Die unbequeme Wahrheit zur Suchtproblematik in Deutschland

Hier können Beiträge zu dem gesamten Themenkomplex von der Finanzierung des Gesundheitswesens bis zu speziellen Gesundheitsrisiken geschrieben werden.

Die unbequeme Wahrheit zur Suchtproblematik in Deutschland

Beitragvon Santo » Mo 9. Aug 2010, 16:26

Die stetig steigende, vielschichtige und vielgestaltige Abhängigkeitsproblematik hat inakzeptablen Einfluss auf alle möglichen Lebensbereiche in unserer Gesellschaft gewonnen. Das macht es dringend erforderlich Einsicht in die Problematik zu fördern, sowie Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, die dem Problem zugrunde liegende Situation wirksam zu verbessern, um einem weiteren Zerfall sozialer Strukturen in dieser Gesellschaft aktiv entgegen zu wirken.

Die ungeschminkte Wahrheit kann manchmal sehr schmerzhaft sein. Doch wenn sich in diesem Land jemals irgendwann etwas zum Positiven bewegen soll wird man den unbequemen Wahrheiten direkt ins Auge sehen müssen oder sollte sich schnellstens von dem Gedanken verabschieden, dass etwas besser werden könnte.
Weichzeichen, Verdrehen, Verharmlosen, Vertuschen und ähnliche Vorgehensweisen haben in dieser Permissivgesellschaft scheinbar sämtliche positiven Strömungen zerstört. Bei einer Permissivgesellschaft handelt es sich um eine solche in der Dinge, welche verboten sein müssten erlaubt sind oder, so sie verboten sind, deren Einhaltung kaum oder gar nicht kontrolliert wird, eine nachgiebige "Weichzeichnergesellschaft" eben, in der Konsequenzen fehlen, wo diese dringend erforderlich wären.

Wie soll sich unter folgenden Bedingungen irgendetwas zum Besseren wenden?

17.000.000 Raucher, von denen die meisten nikotinabhängig sein dürften,
http://gesundheit.aol.de/Krankheiten-Le ... 859-0.html ,
3.000.000 Alkoholabhängige, rund
200.000 Opioidabhängige (Morphin, Heroin und weitere Derivate),
nicht zu vergessen Kokain-, Designerdrogen-, Tabletten- und Medikamentenabhängige, Spielsüchtige, etc. ...

Selbst unter günstigen Voraussetzungen kann man davon ausgehen, dass etwa 25 % der deutschen Bevölkerung in irgendeiner Form "suchtkrank", also abhängigkeitserkrankt ist. Das sind mehr als bedenkliche Zahlen, insbesondere da diese bei der jüngeren Generation stark im Ansteigen begriffen sind.

Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Todesfälle durch legale Drogen wie Alkohol und Nikotin diejenigen durch illegale Drogen deutlich übersteigen und neben den zerstörerischen gesellschaftlichen Folgen einen volkswirtschaftlich inakzeptablen Schaden verursachen, 40 Mrd. jährlich allein durch Alkohol...
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/ ... l__pm.psml
Allein 140 000 Tote jährlich in Deutschland, zurückzuführen auf das Rauchen.
http://www.focus.de/gesundheit/gesundle ... 29969.html

Abhängigkeit ist oftmals Ausdruck eines Kompensationsverhaltens der Verleugnung eigener Schwächen, eines mangelnden Selbstwertgefühls und vieler weiterer Faktoren von "Unsicherheiten" im eigenen Leben und schafft definitiv niemals einen Ausweg aus diesen zugrunde liegenden Problemen, welche noch auf einer nicht unerheblichen Zahl weiterer Faktoren beruhen können, wie (selten) genetischen, sozio-kultutrellen Umweltbedingungen (inner- oder extra-familiär), etc..
Mehr als 80% der abhängigen Raucher schaffen es nie damit aufzuhören. Ob Hypnose, Nikotinpflaster, Entspannungstechniken und andere Entwöhnungsformen schaffen nur kurzfristig eine Abstinenz. Die Meisten werden danach wieder rückfällig... Das zeigt wie schwer es ist sogar eine scheinbar "einfache" Sucht wieder loszuwerden. Oder sind wir tatsächlich so schwach?

