Pleitewelle in der Zeitarbeitsbranche?

Hier wird das wirtschaftspolitische Profil für die Zeit nach der 2. Parteigründung diskutiert.

Pleitewelle in der Zeitarbeitsbranche?

Beitragvon AlexRE » Mi 15. Dez 2010, 14:37

Das wird ein teurer Spaß:

Das Bundesarbeitsgericht hat die Tarifverträge einer Pseudo-Gewerkschaft für nichtig erklärt. Viele Zeitarbeiter erhalten nun mehr Lohn – möglicherweise sogar rückwirkend.

(...)

Auf die Unternehmen dagegen kommen mehrere Hundert Millionen, wenn nicht gar einige Milliarden Euro an zusätzlichen Kosten zu. Sie müssen künftig höhere Löhne zahlen. Mehr noch: Möglicherweise werden auch bisher nicht gezahlte Sozialabgaben fällig. Darüber aber hat das Gericht noch nicht entschieden.


Quelle: welt.de

Natürlich hat das Gericht über die rückwirkend anfallenden Löhne und SV - Abgaben nicht entschieden, das war ja keine Leistungsklage eines Arbeitnehmers, sondern ein gemeinsam von der Gewerkschaft Ver.di und dem Land Berlin angestrengtes Verfahren zur Feststellung der Nichtigkeit dieser Tarifverträge.

Wenn ein Vertrag oder Tarifvertrag für nichtig erklärt wird, bedeutet das aber das "Nichtvorhandensein" von Anfang an. Es bleibt gar nichts anderes übrig, als die gegenseitig erbrachten Leistungen rückabzuwickeln oder eine Gegenleistung neu zu bewerten, wenn man wie im Fall der Arbeitsleistung nicht rückabwickeln bzw. zurückgewähren kann.

Also steht jetzt schon fest, dass auf die betroffenen Firmen Milliardenforderungen zukommen und wahrscheinlich viele oder gar die meisten in Insolvenz gehen werden.

Das kommt eben davon, wenn nicht "Systemrelevante" die blindwütige Profitmaximierung von Bankstern & Co. nachäffen, für die wird kein Rettungspaket geschnürt werden.
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Re: Pleitewelle in der Zeitarbeitsbranche?

Beitragvon AlexRE » Mi 15. Dez 2010, 19:20

Zwei Beiträge vom privaten Forum von Teilnehmern, die nur dort registriert sind:

GasGerd hat geschrieben:Zu dem BAG - Urteil gibt es auch einen gmx - thread, da habe ich heute das hier geschrieben:

Aus der thread - Einleitung:

"Das BAG hat die Tarifverträge einer Pseudo-Gewerkschaft für nichtig erklärt. Viele Zeitarbeiter erhalten nun mehr Lohn – möglicherweise sogar rückwirkend."

Nicht mur möglicherweise, wenn ein Vertrag oder Tarifvertrag für nichtig erklärt wird, heißt das, dass er nie vorhanden war, von Anfang an nicht. Im Arbeitsrecht kann dann hinsichtlich der in der Vergangenheit erbrachten Leistungen / Gegenleistungen nicht geurteilt werden, dass diese zurückzugewähren sind, das geht ja bei der Arbeitsleistung nicht. Also müssen die Arbeitsgerichte jetzt die nichtigen Verträge durch rechtmäßige nach dem equal pay - Prinzip ersetzen und auf die ZA - Firmen kommen gewaltige Nachforderungen an Löhnen und Sozialversicherungsbeiträgen zu.

Das wird massenhaft Pleiten verursachen, dafür sind aber die Möchtegern - Trickser, die legal / illegal / sch....egal ohne Rücksicht auf den rechtlichen Rahmen oder gar ein Minimum von Anstand immer den kürzesten Weg zu den maximalen Profiten nehmen wie ein ausgehungerter Köter den kürzesten Weg zur Wurst nimmt, ganz allein veranwortlich.



Bettmaen hat geschrieben:Die Pseudo-Gewerkschaft ist eine christliche Gewerkschaft. Die Pfaffen hatten schon immer ein Herz für die Reichen und Mächtigen und den mahnenden Zeigefinger für die "Schäfchen".

Wer immer noch in den Kirchen ist und sein sauer verdientes Geld diesen Kirchen in den Rachen wirft, dem ist nicht zu helfen.
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Re: Pleitewelle in der Zeitarbeitsbranche?

Beitragvon AlexRE » Mo 10. Jan 2011, 13:18

Bettmaen hat geschrieben:Wenn es eine Pleitewelle geben sollte, gründen die Pleitiers einfach neue Firmen. Oder ist das zu naiv?

Jedenfalls kommt Bewegung in die Sache, von denen die Zeitarbeiter profitieren werden. So sprechen sich sogar hochrangige Christdemokraten für einen gesetzlichen Mindestlohn aus. Es scheint nur noch um die Höhe dieses Lohnes zu gehen.


Wenn die Ursache einer Insolvenz von außen kommt (Veränderungen des Marktes oder der rechtlichen Rahmenbedingungen), nehmen Insolvenzverwalter und Justiz die Gesellschafter / Geschäftsführer erst gar nicht groß unter die Lupe. Einer baldigen Neugründung bzw. Gründung einer Auffanggesellschaft noch vor der Insolvenz steht dann nichts im Wege. Es ist also durchaus mit vielen Neugründungen im Zuge einer zu erwartenden Pleitewelle zu rechnen.

Dass sich jetzt auch konservative Politiker für einen gesetzlichen Mindestlohn aussprechen, hat m. M. n. damit zu tun, dass ihre Unternehmer - Klientel von diesem Jahr an von neuer Konkurrenz aus dem Osten bedroht ist, die Arbeitsmarktbeschränkungen für Polen fallen weg und polnische Firmen können mit ihren eigenen Leuten direkt als Wettbewerber auftreten.
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Re: Pleitewelle in der Zeitarbeitsbranche?

Beitragvon AlexRE » Mi 20. Apr 2011, 10:44

Jetzt geht`s los, die erste Zeitarbeitsfirma aus dem Kreis der von dem BAG - Urteil zur Nichtigkeit der CDA - Tarifverträge betroffenen Unternehmen wurde zu 13.200 Euro Lohnnachzahlung verurteilt:

Gleicher Lohn: Leiharbeiterin bekommt 13 200 Euro

(...)

Die Zeitarbeitsfirma hatte die Forderungen als unbegründet zurückgewiesen. Der Hinweis der Firma, der Klägerin den mit den christlichen Gewerkschaften ausgehandelten Tariflohn der Branche gezahlt zu haben, ging ins Leere. Denn diesen Tarifvertrag hatte das Bundesarbeitsgericht als unzulässig gekippt. Offen blieb, ob die Arbeitgeberin das Urteil anfechten wird.


http://www.justiz.nrw.de/JM/Presse/dpa_ticker/DPA_19047/index.php
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