Buchkritik

Für Literaturfreunde

Re: Buchkritik

Beitragvon Staber » Do 24. Sep 2015, 22:11

Das ARD-Magazin „Panorama“ hat vor einem Jahr einen Beitrag über den früheren Marketing-Manager Robert Betz gesendet. Zitat: „Seine Vorträge sind gespickt mit esoterischer Musik und einem Hauch Meditation plus platten Kalendersprüchen . In der Osnabrückhalle fordert er die Zuschauer unter anderem auf, die Augen zu schließen, während er eine Mädchenchor-Version des Metallica-Hits „Nothing else matters“ abspielt. – Menschenfänger mit wirrem Weltbild.
Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller als Ströme von Blut zu vergießen.
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Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » Di 20. Feb 2018, 14:45

Das hier veröffentlichte Kapitel stammt aus dem jüngst im Promedia Verlag erschienenem Buch von Fabian Scheidler "Chaos.Das neue Zeitalter der Revolutionen":
https://www.heise.de/tp/features/Die-Dreifaltigkeit-der-Tributoekonomie-3927880.html Wenn nur ein Bruchteil der Zahlen stimmt, aus den Probe-Zeilen zu dem Buch auf TELEPOLIS, die dem Staat und den normalen Bürgern entzogen werden, dann ist es ein riesiger Skandal. Das Problem ist nur, dass wir so gesättigt von Skandalen sind, das Nichts wirklich mehr aufregt.
Solange also die beschriebenen riesigen Geldflüsse am Laufen gehalten werden können, solange werden wohl Beruhigungspillen wirksam bleiben, da ist dann Nichts mit Revolutionen.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Buchkritik

Beitragvon AlexRE » Di 20. Feb 2018, 15:33

Uel hat geschrieben:
Das hier veröffentlichte Kapitel stammt aus dem jüngst im Promedia Verlag erschienenem Buch von Fabian Scheidler "Chaos.Das neue Zeitalter der Revolutionen":
https://www.heise.de/tp/features/Die-Dreifaltigkeit-der-Tributoekonomie-3927880.html Wenn nur ein Bruchteil der Zahlen stimmt, aus den Probe-Zeilen zu dem Buch auf TELEPOLIS, die dem Staat und den normalen Bürgern entzogen werden, dann ist es ein riesiger Skandal. Das Problem ist nur, dass wir so gesättigt von Skandalen sind, das Nichts wirklich mehr aufregt.
Solange also die beschriebenen riesigen Geldflüsse am Laufen gehalten werden können, solange werden wohl Beruhigungspillen wirksam bleiben, da ist dann Nichts mit Revolutionen.


Deshalb nimmt Dr. Wozniewskis Meudalismus - Thema so viel Raum auf unserem Forum ein:

(...)

Diese Liste könnte man noch eine ganze Weile fortsetzen. Sie zeigt, dass die vielbeschworenen "freien Märkte" eine Fata Morgana sind, ein sorgsam gepflegter Mythos, der verschleiern soll, dass die Maschinerie der endlosen Geldvermehrung nur noch funktioniert, weil wir sie täglich mit Unsummen aus Steuergeldern subventionieren. Während Staaten rund um die Erde massiv an Ausgaben, vor allem im Sozialbereich, sparen, werden diese Subventionen kaum angetastet, oft sogar ausgebaut.


Wir haben es nicht mit einem rein ökonomischen Kapitalismus - Problem zu tun, sondern mit staatlich generierten quasi - feudalen Gesellschaftsstrukturen.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » Di 25. Feb 2020, 11:05

Ich sehe gerade, dass diese Seite stark eingeschlafen ist, das geht besonders auch an meine Seite.

Dabei fiel mir auf, dass ich die wichtigsten beiden Bücher, die ich in der mehrjährigen Vergangenheit gelesen habe, garnicht vorgestellt habe:

1. Factfulness - (wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist) von dem ehemaligen schwedischen Arzt und UN-Mitarbeiter Hans Rosling mit Sohn und Schwiegertochter als Co-Autoren --- These: wir haben teilweise ein unzutreffenderes Bild von weltweiten Realitäten, als ein Affe, der zufällig unter 3 Antworten die richtige auswählen kann und langfristig auf 33% Treffer kommt. Expertengruppen, die durchschnittlich unter diese 33% geraten, kann man getrost als ahnungslos bezeichnen, wofür er reichlich Beispiele liefert. Waren diese Experten doch so von ihrem Expertentum überzeugt, dass sie bereitwillig diese Tests mitmachten.