Eine Gesellschaft, die nicht nur legalen Drogen wider besseres Wissen um deren Gefährdungspotential eine gesellschaftlich akzeptierte Stellung einräumt, sondern Ihre Mitglieder zum Teil auch noch zu deren Konsum nötigt (insbesondere Alkohol), damit diese gesellschaftliche Akzeptanz erfahren können, kann sich meines Erachtens weder fortschrittlich, noch in irgendeiner Weise weit entwickelt nennen. Was derzeit auf diesem Sektor stattfindet ist nicht nur in höchstem Maß selbstzerstörerisch, sondern evolutionsbiologisch ein echter Rückschritt. Man ist nicht nur kaum noch in der Lage sein eigenes Überleben (so lange wie möglich) zu sichern, nein man zerstört es noch wider besseren Wissens um den "Vorteil" eines äußerst bescheidenen, noch dazu nur scheinbaren Genussvorteils...

Doch wen sollte es wundern in einer Gesellschaft, wo Lobbyisten, Entscheidungsträger und Meinungsmacher ganz vorn in den Reihen der Abhängigen zu finden sind...
Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.

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Re: Die unbequeme Wahrheit zur Suchtproblematik in Deutschland

Beitragvon AlexRE » Di 10. Aug 2010, 14:49

Santo hat geschrieben:Doch wen sollte es wundern in einer Gesellschaft, wo Lobbyisten, Entscheidungsträger und Meinungsmacher ganz vorn in den Reihen der Abhängigen zu finden sind...


Nicht zu vergessen die Profiteure der Suchterkrankungen anderer Menschen, die selbst gar nicht süchtig sind. Zu denen gehört auch der Staat. Ich habe mich näher mit der Geschichte der "Daddelautomaten" (Geldspielgeräte) und der Entwicklung des diesbezüglichen rechtlichen Rahmens befasst. Diese Dinger blinken in jeder Imbißstube Kinder an und generieren tausende von Spielsüchtigen jährlich, die sich selbst und ihre Familien wirtschaftlich ruinieren. Sie bringen aber den Kommunen erhebliche Einnahmen an Vergnügungssteuer und haben eine dementsprechende politische Lobby. Das Ergebnis ist ein haarsträubender politischer / rechtsstaatlicher Dauerskandal.
Der Stuttgarter OB Rommel:

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Problem Spielsucht

Beitragvon Santo » Di 10. Aug 2010, 17:56

Zum Stichwort Spielsucht habe ich folgende Aktualia anzubieten:

Die Verlockung zum Spielen ist groß – für 225 000 Menschen in Deutschland zu groß. Sie haben ernsthafte Spielprobleme, 100 000 von ihnen gelten als glückspielsüchtig, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Wie entwickelt sich diese Sucht und woran erkenne ich, dass ich gefährdet bin?

Spielhöllen sprießen in so mancher deutschen Stadt wie Pilze aus dem Boden. Allein in Berlin hat sich die Zahl in den letzten fünf Jahren verdoppelt, bundesweit gibt es rund 8000 Salons – und es werden immer mehr, ebenso die Zahl der Automaten.

„Allein zwischen 2006 und 2008 stieg die Anzahl der Spielautomaten bundesweit um über zehn Prozent auf 225 000 Stück, die Tendenz ist weiter steigend“, sagt Prof. Dr. Tilman Becker von der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Häufig arbeiten die Automaten mit perfiden Tricks. Die Spieler merken oft gar nicht, wie viel Geld sie gerade in den Sand setzen! Viele Geräte rechnen den Einsatz nämlich gleich in Punkte um. So soll der Verlust für den Spieler verschleiert werden – fatal für Süchtige. Experten fordern deshalb strengere Richtlinien.

