Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Hier soll besprochen werden, wie die künftige Entwicklung der UN im Hinblick auf zuverlässigeren internationalen Rechtsschutz einzelner Staaten und Volksgruppen aussehen könnte.

Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon Uel » Do 24. Feb 2022, 13:40

Wir haben ein Riesen-Konflikt im Übergang zum Krieg in Europa. - Zur Konflikt- und Kriegsvermeidung war die UNO mal gegründet worden. - In dem USA- Nato - EU - Ukraine - Russlandkonflikt ist die UNO allerdings nicht bemerkbar in Erscheinung getreten -
- Warum? - Hat sie sich überlebt? - Das wäre tragisch. - Stimmen ihre Gründungsstrukturen nicht mehr? - Wahrscheinlich - Ist die Idee überholt? - Wohl kaum! - Wenn es mehr nicht ist, dann sollten sie dringenst neu strukturiert werden.

Damals:
gegründet 26. Juni 1945, noch vor der Kapitulation Japans am 15. August 1945, mit 51 Gründungsmitgliedern auf Reaktion zum 2.Weltkrieg und Versagens des Völkerbundes
mit den ständigen 5 Sicherheitsratsmitgliedern USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion und Republik China mit Veto-Rechten
- USA als DER Kriegsgewinner und damals einzige Atommacht + größte Wirtschaftsmacht
- GB als noch größte Kolonialmacht der Welt und wesentliche Industriemacht
- F als auch noch Kolonialmacht und Kriegsgewinner auf dem westeuropäischen Kontinentsteil
- SU als wesentlicher Kriegsgewinner in Europa mit den meisten Opfern, größte Militärmacht auf dem europ. Kontinent
- R-Ch als Verbündeter gegen Japan, vor Gründung der Volksrepublik 1. Oktober 1949, bis 1971 als Taiwan, dann ersetzt durch die VR-Ch.


heute:
der Sicherheitsrat, in dem heute inzwischen alle ständigen Mitglieder Atommächte sind, hat heute mit
- USA die größte Militärmacht und immer noch größte Wirtschaftsmacht
- GB ist eine Insel mit wenigen weiteren Inseln in Übersee, kolonialen Reststrukturen, mäßiger Wirtschaftsmacht
- F ist keine Kolonialmacht mehr bis auf Übersee-Departments und ist Führungspart in der EU und inzwischen deren einziger ständiger Vertreter im Sicherheitsrat
- VR-Ch ist inzwischen modernste 2. Weltwirtschaftsmacht mit Ambitionen auf Platz 1, Bevölkerungsreichster Staat der Welt und modernisierende große Militärmacht
- SU, jetzt Russland, hat riesige Teile des Staatsgebiets verloren, ist nach wirtschaftlichem Kollaps im zögerlichen Wiederaufbau (jetzige Leistung mit Italien vergleichbar), großes Militär stark veraltert

Die UNO heute besteht aus 193 Staaten, es gibt mit Indien, Pakistan und vermutet Israel weitere Atommächte außerhalb des Sicherheitsrates.

Vom afrikanischen und südamerikanischen Kontinent gibt es keine ständigen Vertretungen im Sicherheitsrat.
Die zehn nichtständigen Sitze werden unter den Regionalen Gruppen der UN aufgeteilt: Der afrikanische Block hat Anspruch auf drei Sitze. Asien, die Gruppe der lateinamerikanischen und karibischen Staaten und die Gruppe der westeuropäischen und anderen Staaten je auf zwei und Osteuropa auf einen Sitz. Jedes Jahr werden fünf nichtständige Mitglieder für die Dauer von zwei Jahren durch die Generalversammlung neu gewählt.


Wenn die Aufgabe der UNO ist ...
Nach Artikel 24 I der Charta der Vereinten Nationen sollen ihm die Mitgliedstaaten „die Hauptverantwortung für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit“ übertragen.

