Die Akte "Social Networks"

Hier wird das Problem des zunehmend mangelhaften Schutzes der Bürger vor Gewalttaten und dessen verfassungsrechtliche Relevanz erörtert. (Artikel 1 Abs. 1 Satz 2 GG)

Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon Uel » Sa 1. Okt 2011, 23:46

Hallo Maxi,
zu Deinen Worten …

nicht derjenige der ausufernde Bilder ins Forum stellt ist blamiert, sondern die Abgerutschten.


… denke ich: es hat zu allen Zeiten Prolls gegeben, eine neue Dimension erreicht es nur dadurch, dass man ihnen überhaupt Aufmerksamkeit, dass man ihnen zu viel Aufmerksamkeit widmet. Ich verstehe Dein „sondern“ nicht, denn bei mir geht es um das „sondern auch“: Dass die „Abgerutschten“ blamiert sind und nur mit Mitleid bis Verachtung betrachtet werden können, steht doch außerhalb jedes Zweifels!

Das sollte uns aber nicht daran hindern, auch die Verbreiter solcher Peinlichkeiten genauer zu betrachten. Der einzige Grund, der mir einfällt warum man aus positiven Beweggründen solche Peinlichkeiten fotografiert, ist wenn derartige Dinge passiert sind, die man dokumentieren und anzeigen muss. Aber selbst dann brauchen sie nicht ins Internet!
Alle anderen Gründe, glaube ich, resultieren aus niederen Beweggründen: etwas für die Zukunft gegen die „Abgerutschten“ in der Hand zu haben, … sie blamieren und bei andern unmöglich machen, … zu dokumentieren, dass man selbst viel besser ist, quasi den sozialen Abstand „vermessen“ zu können.

Takt ist, dem andern eine Beschämung zu ersparen. In diesem Sinne sind all diese Fotos taktlos, somit auch ihre Verbreitung, insbesondere wenn die Betrachteten derart betankt sind, dass sie als unzurechnungsfähig gelten müssen.

Das gesagte hindert keinen daran, den „Abgerutschten“ das Abrutschen durch Einführen von Geldstrafen zu verteuern!
Liebe Grüße
von Uel

Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!
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Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon Thauris » So 2. Okt 2011, 06:01

Uel hat geschrieben:Hallo Maxi,
zu Deinen Worten …

nicht derjenige der ausufernde Bilder ins Forum stellt ist blamiert, sondern die Abgerutschten.


… denke ich: es hat zu allen Zeiten Prolls gegeben, eine neue Dimension erreicht es nur dadurch, dass man ihnen überhaupt Aufmerksamkeit, dass man ihnen zu viel Aufmerksamkeit widmet. Ich verstehe Dein „sondern“ nicht, denn bei mir geht es um das „sondern auch“: Dass die „Abgerutschten“ blamiert sind und nur mit Mitleid bis Verachtung betrachtet werden können, steht doch außerhalb jedes Zweifels!

Das sollte uns aber nicht daran hindern, auch die Verbreiter solcher Peinlichkeiten genauer zu betrachten. Der einzige Grund, der mir einfällt warum man aus positiven Beweggründen solche Peinlichkeiten fotografiert, ist wenn derartige Dinge passiert sind, die man dokumentieren und anzeigen muss. Aber selbst dann brauchen sie nicht ins Internet!
Alle anderen Gründe, glaube ich, resultieren aus niederen Beweggründen: etwas für die Zukunft gegen die „Abgerutschten“ in der Hand zu haben, … sie blamieren und bei andern unmöglich machen, … zu dokumentieren, dass man selbst viel besser ist, quasi den sozialen Abstand „vermessen“ zu können.

Takt ist, dem andern eine Beschämung zu ersparen. In diesem Sinne sind all diese Fotos taktlos, somit auch ihre Verbreitung, insbesondere wenn die Betrachteten derart betankt sind, dass sie als unzurechnungsfähig gelten müssen.

Das gesagte hindert keinen daran, den „Abgerutschten“ das Abrutschen durch Einführen von Geldstrafen zu verteuern!


Da laut Deiner Ausage nichts wirklich Schlimmes dort passiert, frage ich mich nun ernsthaft, warum Du Dich dann über Bilder dieses harmlosen Vergnügens echauffierst.

… ich will hier ausdrücklich nicht den Prüden machen. Ich will nur die Ernsthaftigkeit der Empörung hinterfragen und die Weiterverbreiter zum Nachdenken anregen, Nachdenken muss ja nicht immer verkehrt sein.


