Afghanistan

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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » So 4. Jul 2021, 13:01

Das soll dem Publiikum wohl suggerieren, dass ein Siegeszug der Taliban bevorstehe:

NATO-Abzug aus Afghanistan

Mit Zivilisten gegen die Taliban

(...)

Der Verteidigungsminister von Afghanistan hat vor wenigen Tagen sogar Zivilisten aufgerufen, zu den Waffen zu greifen: "Ich sage allen unseren Patrioten: Steht unseren Soldaten bei - überall im ganzen Land. Die afghanische Regierung ist bereit, euch mit allem zu unterstützen, damit ihr euch verteidigen könnt."

Tausende Männer sind dem Aufruf allein in Masar-i-Scharif gefolgt. Warloards und Parteivorsitzende haben Waffen verteilt. Mit Panzerfäusten und Kalaschnikows stehen einfache Männer nun am Stadtrand, um Masar-i-Scharif gegen die Taliban zu verteidigen.

(...)


https://www.tagesschau.de/ausland/usa-t ... obal-de-DE

Ich schätze, das kann auch ganz anders ausgehen. Die Afghanen, die den imperialen Zugriffen der Briten im 19. Jahrhundert und der Sowjets im 20. Jahrhundert getrotzt haben, waren auch "Zivilisten". Angesichts einer durchweg kriegerischen Bevölkerung ergibt es nicht viel Sinn, zwischen Zivilisten und Militär zu unterscheiden. Wenn die Taliban dort mittlerweile wegen ihrer arabischen und pakistanischen Mentoren als Vertreter fremder Mächte angesehen werden sollten, werden sie diesmal ebenso verlieren wie frühere Beinahe - Eroberer.
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Afghanistan

Beitragvon maxikatze » So 4. Jul 2021, 13:33

Alex schrieb:
Ich schätze, das kann auch ganz anders ausgehen. Die Afghanen, die den imperialen Zugriffen der Briten im 19. Jahrhundert und der Sowjets im 20. Jahrhundert getrotzt haben, waren auch "Zivilisten". Angesichts einer durchweg kriegerischen Bevölkerung ergibt es nicht viel Sinn, zwischen Zivilisten und Militär zu unterscheiden. Wenn die Taliban dort mittlerweile wegen ihrer arabischen und pakistanischen Mentoren als Vertreter fremder Mächte angesehen werden sollten, werden sie diesmal ebenso verlieren wie frühere Beinahe - Eroberer.


Was macht dich da so sicher?
Wenn Zivilisten aufgerufen werden, sich am intensiven Kampf gegen die Taliban zu beteiligen, sehe ich das eher als Schwäche des Militärs gegenüber dem Feind ein.
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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » So 4. Jul 2021, 13:52

maxikatze hat geschrieben:Alex schrieb:
Ich schätze, das kann auch ganz anders ausgehen. Die Afghanen, die den imperialen Zugriffen der Briten im 19. Jahrhundert und der Sowjets im 20. Jahrhundert getrotzt haben, waren auch "Zivilisten". Angesichts einer durchweg kriegerischen Bevölkerung ergibt es nicht viel Sinn, zwischen Zivilisten und Militär zu unterscheiden. Wenn die Taliban dort mittlerweile wegen ihrer arabischen und pakistanischen Mentoren als Vertreter fremder Mächte angesehen werden sollten, werden sie diesmal ebenso verlieren wie frühere Beinahe - Eroberer.


Was macht dich da so sicher?
Wenn Zivilisten aufgerufen werden, sich am intensiven Kampf gegen die Taliban zu beteiligen, sehe ich das eher als Schwäche des Militärs gegenüber dem Feind ein.


Ich bin mir nicht sicher, aber in Afghanistan von Zivilisten zu reden, ist Blödsinn. Die können alle kämpfen und wenn die Taliban als Besatzer angesehen werden, verlieren sie.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » So 4. Jul 2021, 16:53

Guttenberg war der erste Politiker, der das Wort auszusprechen wagte: Krieg
Jetzt noch traut sich kaum jemand, dieses Wort in den Mund zu nehmen oder aufzuschreiben.
„lethal defensive weapons" (tödliche Verteidigungswaffen) sprach Obama in 2015 und beschönigte damit, worum es geht: Um das Töten von Menschen, darunter leider auch Zivilisten, was dann "Kollateralschäden" genannt wird. Die Angriffe auf Dörfer war der größte Fehler der gemacht wurde.
Es heißt auch nicht "Angriff ", sondern "Vorwärtsverteidigung". Militärische Unterstützung heißt dann "Krisenprävention".
Seit je her versuchen die Mächtigen der Welt, die Sprache zu beherrschen, Wortbedeutungen festzulegen und damit die Menschen zu manipulieren und zu beherrschen.
In Orwells Roman heißt das "Neusprech". „Die Schokoladenration wird von 80 g pro Woche auf 60 g erhöht.“ "Krieg ist Frieden" ;)
Uns allen sollte klar sein: Deutschland ist seit 20 Jahren im Krieg und nicht in der "Vorwärtsbewegung!" Deutschland war Teil einer Besatzungsmacht und deutsche Soldaten keine Brunnenbauer! Nicht jeder Getötete war automatisch Taliban! Immerhin weiß man jetzt, wer unsere Politik mitbestimmt"
Was ich noch erwähnen wollte, im PRESSECLUB im ARD wurde von der Afgh. Luftwaffe gesprochen, die nicht mehr lange einsatzfähig ist. Warum wohl!!
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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » So 4. Jul 2021, 17:47

Der Begriff "Kollateralschaden" ist kein verunglückter sprachlicher Verharmlosungsversuch, dafür wird er nur allgemein gehalten. Tatsächlich handelt es sich um einen zentralen Begriff des aktuellen Kriegsvölkerrechts, der nach dem 2. WK eingeführt wurde. In diesem Krieg hat sich nämlich herausgestellt, dass sich an die damals geltenden absoluten Verbote der Schädigung von Zivilisten usw. überhaupt niemand gehalten hat, weil selbst die kriegführenden Rechtsstaaten jede Missachtung dieser Regeln mit einem sich aus militärischen Notwendigkeiten ergebenden übergesetzlichen Notstand begründet haben.

