Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Hier werden die Thesen von Dr. Harald Wozniewski erörtert.

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Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Beitragvon Dr Wo » Di 27. Okt 2009, 12:41

Es herrscht die Vorstellung vor, die Weltwirtschaftskrise sei erst vor Kurzem entstanden und sie sei schon so gut wie überwunden. Tatsächlich aber hat sie eine Geschichte von rund vier Jahrzehnten. Und sie wird auch noch viele Jahre andauern – bis eine politische Lösung gefunden ist oder, wie oft in der Geschichte, eine unpolitische erzwungen wird.

Seit Anfang der 1970er Jahre ist in der Bundesrepublik Deutschland wieder von Massenarbeitslosigkeit die Rede. Seit Mitte der 1970er Jahre bereitet die wachsende Staatsverschuldung immer größere Sorgen. Die Zahl der Arbeitslosen konnte in den letzten 10 Jahren mit immer weiteren Tricks schöngerechnet werden, so dass man besser nach der Zahl der Arbeitslosengeldempfänger schaut. Die Staatsverschuldung lässt sich dagegen nicht so leicht verbergen. Die finanziellen Schwierigkeiten des Gesundheitswesens der Rentenkassen sind Legende. Seit Anfang der 1990er Jahre stagnieren oder fallen die Grundstückspreise. Seit etwa derselben Zeit greift das Ladensterben um sich. Seit etwa 10 Jahren ist die Kinderarmut in Deutschland nicht mehr die "Armut an Kindern", sondern die "Armut von Kindern". Verwirrend sind die Meldungen aus der Wirtschaft. Denn während die Zahl der Konkurse und Insolvenzen – seit 1999 auch die der Verbraucherinsolvenzen – immer weiter zugenommen hat, feierten andere Unternehmen einen Rekord nach dem anderen. Das Bild ist in anderen Industrienationen nicht viel anders. Die USA, Japan, Großbritannien, Frankreich und viele andere Volkswirtschaften haben dieselben Probleme über all die Jahre. Von einer Weltwirtschaftskrise spricht man merkwürdigerweise erst seit Herbst 2007 und zwar nur deshalb, weil jetzt – wie schon 1929 – das Großkapital betroffen ist. Damals besorgte die Börse die großen Verluste für das Großkapital, jetzt erledigte dies die Kreditwirtschaft. Und schon damals, rund ein Jahrzehnt lang vor dem schwarzen Freitag, waren die wirtschaftlichen Probleme für die breite Bevölkerung erdrückend. In den 1920er Jahren prägten Massenarmut und Massenarbeitslosigkeit der einen und gigantischer Reichtum bei sehr wenigen anderen das Bild der großen Volkswirtschaften.

Schon der berühmte russische Ökonom Nikolai Kondratieff bemerkte Anfang des 20. Jahrhunderts Konjunkturzyklen von sehr langer Dauer und und großen Ausschlägen nach oben und unten. Eine schlüssige Erklärung konnte er nicht liefern. Er hielt es für reinen Zufall, dass der Beginn eines neuen Aufschwungs zeitlich mit dem Ende von Revolutionen und Bürgerkriegen zusammenfiel. Die schlüssige Erklärung liegt heute vor. Sie ist aber kaum bekannt.

Sämtliche eingangs angeführten wirtschaftlichen Probleme gehen einher mit einer schleichenden, aber steten Veränderung des Geldflusses durch die Volkswirtschaften. Zu Beginn der Entwicklung findet man in den Volkswirtschaften eine relativ breite Verteilung der Zahlungsmittel in den Händen der Bevölkerung, wobei die Zahlungsmitteln in den Unternehmen freilich den Eigentümern der Unternehmen zuzurechnen sind. Die Geldströme sind kleine "Bäche" in einem großräumigen "Gewässersystem", das die gesamte Bevölkerung gut mit Geld versorgen. Im Laufe von Jahrzehnten konzentrieren die Geldströme sich bei wenigen wirtschaftlich Erfolgreichen. Am Ende der Entwicklung fließt das Geld wie der Nil in der Wüste: Wenige Reiche ertrinken schier im Geld, während die übrige Bevölkerung in der Wüste auf dem Trockenen sitzt (http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/nil.htm).