Zum Nachdenken anregen? Das ist wohl kaum nötig, denn ich trage meinen Kopf nicht zur Dekoration auf dem Hals. Meiner Ansicht nach muss man solche Dinge dokumentieren, denn sie zeigen wie weit unsere Gesellschaft inzwischen abgerutscht ist - nämlich in Zügellosigkeit, Brutalität, Voyeurismus, Perversion, Primitivität und Respektlosigkeit. Eine bedenkliche Entwicklung, der man entgegensteuern sollte, denn sie zerstört die menschliche Gemeinschaft. Wenn Menschen es normal finden, wie die Hunde auf dem Trottoir zu kopulieren, und/oder brutale, sexuelle Übergriffe durchzuführen, sollte man sich langsam mal fragen, was in dieser Gesellschaft schief läuft, und was die Ursachen dafür sind - denn solche Exzesse finden ja nicht nur auf dem Oktoberfest statt, sondern im täglichen Leben und auch im Netz! "Mitleid und Verachtung" werden solche Auswüchse wohl kaum stoppen. Darüber solltest Du vielleicht mal nachdenken, anstatt zum Wegsehen und Ignorieren aufzufordern - denn genau das ist es, was zum Weitermachen animiert - es stört sich ja keiner dran, ergo wird es zur Normalität und Steigerungen sind damit vorprogrammiert!


Das derzeit sonnige Herbstwetter bringt Hochstimmung in die Festzelte, nach ein paar Maß Bier fallen bei vielen Gästen alle Hemmungen und Hüllen.
So treffen sich die Paare hinter den Festzelten auf der Wiese zum Liebesspiel. Lassen sich dabei nicht stören, dass tausende Besucher zuschauen, anfeuern, Fotos machen!
Sex auf der Wiesn – etwas völlig Normales auch am letzten Festwochenende. Mit dem Tag der Deutschen Einheit stehen den Wiesn-Besuchern noch 3 Tage heiße Tage bevor, um ausgelassen zu feiern flirten, trinken!




Und last but not least - auch weibliche Menschen sind Bürger!!

Staatliches Gewaltmonopol und Sicherheit der Bürger
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und dessen verfassungsrechtliche Relevanz erörtert. (Artikel 1 Abs. 1 Satz 2 GG)


Allein der kurze Weg zur Toilette ist der reinste Spießrutenlauf. Drei Umarmungen von wildfremden, besoffenen Männern, zwei Klapse auf den Hintern, ein hochgehobener Dirndlrock und ein absichtlich ins Dekolleté geschütteter Bierschwall sind die Bilanz von dreißig Metern. Es ist Samstag, 11 Uhr morgens im Hofbräuzelt. Der Wiesntag hat gerade angefangen.

Garniert werden die Handgreiflichkeiten mit allerlei Anmachphrasen und obszönen Bemerkungen. "Gib mir ein Bussi", ist da noch eine harmlose Aufforderung. Manche Sprüche sind sehr vulgär. Reagiert man abweisend, wird man auch schon mal als "Schlampe" beschimpft - oder schlimmer.

Frauen sehen sich auf dem Oktoberfest immer wieder Belästigungen ausgesetzt, gegen die sie sich mit Händen und Füßen wehren müssen. Denn wer sich nicht selbst hilft, ist verloren. Im exzessiven Bierrausch scheint alles erlaubt. Security und Polizei greifen nur ein, wenn einer ausrastet und etwa mit einem Maßkrug auf einen Kontrahenten einprügeln will. Der Griff an eine Pobacke als Grund? Da gäb es ja viel zu tun.

Am Ärgsten leiden die Bedienungen unter den sexuellen Übergriffen. Corinna arbeitet seit drei Jahren auf der Wiesn. Die 25-Jährige finanziert sich mit dem Job ihr Studium. "Zehn Maßkrüge schleppen ist hart, doch viel härter sind die Belästigungen durch die Männer", erzählt sie. Ihren echten Namen will sie lieber nicht in der Zeitung lesen, das Thema ist ihr unangenehm. "Wenn man sich mit den schweren Maßkrügen durch die Massen kämpfen muss, kann man sich gegen Grapscher nicht wehren", sagt sie. Viele Gäste würden das ausnützen und ihr an den Hintern oder unter den Rock greifen.

