsproduktivität und vielfachen Spitzenpositionen im Wettbewerb an den Weltmärkten für hochwertige Industrieprodukte sich auch noch einen großen Billiglohnsektor leistet, bedeutet das selbstverständlich ganz unabhängig von allen denkbaren Finanzkrisen Export von Arbeitslosigkeit in den europäischen Wirtschafts- und Währungsraum.
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Re: Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon AlexRE » Fr 18. Mär 2016, 02:59

Das ist wirklich ein starkes Zeichen:

Kommentar

Zimmers Paukenschlag

Wirtschaftsminister Gabriel hat der Fusion von Edeka und Tengelmann eine Sondergenehmigung erteilt. So harsch hat selten ein Minister den Rat von Experten beiseitegewischt. Der Chef der Monopolkommission tritt deswegen zurück. Was für ein Zeichen!

(...)


http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... 31301.html


Ich fürchte allerdings, dass auch eine so ungewöhnlich konsequente und harte Reaktion unter den gegenwärtigen bundesrepublikanischen Verhältnissen eine leicht aussitzbare Unannehmlichkeit für Herrn Gabriel & Co. darstellt. Morgen läuft eine andere Sau durch`s Dorf, die Verbraucher zahlen mehr und die noch leichter erpressbaren Erzeuger gehen reihenweise pleite ...
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Re: Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon Staber » Fr 18. Mär 2016, 14:15

Es war das gute Recht von Eriwan Haub u.Co, die Ministerialentscheidung zu fordern. Darauf muss Gabriel nun mal reagieren. Ist ja nicht so, dass er da von sich aus tätig wurde.Zudem hat Haub angekündigt, wenn der Deal nicht klappt, dann würde er die Filialen zerschlagen und was geht, verkaufen. :shock: :roll: Sprich die Entlassungen wären sicher. :roll:
Aus Sicht des Arbeitsplatzerhaltes hat Gabriel jetzt zumindest erreicht, dass die Jobs mindestens ein wenig länger erhalten bleiben und vielleicht bleiben am Ende sogar mehr erhalten, als ohne den Deal.Zumindest ist so eine Entscheidung damit sozialdemokratisch erklärt..für mich wenigstens
Dass die Fusion sowieso nur dazu dient, die Tengelmann-Filialen vom Markt zu nehmen, sollte jedem klar sein. Haub selbst sagt ja, dass sie unwirtschaftlich sind. Wenn der Deal nun vollzogen wird, dann sind die Schließungen aber planbarer geworden und sozialverträglicher dank Auflagen als bei einer folgerichtigen Zerschlagung, wenn der Deal nicht klappt.

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Re: Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon AlexRE » Fr 18. Mär 2016, 15:47

Wenn die Marktmachtverdichtung sowieso nicht zu verhindern ist, können sie sich die teure Monopolkommission auch sparen.
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Re: Wirtschaftsnachrichten

Beitragvon Staber » Fr 18. Mär 2016, 19:25

@ Alex
können sie sich die teure Monopolkommission auch sparen.


Richtig Alex!

Man mag inhaltlich anderer Meinung sein. Sogar aus guten Gründen. Gabriel hat hier aber keinen "Coup" durchgeführt, die Ministererlaubnis ist ein ganz reguläres Mittel, welches der Gesetzgeber explizit dem Bundesminister zugebilligt hat - um diese aus politischen Gründen nutzen zu können. Die Monopolkommission steht ihm dabei beratend zur Seite. Sie war nie dazu auserkoren die letzte Entscheidung darüber zu treffen.Oder irre ich mich da!Bin ja auch nicht der Experte!
Zur Sache an sich, letztlich befinden wir uns hier in einer Zwickmühle. Wir Bürger reden zwar immer von fairen Löhnen, fair Trade, fair alles,fair sonstwas, aber als Bürger verhalten wir uns schizophren, als hätten wir eine gespaltene Persönlichkeit, da muss alles immer billig und noch billiger sein und wer es anders versucht, der muss entweder in eine Hochpreisnische oder geht Pleite. Das Schicksal von Kaisers Tengelmann zeigt das ja exemplarisch, das war noch einer der "normalen" Supermärkte, weder in der Bio- oder Delikatessennische, noch ein Discounter und auch kein Superduperhypermarkt, der gleichzeitig Flachbildfernseher und Fahrräder verkauft. Sondern normale, nachbarschaftliche Supermärkte zu mittleren Preisen. Das funktioniert heutzutage offensichtlich nicht mehr.

Was also bleibt ist der Versuch, mit einer Fusion von Kaisers Tengelmann und Edeka vernünftigerweise Größenvorteile zu erzielen um einigermaßen mit den Discountern mithalten zu können.Oder???

Herr Zimmer kann auch morgen noch guten Gewissens in den Spiegel sehen.
Diese Konsequenz verdient Hochachtung, erst Recht, wenn man sieht, wer so alles zur Zeit in verantwortlichen Positionen diesen Schneid nicht hat und stattdessen entgegen eigener Überzeugung oder entgegen Dienstvorschriften sich lieber in Gehorsam wegduckt.
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