Grundrechte in den USA

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Grundrechte in den USA

Beitragvon AlexRE » Mi 7. Nov 2012, 21:23

Das ging heute durch die Medien:

Strafe für Verkehrsvergehen

Amerikanerin muss "Idiotin"-Schild tragen

Laut Gerichtsbeschluss muss sich eine Frau aus Cleveland öffentlich an den Pranger stellen und ein Schild mit der Aufschrift "Idiotin" tragen. Sie war mit ihrem Auto einen Bürgersteig entlang gefahren, ein Busfahrer filmte sie bei dem Vergehen.

(...)


http://www.spiegel.de/panorama/strafe-a ... 65927.html

Solche Pranger - Geschichten aus den USA habe ich schon öfters gelesen. Ebenso wie in Sachen Todesstrafe scheint es dort wirklich ein fundamental anderes Verständnis grundsätzlicher Rechtsfragen als in fast allen anderen Demokratien der Welt zu geben.

Das wiederum wirft m. M. n. die Frage auf, ob es nicht aus verfassungsrechtlicher Sicht sehr problematisch ist, wenn die Streitkräfte von Ländern mit hochentwickeltem Grundrechtsverständnis auf engem Raum mit amerikanischen "Weltpolizei" - Truppen in Krisengebieten zusammenwirken.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Grundrechte in den USA

Beitragvon DJ_rainbow » Mi 7. Nov 2012, 21:40

Auf ihre Art sind die Amis nur ehrlicher: Sie gaukeln ein "hochentwickeltes Grundrechtsverständnis" gar nicht erst vor. Das unterscheidet sie von unseren Grundrechtsverrätern.
In der Demokratie mästen sich Sozialisten in Parlamenten. Im Sozialismus hungern Demokraten in Zuchthäusern und Arbeitslagern.

Modi bei http://www.radio-xtream.de

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Re: Grundrechte in den USA

Beitragvon AlexRE » Mi 14. Nov 2012, 15:28

Wenigstens hat die die Frau das Rattenspiel nicht so mitgespielt, wie es der richterliche Verfassungsverräter (die US - Verfassung verbietet "außergewöhnliche und / oder grausame" Strafen ausdrücklich) und der schmierige mediale Mob es gerne gehabt hätte:

"Sie hätte einfach nur ein paar Sekunden auf den Bus warten müssen", zitiert der Sender "Fox 8 News" die Passantin Lisa Kelley. "Sie hätte auch eine andere Straße nehmen können. Jetzt schaut sie euch an, wie sie da als Idiot an der Ecke steht, gekleidet in Schwarz und mit Sonnebrille, damit niemand sie sieht."

Als ein Reporter des Senders Hardin das Mikrofon unter die Nase hält und ihr eine Entschuldigung entlocken will, dreht sie den Kopf weg. Auch Hardins Mutter, die in einem Auto in Sichtweite auf ihre Tochter wartete, wollte nichts sagen.

Hardin selbst versucht während der Stunde, ihre Umgebung zu ignorieren. In ihrer freien Hand hielt sie abwechselnd Zigaretten und ihr Handy, in die Ohren hatte sie sich Kopfhörer gesteckt.


http://www.spiegel.de/panorama/justiz/i ... 67153.html

Ich kann mich nur wiederholen: Europäische Streitkräfte, die ohne strikte räumliche Trennung von den Soldaten, die eine derart degenerierte und die eigenen (Verfassungs-) Wertmaßstäbe verratende Kultur wie die us-amerikanische hervorbringt, an internationalen Militäreinsätzen teilnehmen, können dabei selbst keine weiße Weste behalten.
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Re: Grundrechte in den USA

Beitragvon Staber » Mi 14. Nov 2012, 17:10

Was ist denn ein Mensch, den ein haltender Bus stört und um nicht halten zu müssen, auf den Bürgersteig ausweicht? Da es sich hier um einen Schulbus und Kinder handelte, hätte ich das Wort "Vollidiot" für angebrachter empfunden. Menschen mit Schildern um den Hals an die Straße zu stellen, hatten wir hier in Deutschland auch schon Mal!
Aber das sind keine Zeiten und Sachen auf die wir heute stolz sind. Justiz sollte anders aussehen.
Wenn das Amerikaner machen, dann ist das höchstens komisch! Wäre das in Deutschland passiert, dann wäre ein Schwall der Entrüstung durchs Lands gebraust, dass dies an die Methoden der NSDAP erinnern würde, oder wären.... ;)

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Re: Grundrechte in den USA

Beitragvon Livia » Mi 14. Nov 2012, 17:14

Alex hat geschrieben
Ich kann mich nur wiederholen: Europäische Streitkräfte, die ohne strikte räumliche Trennung von den Soldaten, die eine derart degenerierte und die eigenen (Verfassungs-) Wertmaßstäbe verratende Kultur wie die us-amerikanische hervorbringt, an internationalen Militäreinsätzen teilnehmen, können dabei selbst keine weiße Weste behalten.


Amerika, das Land der extremen Möglichkeiten. Ich hätte diese Strafe so nicht gemacht. Wenn man im Auto einen Kaffee trinkt und sich dabei verbrennt, kann man den Verkäufer des Kaffees auch verklagen. Einfach Hirntot.