Aber nicht nur in den Zelten werden Frauen belästigt. Gefährlich ist auch der Rasen unter der Bavaria. Gerade Frauen, die einen über den Durst getrunken haben und sich dort ausnüchtern wollen, sind wehrlose Opfer. Besonders unangenehm ist die Zeit nach 23 Uhr, wenn es auf der Wiesn langsam leerer wird: Zwar sind dann insgesamt weniger betrunkene Männer unterwegs. Die können dafür schneller sehen, dass man ohne Begleitung und damit potentielle Beute ist.

In der Wirtsbudenstraße ist in der Nacht mehr los, weil in den Zelten geputzt wird. Als Frau macht man sich das zunutze: Mit Blicken sucht man stets die nächste offene Tür, um sich zur Not hineinflüchten zu können. Auf den letzten Metern zum Taxi gibt es keine rettenden Zelte mehr, und gerade am Nordende der Theresienwiese sammeln sich die Betrunkenen. Wer da nicht mittendurch laufen möchte, dem bleibt nur der Umweg über den Südausgang am Riesenrad - die dunklen Wege hinter den Zelten und Fahrgeschäften sind keine Alternative.
Thauris
 

Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon maxikatze » So 2. Okt 2011, 09:36

Uel schrieb:

Das sollte uns aber nicht daran hindern, auch die Verbreiter solcher Peinlichkeiten genauer zu betrachten.


Nicht auf den Verbreiter sollte geguckt werden, sondern auf diejenigen, für die es zur Normalität geworden ist, sich vollkommen losgelöst zu benehmen.
Ob nun die Bilder im Internet, Zeitungen oder Fernsehen gezeigt werden, ist unerheblich. Wichtig erscheint mir, dass sie gezeigt werden und diese Medien ein geeignetes Mittel sind, um nicht allzu blauäugig Massenveranstaltungen dieser Art zu besuchen und vorgewarnt sind.
Und nein, ich finde die Fotos nicht taktlos, auch nicht denjenigen, der das photographisch festhält - selbst Schuld, wer sich dabei wiedererkennt - sondern das ausufernde Verhalten der Wiesnbesucher.
"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
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Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon Uel » So 2. Okt 2011, 16:07


Thauris schrieb:
Da laut Deiner Aussage nichts wirklich Schlimmes dort passiert, frage ich mich nun ernsthaft, warum Du Dich dann über Bilder dieses harmlosen Vergnügens echauffierst.

Ja Thauris, die Sitten sind zwar rauh bis verkommen, aber solange niemand ernsthaft verletzt wurde, solange niemand vergewaltigt wurde, solange ist für mich auf einer derartigen Großveranstaltung in solch einer aufgeheizten, „angefeuerten“ Stimmung mit entsprechender Erwartungshaltung nichts Schlimmes passiert. Es ist halt kein gesittetes Klassik-Konzert oder eine katholische Messe.

Da mich solch raue Sitten aber auch ehr abstoßen, war ich mit Absicht noch nie auf dem Oktoberfest (obwohl ein Freund in der Nähe eine Wohnung hat), aber schon bei einer Menge Konzerte, von Rock bis Klassik, von Montreal bis Bayreuth!

Ich
„echauffiere“
mich über die Bilder, weil sie

erstens Dinge weiterverbreiten, die man lieber nicht weiterverbreitet, weil man eine Erwartungshaltung, eine Mode des Danebenbenehmens für die nächste Saison bei den dafür anfälligen Prolls erzeugt. Sie also durch das Bildmaterial so „fasziniert“ sind und jetzt schon planen und sparen, um das nächste Mal auch endlich dabei zu sein, um so etwas „geiles“ auch erleben zu können. Auch die Jugend, die so liebend gern provoziert und das altersgemäß auch muss und denen die 68er schon alles vom Brot genommen haben. Was bleibt ihnen Provokanteres als „Love-ins“ ohne politische oder künstlerische Botschaft. Natürlich ist es bitter und entsetzlich traurig, wenn der Jugend als Provokation nur vögeln, lallen und kotzen einfällt. Damit sich dieser Unsinn nicht noch mehr weiterverbreitet: Don´t feed the trolls!!! Auch nicht mit Bildern.