2. Warum Nationen scheitern (Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut) von Daron Acemoglu / James A. Robinson, was ich zwar des öfteren zitiert habe aber merkwürdiger Weise nie besprochen habe. Die Autoren schildern die Strukturen, die zwischen Wohlstand und Armut entscheiden, -zum Beispiel anhand von Orten, die nur durch eine Grenze, einem Fluss oder Zugehörigkeit zu andern Volksgruppen getrennt sind.

Wer hat die Bücher auch schon gelesen? Ich hab mir das mal auf die Tätigkeits-Liste geschrieben, wenn ich etwas Zeit übrig habe.
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Re: Buchkritik

Beitragvon Sonnenschein+8+ » Di 25. Feb 2020, 14:33

ich lese gerade das neue Testament. und danach Joyce Meyer,
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Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » So 17. Mai 2020, 14:19

Die Bibel habe ich schon früher, zur "Mittelstufenzeit", gelesen, erstaunt haben mich damals die vielen skurillen Stellen im Alten Testament.

Vor einiger Zeit habe ich versucht, den Koran zu lesen. Es war eine unglaubliche Quälerei, weil nicht wie in der Bibel kleine Geschichten vorkommen, sondern Zusammenhang loses Zeugs und meist als Verbote oder auffordernde Regel. Man stelle sich die übersichtlichen 10 Gebote aufgeweitet auf ein ganzes Buch vor. Nach ca. 2/3 habe ich aufgegeben.
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Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » So 17. Mai 2020, 14:25

Gute Bücher kann man mehrmals lesen, - also unverhofft wieder getroffen, die große

Dorothy L. Sayers (1893-1957) mit „Ein Toter zu wenig“ (engl. Whose Body? – 1930)

Was ich Euch anzeigen möchte, jenseits einem guten Buch, sind erstaunliche Sätze die, in Zeiten von Corona die Aerosole angehend, Respekt einflößen vor den Erkenntnissen der End 20er Jahre:

„Der Untersuchungsrichter, ein Mediziner mit pedantischen Gewohnheiten und phantasieloser Lebensanschauung, kam pünktlich, blickte grämlich über die dichtgedrängte Versammlung und ließ als erstes alle Fenster öffnen, woraufhin ein Strom neblig-feuchter Luft die Köpfe jener Unglücklichen umwehte, die auf der Fensterseite saßen. Das löste einige Bewegung und den einen oder andern Mißfallensruf aus, was der Untersuchungsrichter jedoch mit dem gestrengen Hinweis unterband, daß ein ungelüfteter Saal bei der zur Zeit wieder umgehenden Grippe eine Todesfalle sei; wer etwas gegen geöffnete Fenster habe, dem stehe es schließlich frei, den Saal zu verlassen, und wenn noch irgendwelche weiteren Störungen vorkämen, würde er ihn sowieso räumen lassen."


Ein genialer Hinweis für Corona-Zeiten, wenn wir wieder größere Veranstaltungen zu starten wagen …

Krimis erzählt man schon gar nicht, daher nur die kurzen Hinweise zum Buch:

Es handelt von dem „Serienheld“ Lord Peter Wimsey und seinem Butler Bunter, die zu einem Fall kommen, wo ein Hausherr, der morgens ein Bad nehmen will, einen ihn unbekannten Toten in seiner Badewanne vorfindet, nur mit einem „Kneifer“ bekleidet.

Dieser Held von Sayers ist deshalb für mich von besonderem historischen Interesse, als Sayers ihm die psychischen Folgen eines Kriegsheimkehres des 1. Weltkriegs zuschreibt, von denen es in den 20er und 30er Jahren Millionen in ganz Europa gegeben haben muss. Lord Peter sei im Krieg in einem Schützengraben mehrere Tage verschüttet gewesen und bekommt jetzt immer mal wieder „Nervenzusammenbrüche“. Wenn heute schon posttraumatische Belastungsstörungen Leuten nach einem kurzen Feuergefecht zugestanden werden, dann kann man sich gut vorstellen, mit was für einer „kaputten“ Wählerschaft die jungen Demokratien Europas rechnen mussten, die jahrelang in Schützengräben unter Gas- und Granatangriffen leiden mussten. Da hätten zig Millionen auf die Couch gehört. Da kann ein nachgeborener Moralist noch so viele „hätte – könnte – sollte“ fordern, die Dinge bleiben wie sie gewesen sind. Die größte Unverschämtheit ist aber, unsere Situation mit der damaligen gleich zu setzen und das Wiederkehren damaliger Verhältnisse zu suggerieren.
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Re: Buchkritik