Prof. Becker: „Im Glücksspielstaatsvertrag ist geregelt, dass ich im Internet kein Lotto spielen darf – wegen der Suchtgefahr. Gleichzeitig kann ich aber im Salon um die Ecke meine Altersvorsorge verzocken. Wenn man bedenkt, dass 70 Prozent aller Spielsüchtigen das Spielen an Geldspielautomaten in Spielhallen als Hauptproblem haben, während dies bei Lotterien weniger als ein Prozent sind, so ist das in etwa so, als wenn man Light-Bier verbietet, aber Whisky weiterhin frei verkäuflich ist.“

Der Übergang von einem Glücksspielverhalten mit Spaßcharakter zu einer Sucht ist fließend.

Phase 1: Erfolgserlebnisse
Größere oder mehrere kleinere Gewinne sorgen für positive Gefühle und werden als persönliche Erfolgserlebnisse bewertet. Immer stärkere Gewinn-Erwartungen entwickeln sich, die Risikobereitschaft wächst.

Phase 2: Kritische Gewöhnung
Die Gedanken, wann und wie das nächste Mal wieder gespielt werden kann, beherrschen die Spieler. Spielen wird zur Kompensation für Stress oder Langeweile. Die betroffenen Personen beginnen damit, ihr häufiges Spielen zu verheimlichen und fangen an, sich Geld zu leihen, weil sie inzwischen mehr verlieren als gewinnen.

Phase 3: Sucht
Der zwanghafte Drang zu spielen führt zu wiederholtem finanziellem Totalverlust. Süchtige verzocken Haus und Hof, die Betroffenen sind getrieben von der falschen Überzeugung, die Verluste wieder zurückzugewinnen. Um ihre Geldprobleme zu erklären, erfinden Glücksspielsüchtige Lügen. Sie versprechen sich selbst und anderen immer wieder, mit dem Spielen aufzuhören. Daran scheitern sie oft, was zu Selbstverachtung und Verzweiflung führen kann.

Sind Sie suchtgefährdet? Hilfe bekommen Sie auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung http://www.spielen-mit-verantwortung.de

von Guido Rosemann

Quelle:
http://www.bild.de/BILD/ratgeber/ratgeber/2010/08/05/spielsucht/auf-der-suche-nach-dem-glueck-in-der-spielhalle.html (Mit weiterführenden Nachweisen)


Auch aus diesen Angaben lässt sich das gefährliche oft unterschätzte Grundprinzip nahezu aller Abhängigkeitserkrankungen entnehmen, das schleichende, für direkt Betroffene kaum merkliche Abgleiten in die Sucht. Ebenso wie bei anderen Suchterkrankungen führt auch die häufig verharmloste Spielsucht zu erheblichen Auswirkungen, nicht nur auf das eigene Leben der davon direkt Betroffenen, sondern auch auf das nahestehender Personen und ganzer Familienverbände... Sucht, gleich welcher Art, zerstört letztlich nicht nur das eigene Leben sondern ganze soziale Strukturen, mit Hinblick auf Kinder unter Umständen mit Wirkung weit in die Zukunft (siehe dazu meinen vorhergehenden Beitrag).
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Re: Die unbequeme Wahrheit zur Suchtproblematik in Deutschland

Beitragvon PeterP » Mo 16. Aug 2010, 16:35

AlexRE hat geschrieben:Ich habe mich näher mit der Geschichte der "Daddelautomaten" (Geldspielgeräte) und der Entwicklung des diesbezüglichen rechtlichen Rahmens befasst. Diese Dinger blinken in jeder Imbißstube Kinder an und generieren tausende von Spielsüchtigen jährlich, die sich selbst und ihre Familien wirtschaftlich ruinieren. Sie bringen aber den Kommunen erhebliche Einnahmen an Vergnügungssteuer und haben eine dementsprechende politische Lobby.



Ich schaue mir auch seit ca. 25 Jahren interessiert die technische Entwicklung dieser Geräte an.