Zweitens, dass die, die einen „Filmriss“ hatten und es am nächste Tag beim Katzenjammer bitterlich bereuen nicht im Internet für ewig und unlöschbar, wie wir es ja letzter Tage über Facebook lernen konnten, blamiert sind.
Ich will nicht erleben, dass sich jemand aus Scham das Leben nehmen muss, nur weil er auf dem Oktoberfest unzurechnungsfähig wurde oder gemacht wurde und das Internet es nicht vergessen will!

Und Thauris, jetzt komm bitte nicht mit dem Frauen-Joker: Wenn Leute hinter den Zeltwänden sich nicht beim Paaren stören lassen, so werden es nicht nur Schwule sein!
Denn wenn der Frau als solcher das Ganze so zuwider sein sollte, so könnten die Frauen es machen wie ich: einfach nicht hingehen! Es brauchen nur ausreichend Frauen bis hin zum Bedienungspersonal, die eine Saison lang die Sache boykottieren, dann ist die Luft raus! In der dann folgenden Saison ist es garantiert wieder etwas gesitteter! Was meinst Du, was die Veranstalter alles tun werden, dass es nicht ein Dauerflopp wird.

PS.: Ich hatte natürlich die Hoffnung, dass auch Du gern etwas über das Phänomen OF nachdenken würdest, wenn aber der
Hinweis zum Nachdenken
für Dich so unerträglich ist, so fühle Dich in Zukunft ausdrücklich nicht gemeint, wenn ich so etwas schreibe.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon AlexRE » So 2. Okt 2011, 17:12

Uel hat geschrieben:Denn wenn der Frau als solcher das Ganze so zuwider sein sollte, so könnten die Frauen es machen wie ich: einfach nicht hingehen! Es brauchen nur ausreichend Frauen bis hin zum Bedienungspersonal, die eine Saison lang die Sache boykottieren, dann ist die Luft raus! In der dann folgenden Saison ist es garantiert wieder etwas gesitteter! Was meinst Du, was die Veranstalter alles tun werden, dass es nicht ein Dauerflopp wird.


Und was meinst Du, warum es so etwas wie Arbeitsrecht, Tarifverträge und strafrechtliche Sanktionierungen schwerster Verstöße (z. B. Lohnwucher) überhaupt gibt? Wenn die Beschäftigten Betriebe und Branchen, in denen regelmäßig ihre Rechte verletzt werden, mal so eben boykottieren könnten, wäre das alles überflüssig.

Übrigens möchte ich in dem Zusammenhang daran erinnern, dass laut H 4 - Gesetzen "jede Arbeit zumutbar" ist.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon Uel » So 2. Okt 2011, 18:42


Alex schrieb:
Und was meinst Du, warum es so etwas wie Arbeitsrecht, Tarifverträge und strafrechtliche Sanktionierungen schwerster Verstöße (z. B. Lohnwucher) überhaupt gibt? Wenn die Beschäftigten Betriebe und Branchen, in denen regelmäßig ihre Rechte verletzt werden, mal so eben boykottieren könnten, wäre das alles überflüssig.

Übrigens möchte ich in dem Zusammenhang daran erinnern, dass laut H 4 - Gesetzen "jeden Arbeit zumutbar" ist.


Was erwartest Du? Dass die Trauben von selbst in den Mund fliegen? Ohne gewisse Risiken ist kein Kampf zu gewinnen. Also ein Boykott wegen sexueller Belästigung ist nicht führbar, - ja warum denn das nicht?

Unsere Vorkämpfer für unsere Rechte vor einigen Generationen haben sich selbst Gewehrsalven ausgesetzt! Und da kann man der Oktoberfestbedienung nicht zumuten, mal kollektiv und organisiert den Mund auf zu machen. Was meinst Du, was das für ein Theater in München gibt, wenn sie wesentliche Promis auf ihre Seite ziehen können. Und das, wo sie sich da unten so viel auf das christliche Abendland einbilden.

Wenn man nicht einmal kollektiv und solidarisch den Mund aufmachen kann, dann scheint es ja vielleicht nicht so schlimm zu sein, wie die Journalisten es darstellen.

Aber gut, dann boykottieren halt nur die weiblichen Besucher. Ich hoffe doch, dass die Zeiten nicht mehr so sind, dass die Frauen von ihren männlichen Begleitern zum OF hingeprügelt werden.

Liebe Grüße
von Uel

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Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon AlexRE » So 2. Okt 2011, 18:57

Uel hat geschrieben:Unsere Vorkämpfer für unsere Rechte vor einige Generationen haben sich selbst Gewehrsalven ausgesetzt!