Diesen rechtsfreien Raum wollte man danach durch neue Regeln ausfüllen, wann welcher Kollateralschaden zulässig ist und wann nicht. Der Begriff dient also nicht der Verharmlosung, sondern der Schadensminderung.

Detailliert:

https://www.researchgate.net/publicatio ... lkerrechts
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Re: Afghanistan

Beitragvon maxikatze » Mo 5. Jul 2021, 17:21

Dass Afghanen, die vor Ort für unsere Bundeswehr gearbeitet haben, kaum Chancen haben, mit den Soldaten das Land zu verlassen, empfinde ich als undankbares Verhalten seitens der Bundesrepublik. Diese Leute mit ihren engsten Familienangehörigen mitzunehmen - das wäre nur fair und gerecht. Warum so viel Bürokratie? Man setzt sich doch sonst auch über weggeschmissene Pässe bei illegalen Einwanderern hinweg.
Wahrscheinlich machen die Taliban jetzt Jagd auf diese Leute. Die radikalen Gruppen sind in ihrem Verhalten noch genauso grausam und fanatisch wie vor dem Einmarsch der Nato.
https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 77526.html
https://www.sueddeutsche.de/politik/afg ... -1.5342406
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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Mo 5. Jul 2021, 17:38

maxikatze hat geschrieben:Warum so viel Bürokratie? Man setzt sich doch sonst auch über weggeschmissene Pässe bei illegalen Einwanderern hinweg.
Wahrscheinlich machen die Taliban jetzt Jagd auf diese Leute.


Die Ilegalen sind "nun mal da". Mit Leuten ohne Papiere können Bürokraten nicht umgehen, weil sie nichts anderes gelernt haben, als mit Papier umzugehen. Die Unterstützer der Bundeswehr in Afghanisten sind aber keine Unbekannten ohne Papiere, ebenswenig wie die ehrlichen Flüchtlinge in Deutschland, die ihre echten Pässe nicht weggeschmissen haben. Erstere liefert die Bürokratie auf dem Amtsweg der Rache der Taliban aus, Letztere werden viel leichter und öfter abgeschoben als Kriminelle ohne Papiere.
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Re: Afghanistan

Beitragvon Staber » Mo 5. Jul 2021, 18:04

Ich stelle mal die Frage aller Fragen!
Wer stößt nach dem NATO-Abzug in das Machtvakuum Afghanistan?
Indien..... China...
https://hubu.fm/2021/06/30/wer-nun-in-a ... ktiv-wird/

Ich hoffe , das es die Afghanen selbst sein werden , die endlich nach so vielen Jahren Krieg und Verwüstung ihr Land selbst in die Hand nehmen. Fangt endlich an den Willen anderer Völker zu akzeptieren. Auch wenn manche Regierung nicht unseren Vorstellungen entspricht ,müssen wir damit leben. Nicht alle Menschen auf dieser Welt haben die selben Wertvorstellungen wie wir. Wenn der Bevölkerung die Regierung nicht passt wird sie sich ihrer früher oder später selbst entledigen.
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Re: Afghanistan

Beitragvon AlexRE » Mo 5. Jul 2021, 18:48

Staber hat geschrieben:Fangt endlich an den Willen anderer Völker zu akzeptieren.


Wenn es der Wille anderer Völker ist, in meinem Land Terroranschläge zu begehen und Frauen auf offener Straße abzuschlachten (auf Straßen in meinem Land!!!!!), wäre ich schön blöd, diesen Willen zu akzeptieren. Genau genommen wäre ich dann sogar ein schön blöder Schwerbrecher.

Die Taliban haben jetzt unterschrieben, dass sie keine Terroristen mehr beherbegen wollen, damit diese eine geschützte Basis für Anschläge überall auf der Welt haben, und die Nato ist abgezogen. Fertig. Die Taliban hätten schon 2001 dem amerikanischen Ultimatum nachkommen können, Bin Laden auszulierern und diese Unterschrift zu leisten, die sie jetzt geleistet haben. Dann hätte es die letzten 20 Jahre Krieg dort überhaupt nicht geben müssen.

Aber natürlich sind mal wieder die bösen weißen Männer aus den freiheitlichen Rechtsstaaten der Welt schuld, wie immer.

Wer stößt nach dem NATO-Abzug in das Machtvakuum Afghanistan?


Das wird der kommende Bürgerkrieg entscheiden und das ist auch alles andere als die Frage aller Fragen. Die eine Seite besteht aus Verbündeten des Westens, die andere Seite aus Feinden, die eine kapitulationsähnliche Vereinbarung unterschrieben haben. Die Nato hat auf jeden Fall gewonnen. Wenn die Taliban regional gewinnen sollten, werden sie sich entweder an ihre Kapitulationsbedingungen halten oder die Nato ist ganz schnell wieder da.
Der Stuttgarter OB Rommel:

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Re: Afghanistan

Beitragvon Uel » Mo 5. Jul 2021, 19:11

.... oder die Nato ist ganz schnell wieder da.

Glaub ich nicht!
Liebe Grüße
von Uel

Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!
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