In der Frühzeit dieser Technik in den sechziger und siebziger Jahren wurde die Ausnahmen von dem allgemeinen Glücksspielverbot damit begründet, dass man ja nur 20 Pfennige pro Spiel riskieren würde und maximal 2 DM gewinnen könnte, was angeblich kaum einen Unterschied zu reinen Unterhaltungsautomaten ausmachte.

Dann wurden die Risikotasten erfunden und das Spiel scheibchenweise "verschärft". Zwischenstation in der Mitte der achtziger Jahre: Erhöhung der Einsätze auf 30 Pfennig, Risikotasten, Multispiele und die Chance auf Gewinne von mehreren hundert DM in einer "Serie". Auf der Jagd nach dieser Serie konnte man schon bis zu 72 DM pro Stunde und Automaten verspielen.

Die gesetzliche Auflage, dass sich in einem Raum maximal 2 Automaten befinden dürfen, wurde mit ganz kleinen Abtrennungen "erfüllt". Spielsüchtige konnten so in einer Spielhalle wegen der neuen Automatiktasten ohne weiteres an z. B. 12 Automaten in ihrem Blickfeld gleichzeitig spielen.

An den heute in Spielhallen vorherrschenden Automaten kann der Spieler auch noch die Höhe der Einsätze pro Spiel variieren und bis zu 2 € festlegen. Der höchstmögliche Gewinn an einem solchen Automaten beträgt 10.000 € in einem Spiel! (Automatentyp NovoLine 2, Spielvariante "Book of Ra")

Dazu kommt, dass es unter Kennern dieser Geräte ein offenes Geheimnis ist, dass die Spielabläufe von Programmierern in Zusammenarbeit mit studierten Psychologen gestaltet werden. So wird das individuelle Risiko jedes Spielers, an Spielsucht zu erkranken, fachmännisch maximiert.
PeterP
 

Re: Die unbequeme Wahrheit zur Suchtproblematik in Deutschland

Beitragvon AlexRE » Di 17. Aug 2010, 15:38

PeterP hat geschrieben:Dazu kommt, dass es unter Kennern dieser Geräte ein offenes Geheimnis ist, dass die Spielabläufe von Programmierern in Zusammenarbeit mit studierten Psychologen gestaltet werden. So wird das individuelle Risiko jedes Spielers, an Spielsucht zu erkranken, fachmännisch maximiert.


Das ist wirklich ein besonders trauriges Kapitel in dem Gesellschaftsdrama namens "Spielsucht". Ich zitiere dazu ohne weitere Kommentierung die ethischen Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e.V. und des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V.:

Das berufliche Handeln von Psychologen, seien sie nun wissenschaftlich in Lehre und Forschung, in der Diagnostik, Psychotherapie, Supervision, Beratung, als Experten oder in anderen Funktionen tätig, ist geprägt von der besonderen Verantwortung, die Psychologen gegenüber den Menschen tragen, mit denen sie umgehen. Um helfen zu können, benötigen sie ihr Vertrauen. Der Schutz und das Wohl der Menschen, mit denen Psychologen arbeiten, sind das primäre Ziel dieser Richtlinien.

Psychologen sind dazu verpflichtet, in der praktischen Ausübung ihres Berufs zu jeder Zeit ein Höchstmaß an ethisch verantwortlichem Verhalten anzustreben. Sie sind dazu verpflichtet, die Rechte der ihnen beruflich anvertrauten Personen nicht nur zu respektieren, sondern, wann immer erforderlich, auch aktiv Maßnahmen zum Schutz dieser Rechte zu ergreifen.


Quelle: bdp-verband.org
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Alarmierende aktuelle Zahlen

Beitragvon Santo » Mi 27. Apr 2011, 15:10

Die Ergebnisse einer aktuellen Studie lassen keinerlei Besserung der Gesamtsituation annehmen, eher das Gegenteil. Nach den veröffentlichten Zahlen sollen bereits 20% der deutschen Bevölkerung ein Alkoholproblem haben.