Ja klar, und 1848/49 verloren, mit der Folge von 2 Weltkriegen und 70 Millionen Toten.

Außerdem wüsste ich beim besten Willen nicht, warum man den Kellnerinnen auf dem Oktoberfest einen existentiellen Kampf um ihre Menschenrechte nahelegen sollte, wenn diese bereits gesetzlich garantiert sind. Das verstehe ich nicht unter "Grundgesetz Aktivieren". Wenn nur derjenige zu seinem Recht kommt, der es unter existentiellen Risiken im Einzelfall neu erkämpft, ist das pure Unrechtsverwaltung. Wer sich wehrt, lebt nicht verkehrt, wer sich nicht wehren kann oder will, wird von irgendwelchen geldgeilen Lumpen mitsamt seinen Grundrechten untergepflügt und keine Sau interessiert sich dafür. So sieht das derzeit hier aus.
Der Stuttgarter OB Rommel:

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Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon Uel » Mo 3. Okt 2011, 09:27

Alex hat geschrieben:
Uel hat geschrieben:Unsere Vorkämpfer für unsere Rechte vor einigen Generationen haben sich selbst Gewehrsalven ausgesetzt!



Ja klar, und 1848/49 verloren, mit der Folge von 2 Weltkriegen und 70 Millionen Toten.

Außerdem wüsste ich beim besten Willen nicht, warum man den Kellnerinnen auf dem Oktoberfest einen existentiellen Kampf um ihre Menschenrechte nahelegen sollte, wenn diese bereits gesetzlich garantiert sind. Das verstehe ich nicht unter "Grundgesetz Aktivieren". Wenn nur derjenige zu seinem Recht kommt, der es unter existentiellen Risiken im Einzelfall neu erkämpft, ist das pure Unrechtsverwaltung. Wer sich wehrt, lebt nicht verkehrt, wer sich nicht wehren kann oder will, wird von irgendwelchen geldgeilen Lumpen mitsamt seinen Grundrechten untergepflügt und keine Sau interessiert sich dafür. So sieht das derzeit hier aus.


Das ist ja wohl nicht zielführend: was hat 1848 mit den gewerkschaftlich erfolgreich erkämpften Rechten zu tun und wie kommen da 2 Weltkriege aufs Münchener OF??? :roll: :lol:

Was nutzt der OF-Bedienung ihre vorhandenen Rechte, wenn sie zwar auf dem Papier stehen in der Realität aber ein Teil der betroffen Parteien, nämlich die Arbeitgeber, darauf pfeifen. Es gibt keinen schnelleren und effektiveren Weg, als öffentlich ausreichend auf den Putz zu hauen. Es geht ja gerade nicht darum, dass
jeder Einzelfall neu erkämpft
wird. Heute aktuell: siehe DDR, da wurde auch kein Einzelfall geregelt, da regelte sich plötzlich alles neu.

>>>Wer sich nicht wehren kann oder will …<<<
... jeder kann sich irgendwie wehren, wenn er nicht gerade eine Knarre an der Schläfe hat! Und wer sich nicht wehren will, der ist dann halt oft der Verlierer, denn selbst Ghandi hat sich auf seine Weise gewehrt … es gibt auf der Welt nicht das Rund-Um-Sorglos-Paket ohne Preisschild.

Ob jemandem aber der Preis für seine Rechte zu hoch ist, das ist die entscheidende Frage. Vielleicht ist für den dortigen Typ Bedienung am OF das Grabschen bequemer zu dulden als wirksamem Widerstand zu organisieren. Wie gesagt: Es kommt auf den Wert an, den ich meinen Rechten zubillige!

Viele meinen inzwischen, Zivilcourage sei ein Ladenhüter aus alten Zeiten und der Vertrags- oder Verhandlungsgegner habe einem gefälligst freiwillig entgegen zu kommen. Auch scheint sich die Illusion bei abhängig Beschäftigten breit zu machen, man bräuche nicht in Gewerkschaften zu sein und könne dennoch verlangen, dass sie große Kämpfe aufnähmen. Es ist der Witz unserer Zeit, dass bei zunehmend unsicheren Beschäftigungsmodellen eine gleichzeitig anwachsende Menge Beschäftigter meint, sich den Luxus leisten zu können, sich nicht für Gewerkschafts- oder Tarifrechtsfragen zu interessieren und :idea: Zynismus :idea: ganz Bescheuerte glauben, die Ypsilanti-Zeitung würde das jetzt für sie machen... :idea:

