Der Fall Pistorius

Hier können aktuelle Themen getrennt voneinander auf gesonderten threads erörtert werden.

Der Fall Pistorius

Beitragvon maxikatze » So 24. Feb 2013, 13:49

Dem Paralympics-Star Oscar Pistorius droht neben der Mordanklage auch eine Klage wegen Besitz einer nicht gemeldeten Waffe. Ausserdem wurde in seiner Wohnung Testosteron gefunden. Somit dürfte wohl klar sein, dass auch der Behindertensport nicht sauber ist.
Das Opfer, seine Freundin Reeva Steenkamp wies zu den Schussverletzungen von seiner Neun-Millimeter-Pistole auch Kopfverletzungen auf, die von dem blutverschmierten Cricketschläger stammen, den die Ermittler fanden.
Nachbarn hörten die Schreie der Frau und Schüsse. Pistorius kann sich also nicht damit herausreden und sagen, dass er Einbrecher vermutete und es ein tragisches Versehen war.

Oscar Pistorius kam gegen Kaution bis zur Verhandlung im Juni frei. Was zu Protesten geführt hat.

Bild

http://www.bild.de/news/ausland/oscar-p ... .bild.html

Es ist der Abend vor Valentinstag. Reeva und Oscar hatten (anders als bisher vermutet!) den Abend gemeinsam verbracht, gehen gemeinsam zu Bett.
Nachts streiten sie heftig. Nachbarn hören lautes Geschrei – es geht um Eifersucht, berichtet die Zeitung „Beeld“ später, Grund ist angeblich ein Sänger (24), der mit Reeva an einer TV-Show teilnahm.
Pistorius ist in Rage, geht offenbar mit einem Cricket-Schläger auf Reeva los, zertrümmert ihr den Schädel! Kurz darauf fällt ein erster Schuss.
Laut der südafrikanischen Zeitung „City Press“ schießt Pistorius mit seiner Pistole (Kaliber neun Millimeter) zuerst im Schlafzimmer auf Reeva. Die schwer verletzte Frau flüchtet im Nachthemd ins Bad, sperrt sich ein. Der „Blade Runner“ folgt ihr – und feuert durch die Badezimmertür drei weitere Schüsse ab.



Link
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
* * *
Bild
Benutzeravatar
maxikatze
Administrator
 
Beiträge: 24123
Registriert: Di 16. Dez 2008, 16:01
Wohnort: Sibirien ;)

Re: Der Fall Pistorius

Beitragvon maxikatze » So 24. Feb 2013, 13:57

Auch Carl Pistorius, der Bruder des Oscar Pistorius, ist nach Berichten südafrikanischer Medien wegen grob fahrlässiger Tötung angeklagt.

http://www.bild.de/news/ausland/oscar-p ... .bild.html

Carl Pistorius müsse sich in einem Gerichtsverfahren wegen eines tödlichen Unfalls im Jahr 2010 rechtfertigen, berichtete der Nachrichtensender eNCA am Sonntag. Die Gerichtsverhandlung sei Ende März angesetzt.
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
* * *
Bild
Benutzeravatar
maxikatze
Administrator
 
Beiträge: 24123
Registriert: Di 16. Dez 2008, 16:01
Wohnort: Sibirien ;)

Re: Der Fall Pistorius

Beitragvon AlexRE » So 24. Feb 2013, 15:24

Das Opfer, seine Freundin Reeva Steenkamp wies zu den Schussverletzungen von seiner Neun-Millimeter-Pistole auch Kopfverletzungen auf, die von dem blutverschmierten Cricketschläger stammen, den die Ermittler fanden.
Nachbarn hörten die Schreie der Frau und Schüsse. Pistorius kann sich also nicht damit herausreden und sagen, dass er Einbrecher vermutete und es ein tragisches Versehen war.

Oscar Pistorius kam gegen Kaution bis zur Verhandlung im Juni frei. Was zu Protesten


Selbst wenn er tatsächlich der Meinung gewesen wäre, auf einen Einbrecher zu schießen, der sich auf die Flucht begeben und im Bad eingeschlossen hatte, wäre das immer noch eine vorsätzliche Tötung eines Menschen ohne Rechtfertigungsgrund, nämlich nach Beendigung einer Notwehrlage. Dass er eine andere Person getroffen hat als die, die er treffen wollte, wäre insoweit rechtlich völlig unerheblich:

http://www.lexexakt.de/glossar/errorino ... ersona.php

Das ist in allen Rechtssystemen so. Es ist also kein Wunder, dass die Aufhebung der U-Haft zu Protesten geführt hat.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
Benutzeravatar
AlexRE
Administrator
 
