Uel hat geschrieben:Du hast es doch selbst geschrieben, dass sie aufgeben sollten, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Sie sollen sich also deiner Meinung nach unterwerfen?
Du willst es nicht verstehen, oder? Haben sich die Holländer, Belgier, Franzosen, Dänen oder Norweger im 2. Weltkrieg unterworfen, als das weitere Kriegsführen sinnlos war. Aufgeben und Unterwerfen ist doch keine Gleichung.
Hätten die Briten vor Dünkirchen bis zur letzten Patrone sich erschießen lassen sollen, anstatt mit dem genialen Rückzug auf die Insel sich die nötige Zeit zu verschaffen, um mit besserer Ausrüstung und zutiefst ausgearbeiteter Planung wieder siegreich zurück zu kommen. Was nützt sinnlos ins Feuer geschickten Soldaten, und was schon fast ein Kriegsverbrechen ist, auch propagandistisch animierten bewaffneten Zivilisten Freiheit, Rechtstaatlichkeit und Demokratie, wenn sie tot sind?
Haben die Inder das englische Weltreich besiegt, weil sie immer zurückgeschossen haben? Man kann sich natürlich auch über 40 Jahre Krieg und Bürgerkrieg leisten, weil der Heldentot wichtiger ist als Lösungssuche friedlicherer Wege. Das Resultat in Afghanistan zu bewundern, wo man über die Jahrzehnte auf der Rangliste der funktionierenden Staatswesen in die Nähe der letzten Plätze gelangte, aber in Sachen Armut, Analphabetentum und geringester Lebenserwartung kämpft man um die Weltmeisterschaft.
Den glorreichen Heldentot, den hatten wir schon mal. Wer meint, aus hochtechnisierten Großstädten mit Zivilisten Widerstandsnester machen zu können, der sollte das Wort Verantwortung nicht in den Mund nehmen.
Wohlstand ist ein wesentlicher Aspekt der persönlichen Freiheit, gigantische Wohlstandsvernichtung ist auch Freiheitsvernichtung.
Gewaltfreier Widerstand war zu Gandhis Zeit das richtige Mittel zur richtigen Zeit gegen passende imperiale Herrscher, die so empfindlich getroffen werden konnten. Das kann man nicht auf alle Eroberer und Eroberten der Geschichte übertragen. Viele einstmals freie und auch starke Völker (z. B. Tibet im Mittelalter) sind durch die Eroberung untergegangen oder noch im Untergang begriffen.
Auch der Vergleich mit dem britischen Rückzug 1940 und dem relativ geringen Widerstand besetzter europäischer Länder während des 2. Weltkriegs hinkt. Der Rückzug in eine günstigere Verteidigungsposition, während man die eigenen Kräfte neu formiert und starke Verbündete sich kriegsbereit machen, ist praktisch das Gegenteil von Aufgabe.
Und schließlich sind deine Vorhaltungen an die Ukrainer, aussichtsloser Widerstand könne verbrecherisch und Freiheitsverlust in Gestalt von vorübergehendem Verzicht auf Wohlstand könne dumm sein, in gewisser Weise rechtsblind. So darf man sich nicht gegen Notwehrübende stellen, die sich als freie Menschen eigenverantwortlich gegen die Unterwerfung entscheiden.
Verleugnung des Naturrechts (!) auf Notwehr führt immer dazu, dass sich der Leugner als Co - Aggressor auf die Seite des Angreifers stellt.