"[...]Laut der Hauptstelle für Suchtfragen ist die Anzahl an Alkoholvergiftungen zwischen 2000 und 2009 um fast 112 Prozent gestiegen. Besonders dramatisch fällt die Entwicklung mit einem Plus von etwa 194 Prozent in der Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen aus. Auch bei den Senioren liegt die Zahl mit rund 181 Prozent Steigerung über dem ermittelten Durchschnitt.

Rund 73.000 Todesfälle gingen jährlich auf „alkoholbezogene Gesundheitsstörungen“ zurück, erklärte Gaßmann. Ein Fünftel aller Todesfälle in Deutschland zwischen 35 und 65 Jahren seien alkoholbedingt, bei Männern sogar ein Viertel.

[...]
Positiver sieht die Hauptstelle die Entwicklung beim Tabak: Der Rückgang sei deutlich, wenn auch mit 1,6 Prozent im Jahr 2009 nur noch halb so intensiv wie im Vorjahr (3,8 Prozent), hieß es in einer Mitteilung. Die Tabaksteuereinnahmen seien 2009 um 1,5 Prozent auf rund 13,4 Milliarden Euro gesunken, während sie 2008 um etwa 4,8 Prozent zurückgegangen seien.

In Deutschland rauchen rund 29 Prozent der 18- bis 64-Jährigen, Männer (rund 32,8 Prozent) sind dabei stärker vertreten als Frauen (etwa 25,5 Prozent). Die Hauptstelle sprach von etwa 110.000 bis 140.000 durch Tabakkonsum verursachten Todesfällen jährlich.

Bei den Medikamenten mit Suchtpotenzial konnte die Hauptstelle keinen eindeutigen Trend ausmachen, weil die Mittel häufig im Internet, also am Arzt vorbei, erworben würden. Schätzungen gingen von 1,4 Millionen Abhängigen aus.

Bei den illegalen Drogen vermutete die Hauptstelle in Deutschland etwa 3,3 Konsumenten je 1000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren. Rund 220.000 Menschen konsumierten regelmäßig Cannabis. Bei Kokain oder Amphetaminen fielen die Zahlen noch geringer aus, hieß es.

Insgesamt sprach die Hauptstelle von „nur geringfügigen Reduzierungen legaler Suchtmittel“ und forderte unter anderem Preiserhöhungen und eine Verringerung des Angebots. Gaßmann warf Politik und Medien vor, „eigene Regeln“ für verschiedene Suchtmittel zu schaffen – „je nach Lobbypartnern und Wahlterminen“.

„Bei Tabak ist allen Konsumenten unmissverständlich klar, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist.“ Das gleiche gelte jedoch auch für Alkohol, Medikamente und illegale Drogen wie Heroin oder Marihuana, erklärte er."


Siehe ausführlich dazu die
Quelle:
http://www.welt.de/vermischtes/article1 ... oblem.html

Kommentar:
Anscheinend hat man in den Kreisen der Verantwortlichen immer noch nicht begriffen oder will nicht begreifen, welche gravierenden Auswirkungen das Ganze auf die gesellschaftliche Gesamtentwicklung hat. Es ist völlig unzweifelhaft, dass zusätzliche Negativentwicklungen der allgemein schon angespannten Situation des Sozialverhaltens, der Kriminalität neben Kostensteigerungen des Gesundheitswesens und viele weitere negative Folgen ernsthaft zu befürchten sind und in Reihen der Verantwortlichen auch nicht ansatzweise pflichtgemäß gegengesteuert wird.

Ich vermag auch im Bereich des Tabakkonsums, anders als in der Studie vermutet, noch keine durchgreifende Änderung zum Besseren zu erkennen. Im Gegenteil.