Mein PW ist auch Dummsicher ausgestattet, weil die Amis das so wollen. Will ich den Rückwärtsgang einschieben, muss ich auf die Bremse stehen, sonst kann ich nicht rückwärtsfahren. :lol:
Viele Leute würden bereitwillig zugeben, dass sie sich langweilen; aber kaum einer würde zugeben, dass er langweilig ist.

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Re: Grundrechte in den USA

Beitragvon GasGerd » Mi 14. Nov 2012, 18:04

"Wenn Richter kreativ werden":

Die Amis scheinen wirklich ein Riesenproblem mit der Einhaltung ihrer eigenen Spielregeln (Verfassung) zu haben. Neben besonders grausamen Strafen sind nämlich auch ungewöhnliche Strafen durch den 8. Zusatzartikel als Verletzung der Menschenwürde indiziert:

http://de.wikipedia.org/wiki/8._Zusatzartikel_zur_Verfassung_der_Vereinigten_Staaten

Ich glaube kaum, dass Prangerstrafen für Verkehrsverstöße da "gewöhnlich" im Sinne des 8. Zusatzartikels sind. Wenn Angehörigen aller gesellschaftlichen Gruppen in solchen Fällen etwas anderes als Geldstrafen und Fahrverbote drohen würde, hätte man davon auch in Europa schon öfters gelesen.

Die Dame auf dem Foto sieht auch ziemlich dunkelhäutig aus. Wenn nur Schwarze von so einer richterlichen "Kreativität" bedroht sind, wäre das erst recht ein klarer Verfassungsverstoß.


http://meinungen.gmx.net/forum-gmx/post/16837073?sp=175#jump
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Re: Grundrechte in den USA

Beitragvon AlexRE » Mi 20. Feb 2013, 23:23

Ein kleines Missgeschick, das an ein großes Missgeschick der Demokratiegeschichte erinnert:

Verwaltungspanne

Mississippi schafft Sklaverei erst jetzt ab

Im US-Bundesstaat Mississippi ist wegen einer Verwaltungspanne erst in diesem Monat die Sklaverei offiziell abgeschafft worden. Jahrelang haben die Behörden den Fauxpas nicht bemerkt – erst ein Professor hat sie darauf gebracht.

(...)


http://www.focus.de/politik/ausland/usa/verwaltungspanne-mississippi-schafft-sklaverei-erst-jetzt-ab_aid_923921.html

Damit meine ich, dass sich auch in einer stabilen Demokratie Unrecht bis hin zu Sklaverei, Folter usw. etablieren kann, wenn das Staatsvolk sich als "Mehrheitstyrann" geriert.

Sklaverei gab es auch in der Wiege der Demokratie, im antiken Athen:

http://archaeolet.de/themen/antikema/sklaverei-im-antiken-athen/
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Re: Grundrechte in den USA

Beitragvon Staber » Mi 20. Feb 2013, 23:50

@Alex
Ein kleines Missgeschick, das an ein großes Missgeschick der Demokratiegeschichte erinnert:



Irgendwie wird immer übersehen (oder unterschlagen?) wer die Verkäufer waren. Liegt vielleicht daran, dass die unbequeme (aus Sicht schwarzer Aktivisten, die dem Motto "es ist niemals genug" folgen) Wahrheit darüber ist nämlich: Es waren (hauptsächlich) andere Schwarze! Abgesehen davon gab es Sklaverei (nicht nur von Schwarzen) zu der Zeit schon sehr, sehr lang. Es ist also kein ureigenstes amerikanisches Phänomen und auch keine Last, die Amerika alleine tragen muss. Auch wird gerne ausgelassen, dass ein Sklave sehr, sehr teuer war und daher die meisten nicht absichtlich zerstörerisch behandelt wurden.
Und um den Kommentaren vorzugreifen: All dies soll in keiner Weise ein Versuch einer Rechtfertigung von Sklaverei sein. Aber man sollte einige Fakten auch nicht einfach unter den Teppich kehren.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sklavenhandel

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Re: Grundrechte in den USA

Beitragvon AlexRE » Do 21. Feb 2013, 00:28

Ich meinte das nicht als USA - bashing, sondern als Hinweis darauf, dass ein demokratisches System für sich allein genommen noch keine Garantie für Rechtsstaatlichkeit und damit für Frieden ist. Deshalb habe ich ja auch noch die Sklavenhaltung im antiken Athen erwähnt.
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Oberst Gregory D.Gadson meldet sich zum Dienst

Beitragvon Staber » Fr 19. Apr 2013, 13:58

Oberst Gadson ist einer von 31.000 US-Soldaten, die körperlich verwundet worden sind.Nach einer Explosion eines improvisierten Sprengsatzes im Mai 2007 in Bagdad mussten ihn beide Beine amputiert werden.
Jetzt kommandiert er Fort Belvoir einen Standort des Heeres in Virginia mit 47000 Soldaten.
Meine Hochachtung!
http://www.nationalgeographic.de/report ... imageId=11
http://en.wikipedia.org/wiki/Gregory_D._Gadson
zurueck-ins-leben-5428.jpg


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