Beiträge: 28097
Registriert: Di 16. Dez 2008, 15:24

Re: Der Fall Pistorius

Beitragvon AlexRE » Do 11. Sep 2014, 14:46

Dazu fällt mir jetzt überhaupt nichts mehr ein ... :roll:

OSCAR PISTORIUS

Richterin spricht Pistorius von Mordvorwurf frei

Die Beweise der Staatsanwaltschaft reichen nicht aus, sagt Richterin Thokozile Masipa. Sie schloss auch eine Verurteilung des Angeklagten wegen Totschlags aus.

(...)

Auch den Vorwurf des Totschlags wies die Richterin zurück. Pistorius habe offenkundig die Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, dass er "die Person hinter der Tür töten könnte". Möglich ist jetzt nur noch eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung oder ein Freispruch.

(...)


http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-09/oscar-pistorius-mord-totschlag-urteilsverkuendung

"Offenkundig" ist das genaue Gegenteil. Wer durch eine geschlossene Tür in einen so kleinen Raum wie ein Badezimmer schießt, will die Person in dem Raum selbstverständlich treffen.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
Benutzeravatar
AlexRE
Administrator
 
Beiträge: 28097
Registriert: Di 16. Dez 2008, 15:24

Re: Der Fall Pistorius

Beitragvon maxikatze » Do 11. Sep 2014, 18:07

Wer von aussen auf die von innen abgeschlossene Toilettentür 4 mal schiesst, nimmt den Tod des anderen billigend in Kauf. Unverständlich, dass Masipa das beiseite schiebt und das nicht als Mord und noch nicht einmal als Totschlag werten mag.
- Das riecht mir verdammt nach Bestechung! Wer Geld hat, hat auch Macht. In Verbindung mit einem Prozess vor Gericht ist das keine gute Konstellation.
:evil:
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
* * *
Bild
Benutzeravatar
maxikatze
Administrator
 
Beiträge: 24123
Registriert: Di 16. Dez 2008, 16:01
Wohnort: Sibirien ;)

Re: Der Fall Pistorius

Beitragvon AlexRE » Do 11. Sep 2014, 18:36

Das ist nicht gerade eine typische Karriere für korrumpierbare Richter:

Prior to her law career, Masipa worked as a social worker and as a crime reporter, which led to her interest in law. She worked for The World, Post and The Sowetan newspapers and edited the Queen women's supplement of Pace magazine.[6][7][8][9]

In 1998, she was appointed as a judge in the Transvaal Provincial Division (as it was then known) of the High Court of South Africa,[1][10][11] becoming the second black woman to be appointed as a judge in the High Court after Lucy Mailula, who was appointed to the Transvaal Provincial Division of the Supreme Court (as it was then known) in 1995.[12][13][14][15] Masipa has also served in Gauteng's consumer court tribunal,[16] the Estate Agents Board,[17] and the Electoral Court of South Africa.[18][19]

In a 2003 interview with the Judicial Service Commission, Masipa supported greater transparency and interaction with the media to aid the public's understanding of the judicial process.[20] She is one of the seven female South African judges featured in Courting Justice, a 2008 documentary film directed by Jane Lipman.[5][21]


http://en.wikipedia.org/wiki/Thokozile_Masipa

Man kann sich allerdings auch anders als durch Geld korrumpieren lassen oder sich selbst korrumpieren, z. B. über Sympathien und Antipathien:

(...)

"Masipas Auftreten ist typisch für südafrikanische Verhältnisse", sagte James Grant, der Professor für Strafrecht an der Johannesburger Wits University, "die beiden Parteien tragen es untereinander aus, während der Richter nicht dazwischen geht." Doch oftmals würden Richter stärker in eine Verhandlung hineingezogen als Masipa, etwa wenn sie der Befragung und Belästigung von Zeugen Einhalt gebieten, sagt der Kapstädter Anwalt Keith Gess. Es sei offensichtlich, dass der Richterin der aggressive Stil des Staatsanwalts nicht gefalle, meint Gess. Masipa "entscheidet öfter zugunsten von Roux".

Es war auch nicht zu übersehen, dass die Richterin dem Angeklagten während seiner häufigen Zusammenbrüche durchaus Sympathien entgegenbrachte. Zugleich ermahnte sie dessen Anwalt, weil er unablässig einem Hauptzeugen immer wieder die gleiche Frage stellte. Deutlich zeigte sie sich auch gegenüber Journalisten, die sich nicht an die im Gerichtssaal geltenden Regeln halten wollten: "Das hier ist keine Spaßveranstaltung."