Die Bevölkerung, allen voran die Politiker und Ökonomen, bekommen von alldem nichts mit, weil gleichzeitig die Geldmenge in rasantem Tempo wächst. In der Bundesrepublik Deutschland zum Beispiel ist die Geldmenge M3 seit der Währungsreform 1948 im Schnitt um knapp über 10% jährlich gewachsen. Jeder Bürger, wollte er mit Blick auf seine persönlichen Kaufkraft mit diesem Geldmengenwachstum mithalten, müsste also seinen Geldbestand jährlich um 10% steigern – dies aber nicht nur statisch, indem er einfach nur jedes Jahr 10% mehr Geld angespart, sondern auch dynamisch, indem er seine Ein- und Ausgaben jährlich um 10% steigert. Langzeitstudien anhand der Einkommensteuerstatistik zeigen, dass gut 95% der Bevölkerung hinter dieser Anforderung weit zurückfallen und beispielsweise von 1974 bis 1998 circa 70% ihrer ursprünglichen, an der vorhandenen Geldmenge zu messenden Kaufkraft verloren haben (http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/einkommen.htm). Circa 4% der Bevölkerung haben mit der Geldmengenentwicklung Schritt gehalten, während der kleine Rest der Bevölkerung fast das gesamte Geldmengenwachstum hin zu sich lenken konnte. Die breite Bevölkerung wird also in allen Industrienationen auf lange Sicht wirtschaftlich immer unbedeutender. Und die wenigen Erfolgreichen werden superreich, aber nicht, weil sie besonders viel und hart arbeiten würden, sondern weil es ihnen gelingt, immer mehr andere Menschen für sich arbeiten zu lassen. Die jährlich von dem manager-magazin herausgegebene Liste der reichsten Deutschen oder zuletzt abermals von Karl Albrecht angeführt, dem Eigentümer von Aldi Süd. Sein Vermögen hat danach einen Wert von 17,55 Milliarden €. Das seines Bruders Theodor Albrecht (Aldi Nord) hat einen Wert von 17,05 Milliarden €. Beide Brüder hatten bekanntlich mit dem kleinen Krämerladen ihrer Eltern begonnen, ihre Vermögen also zu Lebzeiten erstanden. Will man solch ein Vermögen in 40 Jahren Arbeit bei 230 Tagen im Jahr und acht Stunden am Tag selbst erarbeiten und will man gleichzeitig noch seine Einkommensteuer bezahlen (hier gerechnet mit 48,5% zur Schröder-Ära), so bedarf es dazu von der ersten Stunde an eines konstanten Stundenlohnes von 491.652 € beziehungsweise 477.645 € (http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/st ... ne2008.htm)! Solch hohe Einkommen sind nicht mit eigener Arbeit zu erzielen, sondern (fast) ausschließlich mit Kapitaleinkünften, was nichts anderes bedeutet als mit der Arbeit von anderen. So arbeiten bei Aldi beispielsweise rund 200.000 Menschen. Ähnlich sieht es bei den anderen Superreichen in unserem Land und in dieser Welt aus. Aus der sozialen Marktwirtschaft der 1950er und 1960er Jahre des Ludwig Erhard, dem rheinischen Kapitalismus, ist ein moderner Feudalismus geworden, ein Meudalismus. Ludwig Erhard schrieb 1957 in seinem berühmten Buch "Wohlstand für alle" (http://www.ludwig-erhard-stiftung.de/pd ... r_alle.pdf):

"... So wollte ich jeden Zweifel beseitigt wissen, daß ich die Verwirklichung einer Wirtschaftsverfassung anstrebe, die immer weitere und breitere Schichten unseres Volkes zu Wohlstand zu führen vermag. Am Ausgangspunkt stand da der Wunsch, über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative soziale Struktur endgültig zu überwinden.
Diese überkommene Hierarchie war auf der einen Seite durch eine dünne Oberschicht, welche sich jeden Konsum leisten konnte, wie andererseits durch eine quantitativ sehr breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft gekennzeichnet. Die Neugestaltung unserer Wirtschaftsordnung musste also die Voraussetzungen dafür schaffen, daß dieser einer fortschrittlichen Entwicklung entgegenstehende Zustand und damit zugleich auch endlich das Ressentiment zwischen 'arm' und 'reich' überwunden werden konnten. Ich habe keinerlei Anlaß, weder die materielle noch die sittliche Grundlage meiner Bemühungen mittlerweile zu verleugnen. Sie bestimmt heute wie damals mein Denken und Handeln."