Insgesamt, die unterschiedlichen Suchtbereiche übergreifend, sind nach der neuen Studie die schon bestürzenden Ausgangszahlen des Eingangsbeitrags dieses Strangs deutlich nach oben zu korrigieren, so dass sich die allgemeine Situation erkennbar deutlich verschärft hat, wodurch massive gesellschaftliche und wirtschaftliche Schadensverläufe anzunehmen sind, deren letztendliches Ausmaß im negativen Sinn sich noch gar nicht vollständig ermessen lässt.
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Wieder erhöhte Nachlässigkeit in der Drogen-Politik

Beitragvon Santo » Mo 30. Mai 2011, 14:33

Und wieder ein völlig falsches Signal in der Drogen-Politik:

" Düsseldorf. In NRW sind bald wieder höhere Drogenmengen erlaubt. Unter Schwarz-Gelb waren die Eingenbedarfs-Grenzen zuvor heruntergeschraubt worden. Dadurch seien Gelegenheitskonsumenten unnötig kriminalisiert worden, sagt NRW-Justizminister Kutschaty.

In Nordrhein-Westfalen gelten ab dem 1. Juni wieder die alten Eigenbedarfgrenzen bei Drogen – 10 Gramm bei Cannabisprodukten und je ein halbes Gramm bei Heroin, Kokain oder Amphetaminen. Das hat Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) in einem Erlass geregelt, der der NRZ vorliegt. Unterhalb dieser Grenzen kann die Justiz Verfahren einstellen, muss es aber nicht. [...]"
Quelle:
http://www.derwesten.de/nachrichten/pol ... 05582.html

Kommentar:
In Nordrhein-Westfalen gelten ab dem 01.06.2011 wieder höhere Werte für den Eigenbedarf an Cannabis und sogar harten Drogen. Wieder einmal zeichnen sich die rot-grünen Politiker durch völlig falsche, gesellschaftsschädigende Signalsetzung aus. Trotz einer Eeihe von Ausnahmen (Hätte man es da nicht gleich lassen können?), in denen weiter ermittelt werden könnte, führt diese Regelung zu einem noch sorgloseren Umgang mit Drogen aller Art, da die Staatsvertreter hier weitgehend auf eine ihnen obliegende Kontrollverpflichtung zum Gesundheitsschutz und anderem verzichten und so erweiterte Möglichkeiten der Selbstschädigung eröffnen, welche wirtschaftlich letztlich wieder alle belasten, da die Abhängigen ihre Behandlung selbst wohl kaum finanzieren können.
Anscheinend haben diese Politiker keine Ahnung davon, welches Schadenspotential in den zum Eigenbedarf freigegebenen Mengen steckt. Wäre man Zyniker, so könnte man möglicherweise davon ausgehen, dass dadurch sogar mehr Menschen dem Drogenkonsum zugeführt werden könnten...
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Re: Die unbequeme Wahrheit zur Suchtproblematik in Deutschland

Beitragvon AlexRE » Di 31. Mai 2011, 09:54

Vom privaten Forum hierher kopiert:

Staber hat geschrieben:Rechtsbruch....
....ist noch das Minimalste, was man dazu sagen kann. Ich werde das Gefühl nicht los, dass jetzt die Anarchie sich eines Ministersessels bemächtigt hat. Drogenstraftäter entkriminalisieren? Das entspricht einer Verharmlosung der Gefahren und ist ein Signal an Jugendliche, ''ach, alles halb so schlimm!''
Da werden Millionen ausgegeben, um jedem Drogensüchtigen ''seinen'' Sozialarbeiter beizugesellen, aber für sinnvolle soziale Zwecke (u. a. Aufstockung der Betreuer in Altenheimen) ist kein Geld vorhanden usw.
Man sollte auch deshalb Rot-Grün baldmöglichst in die Wüste schicken, denn sie haben aus der vergangenen rot-grünen Misswirtschaft nichts dazugelernt und schaffen meist erst die Probleme, für die sie dann hinterher wieder eine teure Lösung erfinden....
Wie wäre es, wenn man Steuerhinterziehung entkriminalisieren würde, denn ich habe keine Lust, Ganoven in Parlamenten und auf Ministerposten zu alimentieren ...
Und das in meinem Lieblingsbundesland!

