Aus einem Artikel zu den Gedenkfeiern anlässlich des 15. Jahrestages des Brandanschlags von Mölln:
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Auch Faruk Arslan, der bei dem Anschlag seine Mutter Bahide und seine Tochter Yeliz verlor und heute in Hamburg lebt, ist ein unbequemer Partner. Er würde sich das Gedenken "natürlich anders wünschen", mit mehr Teilnehmern. Eine konkrete Vorstellung hat er nicht. Er hat sich schon mehrmals über mangelnde Hilfe nach dem Anschlag und über Schikane durch Ämter beklagt.
In Mölln gilt Arslan als schwierig, man weist gerne auf seine Vorstrafen hin. Er tauche einmal im Jahr zur Gedenkfeier auf mit "einem riesigen Anspruch", sagt Marc Sauer, der seit vielen Jahren ehrenamtlich für den Verein "Miteinander leben" gegen Fremdenfeindlichkeit arbeitet. "Dadurch, dass er Opfer wurde, ist er nicht zum besseren Menschen geworden", sagt Sauer.
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http://www.sueddeutsche.de/politik/moel ... 1.788533-2Und das von einem prototypischen "Gutmenschen" ...
Ich habe auf dem
deutsch - türkischen Forum politiopia.de einen Beitrag dazu geschrieben:
korkutdede hat geschrieben:Zum Vater der getöteten Kinder sagt Marc Sauer: "Dadurch, dass er Opfer wurde, ist er nicht zum besseren Menschen geworden"
Das wundert mich nicht. Für Leute, die schwere Verbrechen als soziale Unfälle verbuchen und wie jede andere Unfallstatistik verwalten wollen, um das Eskalationspotential des Konfliktstoffes klein zu halten, sind Opfer - Hinterbliebene mit eigener Meinung sehr störend. Dummerweise kann man die ja im Gegensatz zu den Tätern nicht mit Strafnachlässen bestechen, sich irgendwelche versöhnlichen Äußerungen zusammenzulügen.
Das gilt allerdings nicht nur für Opfer politisch motivierter Gewaltkriminalität, sondern für alle Gewaltopfer. Besonders augenfällig wird das Misstrauen und die allgemeine Aggressivität in der Gesellschaft gegen Gewaltopfer, wenn die Justiz ganz offenkundige Notwehrsituationen verleugnet, weil man aus diesem dumpfen Misstrauen heraus bei jedem, der sich nicht in seine Opferrolle schicken will, eine Neigung zur Selbstjustiz wittert.