Ludwig Erhard war federführend bei der Währungsreform 1948. Bei dieser Reform wurde neues Geld in Höhe von circa 13 Milliarden DM geschaffen. Dies entsprach circa 255 DM pro Kopf. Das damals an die Bevölkerung ausgeteilte Kopfgeld von insgesamt 60 DM sorgt also dafür, dass jeder Bürger eine Kaufkraft von wenigstens rund einem Viertel der auf jeden entfallenden Geldmenge besaß. Auf heute übertragen bedeutet das, dass in dieser Sekunde jeder Bürger wenigstens 6.260,13 € Bargeld besitzt, weil die Gesamtgeldmenge entsprechend gewachsen ist. Analog hierzu würde der durchschnittliche Bruttostundenlohn eines Arbeiters, der unmittelbar nach der Währungsreform 1948 bei 0,99 DM lag, heute 117,90 € betragen. Ein Haushalt, der heute zur Mittelschicht gehören will und daher unter anderem über eine mittlere Kaufkraft zu verfügen hat, muss im Monats- oder Jahresmittel über eine Geldmenge von 28.273,63 € im Sinne von M1, 51.060,19 € im Sinne von M2 und von 54.561,61 € im Sinne von M3 besitzen (Stand Ende Juni 2009). Haushalte, die diese Kaufkraft nicht wenigstens zur Hälfte erzielen, sind in Wirklichkeit arm.

Da die Nilbildung von Jahr zu Jahr fortschreitet, das gewinnbringende Vermögen eines Landes sich immer weiter bei den modernen Feudalherren (Meudalherren) konzentriert und folglich immer mehr Menschen für das Wohl der Meudalherren arbeiten, ist aus dem rheinischen Kapitalismus der 1960er Jahre ein Meudalismus geworden mit all den verheerenden volkswirtschaftlichen Folgen, die schon der klassische Feudalismus mit sich brachte. Diese Entwicklung hat in fast allen Industrienationen nahezu parallel stattgefunden, selbst dann, wenn das Land ursprünglich kommunistisch war. Der USA kommt hier abermals eine Vorreiterrolle zu.

Dass deshalb eines Tages Massen von Kreditnehmern ihre Kredite bei den Banken nicht mehr bedienen können würden, war klar vorherzusehen. Man musste nur die Fakten und Zusammenhänge richtig deuten. Alle anderen Erklärungen, die in den letzten zwei Jahren als Ursachen für die Finanz- und Weltwirtschaftskrise herhalten mussten, sind Halbwahrheiten und halten einer umfassenden Überprüfung nicht stand.

Bewerten Sie nun selbst die "Erkenntnisse und Weisheiten" der Ökonomen oder der politischen Parteien in Deutschland! Wer Armut bekämpfen will, muss den Reichtum beseitigen. Reichtum der einen bedeutet nicht nur begrifflich immer zugleich Armut der anderen. Auch ökonomisch bedingen Arm und Reich sich gegenseitig. So beweisen ökonomische Studien, dass der Reichtum von einzelnen Bürgern nur durch die gleichzeitige Verarmung des Rests der Bevölkerung entstehen kann. Es ist auf lange Sicht wie bei dem Monopoly-Spiel: Am Anfang sind alle gleich, am Ende ist einer reich und die anderen sind pleite (http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/monopoly.htm). Wer die Reichen ungehindert immer weiter reicher werden lassen will, der belügt die Bevölkerung, wenn er behauptet, etwas gegen die Armut tun zu wollen. Wenn man den Reichen schon nichts wegnehmen will, so müsste man wenigstens verhindern, dass sie jeden Tag noch reicher werden. Nur dann hat die übrige Bevölkerung eine Chance aufzuholen beziehungsweise aus der Armut aufzusteigen.
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Re: Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Beitragvon AlexRE » Di 27. Okt 2009, 17:40

Ich habe mir erlaubt, diesen neuen thread auf unser parallel laufendes Forum für anonyme Teilnehmer zu kopieren. Hier lässt es sich wegen der bekannten Teilnehmer etwas angenehmer diskutieren, aber drüben lesen zeitweise mehr Personen mit, weil ich den Link zu meiner privaten HP auf verschiedenen öffentlichen Foren in meiner Signatur habe. Wichtige Beiträge kopiere ich ggfs. herüber.
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Re: Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Beitragvon AlexRE » Mi 28. Okt 2009, 11:05

Dr Wo hat geschrieben:Wenige Reiche ertrinken schier im Geld, während die übrige Bevölkerung in der Wüste auf dem Trockenen sitzt (http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/nil.htm).