Gruß Staber



Ich habe in der Frage der Entkriminalisierung des Drogenbesitzes zum Eigenbedarf keine so eindeutige Meinung wie Santo und Staber.

Dazu muss man sich einmal die Problematik der "opferlosen Straftat" genau ansehen:

Ein Straftatbestand, der keinerlei legitimem Schutzzweck folgt, ist ein unverhältnismäßiger Grundrechtseingriff und damit verfassungswidrig und nichtig. Zudem ist die deutsche Rechtsordnung auf dem Grundsatz der Straflosigkeit der Selbstschädigung aufgebaut. Allerdings bedeutet das nicht, dass nur die Rechtsgutsverletzung unter Strafe gestellt werden darf, vielmehr existieren auch Gefährdungsdelikte.


http://de.wikipedia.org/wiki/Opferlose_Straftat

Man könnte sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass die Teilnahme am illegalen Drogenmarkt immer auch Dritte gefährdet, selbst wenn man nur als Kunde teilnimmt und nur für den Eigenbedarf kauft. Jede einzelne Geldquelle der organisierten Kriminellen erhält ja ihr finanzielles Interesse an der Fortsetzung und Erweiterung ihrer Erwerbskriminalität, die mit dem "Anfixen" insbesondere jugendlicher Neukunden verbunden ist.

Diese Art Mitverantwortung könnte man aber auch jedem Teilnehmer einer rechtspolitischen Diskussion vorhalten, der gegen die Abgabe von Drogen oder Ersatzdrogen an Schwerstabhängige eintritt. Auch der Absolutismus des Drogenverbots erhöht den wirtschaftlichen Wert der kriminellen Tätigkeit, weil so den organisierten Kriminellen die lukrativsten Kunden erhalten bleiben.

Die Gesamtproblematik ist also sehr facettenreich und ich bin bei dem Thema eher zurückhaltend.
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Re: Die unbequeme Wahrheit zur Suchtproblematik in Deutschland

Beitragvon Uel » Di 31. Mai 2011, 10:10

Hallo Santo,

sage mir mal einen Staat / Konzept, welcher/s erfolgversprechend war beim Kampf gegen harte Drogen. Hat irgendein Staat in diesem Weltkrieg gegen Drogenbarone wesentliche Fortschritte geschweige denn eine Lösung des Problems erreicht? Selbst durch Köpfen, Aufhängen, Erschießen, paramilitärische Einsätze und langzeitiges Einsperren konnte man die >Versorgung< nicht anhaltend unterbrechen.

Nutzt es etwas, auf die Endglieder der Kette Druck auszuüben, wenn man an die Wurzeln oder Netzwerke der gigantischen >Wertschöpfungsindustrie< nicht herankommt und keine dauerhaften wesentlichen Erfolge zustande bringt?

Ist es bei dieser strategisch aussichtslosen Lage nicht wesentlich, die Kollateralschäden für die Bevölkerung durch Beschaffungskriminalität möglichst gering zu halten und nicht noch zusätzlichen Druck aufzubauen, damit sich auch noch alle Endglieder der Kette gezwungen sehen, sich verstärkt zu kriminalisieren? Wieso soll gerade die Kriminalisierung von Gelegenheitskonsumenten die Lösung des Drogenproblems bringen? Seien wir doch froh, dass sie nur Gelegenheitskonsumenten sind.

PS. 02.05.11 : Man kann auch eine ganz andere Strategie fahren, (siehe Prohibition und Verbrechensausmaße in den USA) eine Meinung zu diesem radikalen Schritt habe ich noch nicht, daher ist es keine ausdrückliche Aufforderung zum Unterschreiben
http://www.avaaz.org/de/end_the_war_on_drugs/?cl=1091340585&v=9266
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Die unbequeme Wahrheit zur Suchtproblematik in Deutschland

Beitragvon Sonnenschein+8+ » Fr 17. Jun 2011, 15:50

Frage: Warum geht der Staat so gegen Drogen und bei alkohol nicht? Ich weiß Drogen machen kaputt Alkohol auch und das noch mehr.
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