Der berühmte schwedische Schriftsteller und Journalist Stieg Larsson hat sinngemäß gesagt:
>>>Jede Generation muss sich ihre Rechte neu erkämpfen.<<<


Wenn nicht immer wieder gekämpft wird, dann holt sich die Gegenseite langsam immer mehr als den ihr zustehenden Anteil zurück, egal was theoretisch auf dem Papier steht und irgendwann heißt das Ganze dann „gängige Praxis“. Möge das derzeitige sexistische Gehabe auf dem Münchener OF nicht auch zur gängigen Praxis werden.

>>>Das verstehe ich nicht unter "Grundgesetz Aktivieren".<<<
Ich aber doch! Per Protest auf der Straße lässt sich vieles schnellstens aktivieren. Stuttgart 21 hat mehr für das Grundgesetz-Aktivierungs-Bewusstsein der Leute bewirkt als jahrzehntelange halbherzige Versuche im Parlament.
Liebe Grüße
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Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon Thauris » Mo 3. Okt 2011, 10:49

Uel hat geschrieben:

Ob jemandem aber der Preis für seine Rechte zu hoch ist, das ist die entscheidende Frage. Vielleicht ist für den dortigen Typ Bedienung am OF das Grabschen bequemer zu dulden als wirksamem Widerstand zu organisieren. Es ist der Witz unserer Zeit, dass bei zunehmend unsicheren Beschäftigungsmodellen eine gleichzeitig anwachsende Menge Beschäftigter meint, sich den Luxus leisten zu können, sich nicht für Gewerkschafts- oder Tarifrechtsfragen zu interessieren


Mein lieber Uel - es ist eher die Tragik unserer Zeit, dass bei zunehmend unsicheren Beschäftigungsmodellen eine gleichzeitig anwachsende Menge Beschäftigter meint, sich nicht mehr wehren zu dürfen, weil sie sonst ihren Job verlieren, auf den sie dringend angewiesen sind!! Und damit hast Du Recht, der Preis für ihre Rechte ist ihnen insofern tatsächlich zu hoch.
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Re: Die Akte "Social Networks"

Beitragvon Thauris » Mo 3. Okt 2011, 10:55

maxikatze hat geschrieben:Uel schrieb:

Das sollte uns aber nicht daran hindern, auch die Verbreiter solcher Peinlichkeiten genauer zu betrachten.


Nicht auf den Verbreiter sollte geguckt werden, sondern auf diejenigen, für die es zur Normalität geworden ist, sich vollkommen losgelöst zu benehmen.


Es war eigentlich schon immer so, dass die Überbringer schlechter Nachrichten geköpft wurden ;)

Inzwischen ist es so, dass man mit aller Gewalt Spass haben muss, auch auf Kosten anderer. Wessen ästhetisches oder moralisches Empfinden dabei gestört wird, ist ihnen vollkommen egal. Die persönliche Freiheit hört dort auf, wo die Freiheit anderer missachtet und beschnitten wird - und das ist leider immer öfter der Fall!

http://www.bild.de/news/leserreporter/erregung-oeffentlichen-aergernisses/was-leser-reporter-tag-fuer-tag-in-deutschland-erleben-19333092.bild.html

Tore wurden den Zuschauern (30150, ausverkauft) in der Rhein-Neckar-Arena zwar nicht geboten, dafür aber kam es in der Fankurve der Bayern zu einem ganz unglaublichen „Zweikampf“! Einem Pärchen wurde das Gekicke wohl ein wenig zu langweilig, da entschieden sich die zwei neben Fußballgucken auch noch ein bisschen Sex im Stehen zu haben (16. Spielminute).

Ein Leser-Reporter fotografierte: „Ich dachte, ich sehe nicht recht. Die hatten überhaupt keine Hemmungen. Beide zogen sich die Hosen runter und schon ging es los. Die Leute ringsum hatte das offenbar gar nicht gestört. Als Ordner das Treiben bemerkten, gingen sie dazwischen und ermahnten die beiden, damit sofort aufzuhören.“

Doch das Pärchen wollte nicht voneinander lassen, legte in der Halbzeitpause erneut los. Zuviel für die Ordner, die Wiederholungstäter wurden aus dem Stadion geschmissen.
Zuletzt geändert von Thauris am Mo 3. Okt 2011, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
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