Beitragvon Uel » So 17. Mai 2020, 19:36


das lange versprochene Buch:

Factfulness :D :D :D :D :D
(wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist)
von Hans Rosling (Schweden, inzwischen verstorben) mit Anna Rosling Rönnlund und Ola Rosling ©2018 Ullstein-Verlag


Es ist eines der wichtigsten Bücher, das ich gelesen habe. Hans Rosling war Mediziner und Jahrzehnte lang für die UN tätig. Dabei war er immer erstaunt, wie wenig selbst „Experten“ die Wirklichkeit wirklich kannten. Dabei half ihm das einschneidende Erlebnis als junger Mediziner, dass er mal völlig versagte, nur weil er Dinge als gegeben annahm, weil sie ihm äußerst wahrscheinlich waren, aber nur mit der realen Situation nichts zu tun hatten.

Daher geht er davon aus, dass wir durch Ideologien, verallgemeinerte Erfahrungen, gelenkte Reportagen etc. sehr oft völlig falsche Bilder von der Realität haben. Sein Motto: wir sind oftmals dümmer als Affen. Bei 3 möglichen Antworten kommen willkürlich ankreuzende Affen auf 33% richtige Antworten. Wenn eine Expertenrunde auf unter 10% kommt, dann wirkt sicherlich irgendein ein Mittel der Realitätsverleugnung.

Aufschlussreich ist auch seine Grafik zur "gesellschaftlichen Entwicklung" mit dem durchschnittlichem Jahreseinkommen pro Kopf auf der x-Achse und der durchschnittlichen Lebenserwartung auf der y-Achse und wo die einzelnen Länder da positioniert sind. Der absolute Looser ist die Zentralafrikanische Republik und den Gewinn teilen sich Singapur, Katar oder Luxemburg, je nachdem, ob einem Reichtum oder Lebenserwartung wichtiger sind.

Lösen wir mal sein 3. Beispiel seiner 13 Eröffnungs-Fragen:

In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der in extremer Armut lebenden Weltbevölkerung …
A: nahezu verdoppelt --- B: nicht oder nur unwesentlich verändert oder C: deutlich mehr als halbiert.


Wenn die Schweden auf 25%, die Deutschen auf 6%, die USA auf 5% und die Ungarn auf 2% richtige Antworten kommen, dann sind die Schweden zwar 6 x besser als die Deutschen, aber immer noch schlechter als Affen, die die Fragen willkürlich ankreuzen würden und auf 33% kämen.

Ihr könnt ja mal alle antworten, aber das Länder-Ranking deutet die Lösung schon etwas an.
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Re: Buchkritik

Beitragvon AlexRE » So 17. Mai 2020, 19:54

Logisch, wenn die Länder mit den höchsten Geburtenraten die schlechtesten Werte aufweisen, muss sich der Anteil der Armen verdoppelt haben. Allerdings hat sich die absolute Zahl der in Wohlstand lebenden Menschen meines Wissens auch deutlich vergrößert. Es gibt auch Regionen auf der Welt, die einen wirtschaftlichen Aufstieg geschafft haben. Nur versauen eben wirtschaftlich total perspektivlose Menschen, die 10 ebenso perespektivlose Kinder in die Welt setzen, anstatt ihre Perspektiven zu verbessern, eben jede Statistk.
Der Stuttgarter OB Rommel:

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Re: Buchkritik

Beitragvon Staber » So 17. Mai 2020, 21:27

Das Buch muß ich mir wohl mal ansehen, nur beziehen wir das mal auf Europa:
Der Anteil von Armut betroffener in Europa ist klein. Niemand will arm sein. Soweit kann man das wohl festhalten. Allerdings: die immer noch sehr große Mittelschicht in Europa wird nachweislich kleiner. Die Armut nimmt ohne Frage zu. Was entsteht daraus? Verlustangst. Wegreden wird hier auch nicht helfen.
Oft vergessen wir, wie es bei uns vor einer Generation aussah!
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