(...)


http://www.sueddeutsche.de/panorama/richterin-thokozile-masipa-in-ihren-haenden-liegt-pistorius-schicksal-1.1961751
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
Benutzeravatar
AlexRE
Administrator
 
Beiträge: 28097
Registriert: Di 16. Dez 2008, 15:24

Re: Der Fall Pistorius

Beitragvon maxikatze » Fr 12. Sep 2014, 15:32

Bild


Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Mir kommt es so vor, als ob Richterin Masipa sich grosse Mühe gegeben hat, ein Plädoyer für Oscar vorzutragen. Denn was anderes als Beschwichtigungen sind es doch nicht, oder? Die Zeugen haben sich eben geirrt, wenn sie Schreie, die einer Frau zuzuordnen sind, gehört haben. :roll:
Staatsanwalt Gerrie Nel dürfte das Gesagte bestimmt mit Skepsis und Unzufriedenheit zur Kenntnis genommen haben. - Kein guter Vormittag! Nicht für Reevas Eltern und allen anderen, die das so nicht erwartet haben.

Allgemein sieht Südafrika das milde Urteil skeptisch und unverständlich:
http://web.de/magazine/panorama/oscar-p ... l-30059024
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
* * *
Bild
Benutzeravatar
maxikatze
Administrator
 
Beiträge: 24123
Registriert: Di 16. Dez 2008, 16:01
Wohnort: Sibirien ;)

Re: Der Fall Pistorius

Beitragvon AlexRE » Fr 12. Sep 2014, 15:55

maxikatze hat geschrieben:Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Mir kommt es so vor, als ob Richterin Masipa sich grosse Mühe gegeben hat, ein Plädoyer für Oscar vorzutragen.


Den Eindruck habe ich allerdings auch. Die Behauptung, Pistorius habe "offensichtlich" nicht vorsätzlich gehandelt, steht im Widerspruch zu dessen eigener Aussage:

Prozess gegen Oscar Pistorius: Entscheidung der Richterin empört südafrikanische Juristen

(...)

Juraprofessor Grant von der Universität Wits verwies auf die Möglichkeit des Staates, das Urteil anzufechten. Die Richterin akzeptiere nicht, dass der Beschuldigte jemanden habe töten wollen. "Seine Verteidigung war es, dass er nicht beabsichtigte, ILLEGAL zu töten", schrieb er auf Twitter.


http://www.spiegel.de/panorama/justiz/oscar-pistorius-vor-gericht-experten-kritisieren-richterin-masipa-a-991150.html

Pistorius hatte sich überhaupt nicht dahingehend eingelassen, dass er niemanden verletzen wollte. Seine Verteidigung war ausschließlich auf der Behauptung aufgebaut, dass er einen Einbrecher in dem Badezimmer vermutet hätte. Wenn sich aber ein Einbrecher auf der Flucht einschließt, geht von ihm keine akute Gefahr für Leib und Leben des Hausbesitzers aus. Ein Freispruch wegen Putativnotwehr (= irrtümlich angenommene Notwehrlage) kam also nicht in Betracht.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
Benutzeravatar
AlexRE
Administrator
 
Beiträge: 28097
Registriert: Di 16. Dez 2008, 15:24

Re: Der Fall Pistorius

Beitragvon Staber » Fr 12. Sep 2014, 18:25

"in dubio pro reo" sollte ein unangetastes Gut bleiben.
Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller als Ströme von Blut zu vergießen.
Lord George Gordon Noel Byron
Gesund bleiben !
Gruß Staber
Benutzeravatar
Staber
 
Beiträge: 12156
Registriert: Do 21. Apr 2011, 12:43
Wohnort: Bremen

Re: Der Fall Pistorius

Beitragvon AlexRE » Fr 12. Sep 2014, 18:43

Staber hat geschrieben: "in dubio pro reo" sollte ein unangetastes Gut bleiben.


Damit sind Zweifel gemeint, die bei objektiver und verständiger Würdigung des Sachverhalts verbleiben. In diesem Fall hat die Richterin den vom Angeklagten eingeräumten Vorsatz wegphantasiert. Das ist eine ganz andere Baustelle als "in dubio pro reo".
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
Benutzeravatar
AlexRE
Administrator
 
Beiträge: 28097
Registriert: Di 16. Dez 2008, 15:24

Nächste

Zurück zu Weitere aktuelle Themen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 123 Gäste