… und ein Land mit seinem Veto alles blockieren kann, dann stellt sich die Frage, was das Ganze noch soll, wenn es nur zu einem Interessenblock-Ritual wird. Ein Quertreiber kann also 192 Staaten auf der Nase herumtanzen. Dass das Ganze keinen Sinn mehr macht, wird klar, wenn man kürzliche Konflikte betrachtet und wie wenig die UNO dabei noch eine wirkliche Rolle spielte. Die Ukraine wäre gut beraten gewesen, ihre Atomwaffen nicht Russland zurückzugeben, sondern der UNO.
Eine friedlichere Welt kann es nur geben, wenn allein die UNO über Atomwaffen verfügte und es kein Vetorecht mehr im Sicherheitsrat gäbe, sondern ¾ Mehrheitsbeschlüsse. Länder, die den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben haben, müssen in einer Übergangszeit unter dirkten atomaren Schutz der UNO stehen.

Auch müsste die Mitgliedschaft der ständigen Mitglieder der Landesgröße, Bevölkerungsmenge und Wirtschaftsmacht mehr entsprechen. Da fragt sich z.B. ob Länder wie Indien als Atom- Wirtschafts- und Militärmacht mit seiner Einwohnerzahl nicht den Platz von GB übernehmen müsste oder als neues Mitglied dazukommen müsste.

Eine kranke Struktur erzeugt auf Dauer Schäden und es fragt sich, ob das Versagen im Fall USA - Nato – EU – Ukraine – Russland nicht auch zum Teil darauf zurückzuführen ist.




PS.: alle Zitate und Daten laut Wiki
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von Uel

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Re: Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon AlexRE » Do 24. Feb 2022, 17:35

Die Ukraine hätte ihre Atomwaffen an die UNO abgeben sollen? Was hätte das denn genützt, wenn Russland Atommacht geblieben wäre?

Jetzt sind die Betrachtungen des hiesigen Eingangsbeitrags jedenfalls müßig. Wenn nicht einmal der wichtigste völkerrechtlichliche Vertrag schlechthin - der Atomwaffensperrvertrag - einem teilnehmenden Staat Schutz bieten kann, folgt daraus die vollständige Dysfunktionalität des Völkerrechts als Mittel zur Friedenssicherung.

Damit hat auch die UNO keine Funktion mehr. Ohne funktionierendes Völkerrecht ist diese Einrichtung ein politisches Nullum.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon maxikatze » Do 24. Feb 2022, 18:01

War die UNO nicht schon immer ein Papiertiger? Hat die UNO jemals einen Krieg verhindern können?
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Re: Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon Uel » Do 24. Feb 2022, 20:20

Alex schrieb:
Die Ukraine hätte ihre Atomwaffen an die UNO abgeben sollen? Was hätte das denn genützt, wenn Russland Atommacht geblieben wäre?

Jetzt sind die Betrachtungen des hiesigen Eingangsbeitrags jedenfalls müßig. Wenn nicht einmal der wichtigste völkerrechtlichliche Vertrag schlechthin - der Atomwaffensperrvertrag - einem teilnehmenden Staat Schutz bieten kann, folgt daraus die vollständige Dysfunktionalität des Völkerrechts als Mittel zur Friedenssicherung.


Genau jetzt wären die Betrachtungen mehr als nötig. In ein paar Jahren hat man die offensichtliche Disfunktionalität längst wieder verdrängt und überreicht einer der vielen UN-Unterorganisationen einen weiteren Friedensnobelpreis. Der Denkfehler der UNO-Dipolmaten und Politiker ist doch, den Staaten, die durch den Atomsperrvertrag auf eigene Atomwaffen verzichtet haben, nicht einen wirksamen Schutzschild besorgt zu haben.

Ja, Maxi, man muss der UNO das Papiertigertum austreiben und die Veto-Spielchen einzelner Nationen abschaffen. Wenn der Klimaschutz ein ernsthaftes Problem ist, kommen Zukünftige garnicht umhin, eine Weltorganisation mit Durchschlagskraft zu etablieren, alles andere wird nicht funktionieren.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon Staber » Do 24. Feb 2022, 23:00

Hat die UNO jemals einen Krieg verhindern können?


