Schweiz

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Re: Schweiz

Beitragvon Sonnenschein+8+ » So 9. Feb 2014, 20:20

ich habe das grad auf fb gefunden:

ein User schreibt:

Ich musste grinsen - weil sich die Initiative in erster Linie gegen den Zuzug der Deutschen richtet. Na ja, zum Glück steht da kein Umzug an


eine andere schreibt:

Ich bin ja gespannt, wie viel Bayern und Baden Württemberger das auch hier wollen, und sich aber beschweren, dass sie nicht mehr in die Schweiz arbeiten können.


hihi und ein anderer schreibt:

Oh mei. Wann zieht Horst nach?


es bezieht sich auf diesen Artikel:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/g ... 52390.html
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Re: Schweiz

Beitragvon AlexRE » Mo 10. Feb 2014, 00:27

Die Initiative wurde in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz gewonnen, die frankophonen Schweizer haben sie abgelehnt:

Die Schweiz ist ein geteiltes Land

(...)

Am Ende des Abstimmungskrimis steht ein geteiltes Land, bei dem der deutschsprachige Teil klar für eine Einschränkung der Zuwanderung plädiert, während der frankophone Teil gegen die Initiative abstimmte. Damit verschärft sich die Drift nördlich und südlich des Röstigrabens, die die Handlungsfähigkeit eidgenössischer Politik belastet. Die Schweiz muss ihre Nähe zur EU neu justieren. Ein "Weiter-so" ist keine Option.

(...)

Bild


http://www.welt.de/debatte/kommentare/article124686270/Die-Schweiz-ist-ein-geteiltes-Land.html

Das finde ich etwas erstaunlich, angesichts des derzeit besonders hohen Steuerdrucks in Frankreich müssten normalerweise mehr Franzosen in die Westschweiz drängen als Deutsche in die Nordschweiz ... :?:
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Schweiz

Beitragvon Livia » Mo 10. Feb 2014, 10:28

In der deutschen Öffentlichkeit kommen die lautesten Kritiker dieses Volksentscheids aus Milieus, die selber allzu gern Gentrifizierung oder Entwicklungen wie etwa die Schwaben-Migration in Berliner Altbauvierteln beklagen. Sie sollten die urdemokratische, multikulturelle Schweiz mit mehr Respekt bei ihrem Weg betrachten.


Alex schrieb
Das finde ich etwas erstaunlich, angesichts des derzeit besonders hohen Steuerdrucks in Frankreich müssten normalerweise mehr Franzosen in die Westschweiz drängen als Deutsche in die Nordschweiz ... :?:


In den letzten Jahren kamen viele vor allem reiche Franzosen in die Schweiz. Sie kauften Villen und Schlösser kamen mit der ganzen Familie hierher. Ob sich der Zustrom gemildert hat weiss ich leider nicht.

Westdeutsche Zeitung: Dieses Votum ist kein Schweizer Phänomen = von Lothar Leuschen

Düsseldorf (ots) - Die Schweizer haben gesprochen: weniger Einwanderung, weniger Europa, mehr Schweiz. Das wenn auch knappe Ergebnis der Volksabstimmung im Land der Eidgenossen lässt weit über die Grenzen des kleinen, wohlhabenden Staates aufhorchen.
Deshalb sollte die Politik außerhalb der Schweiz nun auch nicht die Nase rümpfen über die seltsamen Eidgenossen, die mal wieder stur ihren eigenen Weg gehen wollen. Dort ist die Lage eine andere als überall sonst in Europa. Wenn jeder vierte Einwohner Ausländer ist, ergibt sich auf das Thema Zuwanderung ein ganz anderer, vielleicht viel ängstlicherer Blick. Die Schweiz ist aber nicht Deutschland. Hier liegt der Ausländeranteil bei neun Prozent, die Ressentiments sind im Verhältnis aber ähnlich ausgeprägt wie beim kleinen Nachbarn. Die Schweiz wendet sich ab von der EU. Sie kann das, weil sie nicht Mitglied ist. Deutschland kann das nicht. Deshalb ließe keine Bundesregierung das Volk über Zuwanderung abstimmen, selbst wenn das möglich wäre. Das entbindet die Politiker in Berlin aber nicht von der Pflicht, ideologiefrei über dieses Thema zu sprechen. Auf dass ein Weg gefunden werde, den die Bürger mitgehen können.


http://www.finanznachrichten.de/nachric ... en-007.htm

Die Kritik aus ganz Europa ist zu verstehen. Würde man in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien etc. auch darüber abstimmen, wäre das gleiche Resultat möglich. Nur will das niemand wahrhaben. Verschiedene Politische Kreise aus dem In- und Ausland geben zu bedenken, dass diese Abstimmung gerade in Brüssel Angst einjagt, weil diese Überfremdung nicht nur bei uns so ist. In der Schweiz sind 23% der Bevölkerung Ausländer aus mehr als 30 Nationen, die Asylanten und Papierlosen nicht mitgezählt. Die höchste Rate gegenüber den EU-Länder überhaupt, das wird immer in den Hintergrund gestellt.
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Re: Schweiz

Beitragvon maxikatze » Mo 10. Feb 2014, 15:56

Die Kritik aus ganz Europa ist zu verstehen. Würde man in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien etc. auch darüber abstimmen, wäre das gleiche Resultat möglich. Nur will das niemand wahrhaben. Verschiedene Politische Kreise aus dem In- und Ausland geben zu bedenken, dass diese Abstimmung gerade in Brüssel Angst einjagt, weil diese Überfremdung nicht nur bei uns so ist. In der Schweiz sind 23% der Bevölkerung Ausländer aus mehr als 30 Nationen, die Asylanten und Papierlosen nicht mitgezählt. Die höchste Rate gegenüber den EU-Länder überhaupt, das wird immer in den Hintergrund gestellt.