Hallo Maxi!
Ohne die Uno hätte es sehr viel mehr Kriege gegeben seit 1945, wahrscheinlich auch mit nuklearen Waffen. Die Uno hat zur Beendigung vieler Konflikte beigetragen, und vor allem haben die humanitären Institutionen des Uno-Systems unendlich viel Nothilfe für Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen geleistet. Innerhalb des Uno-Rahmens sind auf vielen thematischen Ebenen wie Umweltschutz und Rüstungskontrolle internationale Vereinbarungen getroffen worden. Es braucht eine «Koalition der Willigen» – ich benutze diese Terminologie bewusst, weil Bush und Blair sie für den Irak-Krieg 2003 gewählt hatten. Es braucht Länder, die multilateralistisch , schweres Wort , denken und in der Uno die richtige Institution sehen, um globale Herausforderungen zu meistern und inner- und zwischenstaatliche Konflikte beizulegen. Andernfalls entwickelt sich außerhalb der Uno eine neue multipolare Machtbalance. Im besten Falle G20, im schlimmsten Fall läuft es aber auf eine G2 hinaus, also eine bipolare Weltordnung, bestehend aus den USA und China. Diese Weltordnung wäre durch militärische Macht ausbalanciert. Das wäre sicherlich das schlechteste Modell.
Übrigens das sei noch erwähnt. Der Kalte Krieg , wovon immer geredet wird ,ist nie wirklich überwunden worden, weil die Sieger ihn nie wirklich beendet haben. Sie haben es nicht geschafft, den Verlierer, sprich Russland, gesichtswahrend in ein gemeinsames Haus Europa einzubinden – mit allen Rechten und Pflichten. Das rächt sich jetzt bitter.
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Re: Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon AlexRE » Fr 25. Feb 2022, 06:50

Staber hat geschrieben:
Hat die UNO jemals einen Krieg verhindern können?


Hallo Maxi!
Ohne die Uno hätte es sehr viel mehr Kriege gegeben seit 1945, wahrscheinlich auch mit nuklearen Waffen.


"Hätte ..." :roll:

"Die Geschichte liebt den Konjunktiv nicht." (M. Gorbatschow)

Ich behaupte mal, dass eine nicht funktionierende Einrichtung zur Vermeidung und Beilegung von Konflikten nicht nur wirkungslos ist, sondern kontraproduktiv wirkt. Danach hätte die UNO nicht nur keine Kriege verhindert oder frühzeitig beendet, sondern erzeugt und verschlimmert.

Das grausigste Beispiel ist Ruanda. Die später abgeschlachtete Bevölkerungsgruppe hatte zunächst einen starken Schutz durch ihre eigene Guerilla - Armee. Diese ließ sich dann von den inkompetenten Friedenstiftern der UNO ins ugandische Exil hinauskomplementieren. Danach haben die Blauhelme bei dem Massaker nur blöd zugeguckt.

Die nach materieller Stärkung durch die von der UNO unabhängig agierende amerikanische CIA (also ganz "böse" Helfer) zurückkehrende Armee der abgeschlachteten Bevölkerungsgruppe hat das Massaker dann durch das älteste Mittel der Friedensstiftung beendet, nämlich durch einen glatten militärischen Sieg über den Aggressor.

Das Ergebnis hätte man ohne die Einmischung unfähiger Friedensstifter mit gut einer Million Mordopfer weniger haben können.
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Re: Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon Uel » Fr 25. Feb 2022, 16:51

Übrigens das sei noch erwähnt. Der Kalte Krieg , wovon immer geredet wird ,ist nie wirklich überwunden worden, weil die Sieger ihn nie wirklich beendet haben. Sie haben es nicht geschafft, den Verlierer, sprich Russland, gesichtswahrend in ein gemeinsames Haus Europa einzubinden – mit allen Rechten und Pflichten. Das rächt sich jetzt bitter.


Seh ich auch so, Staber. Vor allem hat man darauf gesetzt, dass beim Auseinanderfallen der Union man alle brauchbare Konkursmasse einsammeln könnte und Russland sich mit dem "Schrott" wie z.B. Tscherchenien zu befassen habe und damit gut ausgelastet sei.

Besonders hat man die gigantischen Schwierigkeiten nicht anerkannt, die aus dem Zusammenbrechen der Union entstanden, wie Vermögensteile von Firmen und Rentenansprüchen, die in unterschiedlichen Unionsstaaten begründet waren, auch die vorläufige Staatenlosigkeit, die Russischstämmige über Nacht ereilen konnte, wenn sich Teilrepubliken unabhängig erklärten und diese Probleme mit Russischem hatten wie z. B. die Westukraine. Es sind unvorstellbares Leid und Existenzängste beim Zerfall entstanden. Denn was man vergisst: die Union war kein Entwicklungsland und die Menschen eine stabile Grundsicherung und -versorgung seit einigen Jahrzehnen gewohnt.
Liebe Grüße
von Uel

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Re: Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon Uel » Sa 5. Mär 2022, 09:16

Warum? Weil es eine Atommacht ist? Wenn neben Russland noch weitere unsichere bzw opportunistische Kantonisten sitzen, wird der Sicherheitsrat zu einem Unsicherheitsrat.
Die Weltgemeinschaft sollte es sich nicht leisten, Länder wie China und Russland einen ständigen Sitz zu bieten. Weiterhin ist es ein Unding, dass ein einzelnes Land des Sicherheitsrates mit einem Veto jeden Beschluss des UN-Sicherheitsrats verhindern kann.


Ich habe auf dem UNO-Thema ausführlich dargelegt, dass sich die UNO seit 1945 in den wesentlichen Friedensstiftenden und -erhaltenden Prozeduren, insbesondere dem Sicherheitsrat nicht weiterentwickelt hat. Das ist aber kein rein russisches oder chinesisches Problem, sondern der Vorwurf muss die Weltgemeinschaft insgesamt treffen. Man sieht es bei den heutigen Konflikten, dass die UNO nachrangig ist, wenn Verhandlungen organisiert werden müssen, - die organisiert nicht und bringt nicht in Gang der UN-Generalsekretär sondern beteiligte oder unbeteiligte Staatschefs.

Wozu soll die UNO, Maxi nach Deiner Ansicht, dann überhaupt noch da sein, wenn sie unangenehme Mitglieder ausschließt? Der Widerpart in harten Verhandlungen ist der Natur der Sache geschuldet, immer unangenehm, aber darum gibt es ja die Verhandlungen damit gerade Schlimmeres eingehegt werden kann.

Auf solche unlogischen Forderungen kommen die Menschen, wenn sie ihren Gefühlen freien und unkontollierten Lauf lassen. Die haben im Weltmacht-Poker überhaupt nichts zu suchen und sind brandgefährlich.

PS.: eine Reformidee wäre: im Konfliktfall verlieren die Veto-Mächte als Konfliktbeteiligte für die jeweilige Abstimmung ihr Vetorecht, ihr normales Stimmrecht behalten sie. Dann hätte beim Ukrainekonflikt nur China ein Vetorecht und es käme auf die Mehrheit der 15 Staaten an. Als friedesnsstiftendes Element könnte man eine notwendige 2/3 Mehrheit fordern, also 10 Ja-Stimmen.

Ich kopier das mal besser auf das UNO-Thema.
Liebe Grüße
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Re: Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon AlexRE » Sa 5. Mär 2022, 10:48

Wie soll man denn einem Staat ein Veto - Recht wegnehmen, wenn er gegen eine diesbezügliche Reform sein Veto einlegen kann?

Ich würde eher über Reformen nachdenken, die man den heute privilegierten Mächten schmackhaft machen kann. Sehr vielen Amerikanern z. B. ist die teure und oft blutige Rolle des selbsternannten Weltpolizisten gar nicht so angenehm. Wenn man die Idee in den Raum stellen würde, einen von den reichen Staaten finanzierten Weltpolizisten von der UN - Vollversammlung wählen zu lassen, so wie die Amerikaner seit jeher Scheriffs wählen, würden da wahrscheinlich alle ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats ernsthaft drüber nachdenken.
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Re: Ist UNO noch rettbar als Konflikte befriedende Organisation

Beitragvon Staber » Sa 5. Mär 2022, 17:39

Uel hat geschrieben:Wir haben ein Riesen-Konflikt im Übergang zum Krieg in Europa. - Zur Konflikt- und Kriegsvermeidung war die UNO mal gegründet worden. - In dem USA- Nato - EU - Ukraine - Russlandkonflikt ist die UNO allerdings nicht bemerkbar in Erscheinung getreten -
- Warum? - Hat sie sich überlebt? - Das wäre tragisch. - Stimmen ihre Gründungsstrukturen nicht mehr? - Wahrscheinlich - Ist die Idee überholt? - Wohl kaum! - Wenn es mehr nicht ist, dann sollten sie dringenst neu strukturiert werden.