Unter Demokratie verstehe ich, dass Mehrheitsentscheidungen akzeptiert werden, auch wenn sie einem eventuell nicht gefallen und die man missbilligt.
Politiker, die mit Argumenten wie " Knapp 50 Prozent der Schweizer bleiben unsere Freunde“ daherkommen, sollten eigentlich wissen, dass das Volk Herr im Hause ist. Einige deutsche Politiker argumentieren sogar bis zur Erpressung und mit der Toleranz anderer Meinungen scheint es nicht weit her zu sein:

O-Ton Niels Annen, außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag:
Das Ergebnis des Volksentscheids ist eine große Enttäuschung. Wir erleben in den wirtschaftlich prosperierenden Teilen Europas eine gefährliche Tendenz zur Abschottung und zum engstirnigen Nationalismus. Dies kann nicht ohne Konsequenzen bleiben. Europa kann und wird das Prinzip der Freizügigkeit nicht aufgeben. Die schweizerische Regierung wird nun mit diesem Ergebnis umgehen müssen und ihren Partnern in Europa mitteilen, was sie zu tun gedenkt. Wenn diese Maßnahmen mit den Prinzipien des europäischen Binnenmarktes und den europäischen Verträgen nicht vereinbar sind, werden wir neu verhandeln müssen.


Was hat denn die Regelung der Zuwanderung mit einem offenen Binnenmarkt zu tun?
Lest auch bitte die Gastkommentare dazu:
http://www.focus.de/politik/ausland/deu ... 03449.html
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
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Re: Schweiz

Beitragvon AlexRE » Mo 10. Feb 2014, 16:15

maxikatze hat geschrieben:Was hat denn die Regelung der Zuwanderung mit einem offenen Binnenmarkt zu tun?
Lest auch bitte die Gastkommentare dazu:
http://www.focus.de/politik/ausland/deu ... 03449.html


Wenn man eine reine These als Erklärung verkauft, lässt es sich natürlich bequem diskutieren:

(...)

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt:

„Das Schweizer Votum der Abschottung ist enttäuschend. Es hat Folgewirkungen für die grundsätzliche Beziehung zwischen der Schweiz und der Europäischen Union. Das Abkommen über die Personenfreizügigkeit kann nicht losgelöst aufgekündigt werden. Die Schweizer Regierung wird nun erklären müssen, wie sie zu den anderen bilateralen Abkommen steht, die damit untrennbar verbunden sind. Wo Waren die Grenzen frei passieren dürfen, muss das auch für Menschen gelten.

(...)


In Wahrheit hat es schon immer Freihandelszonen ohne Personenfreizügigeit gegeben. Genauso könnte man einfach mal so behaupten, dass ein freier Warenverkehr auf Dauer eine gemeinsame Währung erforderlich macht, ohne das näher zu begründen.
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Re: Schweiz

Beitragvon AlexRE » Mo 10. Feb 2014, 18:14

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Re: Schweiz

Beitragvon Staber » Mo 10. Feb 2014, 18:21

Die Initiative wurde in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz gewonnen,


Tja , dann sollte man bei uns auch mal anfangen so eine Volksbefragung zu starten. Man kann ja in Bayern anfangen. ;) :lol:
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Re: Schweiz

Beitragvon AlexRE » Mo 10. Feb 2014, 19:10

Staber hat geschrieben:
Die Initiative wurde in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz gewonnen,


Tja , dann sollte man bei uns auch mal anfangen so eine Volksbefragung zu starten. Man kann ja in Bayern anfangen. ;) :lol:


Hier würde das vermutlich anders ausgehen, die Schweiz hat ja nicht so geniale Journalisten, wie sie Herr Pirincci beim Spiegel verortet ... ;)

Akif Pirinçci

KATASTROPHE: SCHWEIZER WOLLEN SICH NICHT MEHR VON JEDEM DAHERGELAUFENEN FICKEN LASSEN!

SPON liefert eine exzellente Analyse, weshalb die doofen Schweizer gestern für eine Begrenzung der Zuwanderung votiert haben. Denn im Gegensatz zu den Alpen-Heinis sitzen bei SPON lauter Genies rum, welche nur auf eine Stelle im Atlas gucken müssen, um sie mental zu sezieren.

(...)


https://www.facebook.com/akif.pirincci/posts/662425503798674
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Re: Schweiz

Beitragvon AlexRE » Mo 10. Feb 2014, 19:30

Pirinccis Text habe ich mal in den Spiegel - Kommentaren verlinkt. ;)

Die Genialität des Spiegel - Journalisten

... gewürdigt durch Akif Pirincci sollte man den hiesigen Lesern wirklich nicht vorenthalten ;)

>> KATASTROPHE: SCHWEIZER WOLLEN SICH NICHT MEHR VON JEDEM DAHERGELAUFENEN FICKEN LASSEN!

SPON liefert eine exzellente Analyse, weshalb die doofen Schweizer gestern für eine Begrenzung der Zuwanderung votiert haben. Denn im Gegensatz zu den Alpen-Heinis sitzen bei SPON lauter Genies rum, welche nur auf eine Stelle im Atlas gucken müssen, um sie mental zu sezieren.

(...) <<
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Re: Schweiz

Beitragvon AlexRE » Mo 10. Feb 2014, 19:50

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