Damals:
gegründet 26. Juni 1945, noch vor der Kapitulation Japans am 15. August 1945, mit 51 Gründungsmitgliedern auf Reaktion zum 2.Weltkrieg und Versagens des Völkerbundes
mit den ständigen 5 Sicherheitsratsmitgliedern USA, Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion und Republik China mit Veto-Rechten
- USA als DER Kriegsgewinner und damals einzige Atommacht + größte Wirtschaftsmacht
- GB als noch größte Kolonialmacht der Welt und wesentliche Industriemacht
- F als auch noch Kolonialmacht und Kriegsgewinner auf dem westeuropäischen Kontinentsteil
- SU als wesentlicher Kriegsgewinner in Europa mit den meisten Opfern, größte Militärmacht auf dem europ. Kontinent
- R-Ch als Verbündeter gegen Japan, vor Gründung der Volksrepublik 1. Oktober 1949, bis 1971 als Taiwan, dann ersetzt durch die VR-Ch.


heute:
der Sicherheitsrat, in dem heute inzwischen alle ständigen Mitglieder Atommächte sind, hat heute mit
- USA die größte Militärmacht und immer noch größte Wirtschaftsmacht
- GB ist eine Insel mit wenigen weiteren Inseln in Übersee, kolonialen Reststrukturen, mäßiger Wirtschaftsmacht
- F ist keine Kolonialmacht mehr bis auf Übersee-Departments und ist Führungspart in der EU und inzwischen deren einziger ständiger Vertreter im Sicherheitsrat
- VR-Ch ist inzwischen modernste 2. Weltwirtschaftsmacht mit Ambitionen auf Platz 1, Bevölkerungsreichster Staat der Welt und modernisierende große Militärmacht
- SU, jetzt Russland, hat riesige Teile des Staatsgebiets verloren, ist nach wirtschaftlichem Kollaps im zögerlichen Wiederaufbau (jetzige Leistung mit Italien vergleichbar), großes Militär stark veraltert

Die UNO heute besteht aus 193 Staaten, es gibt mit Indien, Pakistan und vermutet Israel weitere Atommächte außerhalb des Sicherheitsrates.

Vom afrikanischen und südamerikanischen Kontinent gibt es keine ständigen Vertretungen im Sicherheitsrat.
Die zehn nichtständigen Sitze werden unter den Regionalen Gruppen der UN aufgeteilt: Der afrikanische Block hat Anspruch auf drei Sitze. Asien, die Gruppe der lateinamerikanischen und karibischen Staaten und die Gruppe der westeuropäischen und anderen Staaten je auf zwei und Osteuropa auf einen Sitz. Jedes Jahr werden fünf nichtständige Mitglieder für die Dauer von zwei Jahren durch die Generalversammlung neu gewählt.


Wenn die Aufgabe der UNO ist ...
Nach Artikel 24 I der Charta der Vereinten Nationen sollen ihm die Mitgliedstaaten „die Hauptverantwortung für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit“ übertragen.

… und ein Land mit seinem Veto alles blockieren kann, dann stellt sich die Frage, was das Ganze noch soll, wenn es nur zu einem Interessenblock-Ritual wird. Ein Quertreiber kann also 192 Staaten auf der Nase herumtanzen. Dass das Ganze keinen Sinn mehr macht, wird klar, wenn man kürzliche Konflikte betrachtet und wie wenig die UNO dabei noch eine wirkliche Rolle spielte. Die Ukraine wäre gut beraten gewesen, ihre Atomwaffen nicht Russland zurückzugeben, sondern der UNO.
Eine friedlichere Welt kann es nur geben, wenn allein die UNO über Atomwaffen verfügte und es kein Vetorecht mehr im Sicherheitsrat gäbe, sondern ¾ Mehrheitsbeschlüsse. Länder, die den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben haben, müssen in einer Übergangszeit unter dirkten atomaren Schutz der UNO stehen.

Auch müsste die Mitgliedschaft der ständigen Mitglieder der Landesgröße, Bevölkerungsmenge und Wirtschaftsmacht mehr entsprechen. Da fragt sich z.B. ob Länder wie Indien als Atom- Wirtschafts- und Militärmacht mit seiner Einwohnerzahl nicht den Platz von GB übernehmen müsste oder als neues Mitglied dazukommen müsste.

Eine kranke Struktur erzeugt auf Dauer Schäden und es fragt sich, ob das Versagen im Fall USA - Nato – EU – Ukraine – Russland nicht auch zum Teil darauf zurückzuführen ist.




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