A propos ertrinken: Die Bedrohlichkeit des Nil - Effekts auch für die Reichen selbst haben in diesem Jahr einige Milliardäre zu spüren bekommen, in tragischem Ausmaß Herr Merck. Ein unnatürliches Verhältnis von grossen Vermögen und Ertragskraft der Realwirtschaft bedeutet eben auch, dass das Kapital keine soliden Verzinsungsmöglichkeiten mehr vorfindet. Wenn eine erneute Kapitalverbrennung grossen Ausmaßes durch unseriöse Banker und Broker zukünftig vermieden werden soll, müssen sich die Damen und Herren Milliardäre schon etwas einfallen lassen, was ihnen eine hinreichende Zahl wirtschaftlich gesunder Zins- und Mietenzahler gewährleistet.
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Re: Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Beitragvon AlexRE » Mi 1. Jun 2011, 09:36

PeterS hat geschrieben:Das hier gestern auf der Deutschland-Debatte gefunden.

http://www.deutschland-debatte.de/2011/05/30/problem-arzte-ganz-neu-losen/#comment-24294

Interessant ist dabei der zweite Kommentar.



Auszug aus diesem zweiten Kommentar:

Die BIZ selber ist ein privater Herrenclub mit Aktionären, d. h. für mich, das sie privat ist.
Der Hammer ist aber, dass man die BIZ überhaupt nicht überprüfen kann ob die Bilanzen sauber sind, da sie dem Internationalen Völkerrecht untersteht. Das heisst sie hat Privilegien wie der Vatikan.
Dieses ganze Spiel nennt sich Monopoly (Monopoly). Mit selbst geschöpften Geld kaufen sie die Welt. Am Ende von diesem Monopoly hat diese “Elite” alle Werte und alles Geld.

Das Ziel ist den Mittelstand zu verarmen und das Geldwesen zu zentralisieren bzw. das Bargeld langfristig abzuschaffen und durch einen Chip zu ersetzen.

Das funktioniert folgender Maßen:
Das Spiel heisst Problem, Reaktion, Lösung ganz nach heglischer Dialektik These, Antithse, Synthese.

Schaffe ein Problem (Finanzkrise)

Bring die Masse der Menschen dazu dass sie schreit etwas muss getan werden, damit es wieder besser wird (Reaktion)

Die Lösung ist genau die, die von Anfang an von den “Mächtigen” geplant war:
Zentralisierung , Abhängigkeit, Chip, Überwachung, Kontrolle, Monopolisierung , Privatisierung usw. Auch als NWO bekannt, falls ihr wisst was gemeint ist?

Versucht nicht diesem Text zu glauben sonst kann jeder andere Euch von einem anderen Glauben überzeugen.
Ihr müsst das System verstehen.

Um die Zukunft zum positiven zu gestalten, ist es wichtig die Gegenwart zu verstehen, da wir kollektiv die Zukunft gestalten, wird die Zukunft das sein, was wir alle daraus machen.


Wenigstens lesen sich die letzten beiden Sätze so, als strebe der Autor eine bessere Demokratie und mehr Rechtsstaatlichkeit an, als es dem heutigen Weltstandard entspricht. Dummerweise sind Feindbilder wie der genannte "Altherrenclub" das klassische politische Instrument von Leuten, die weniger Demokratie und weniger Rechtsstaatlichkeit anstreben bzw. beides überhaupt nicht wollen. Der mutmaßlich freundlich gemeinte Rat des Autors, der Leser müsse das System (und den dahinter stehenden teuflischen NWO - Generalplan) verstehen und solle sich von niemandem "überzeugen" lassen, impliziert m. M. n. auch etwas voreilig, dass der Autor selbst das Problem verstanden hat.

Ich erlaube mir ganz einfach mal total unbescheiden zu behaupten, dass er Ursache und Wirkung verwechselt und ich das Problem besser verstehe als er. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir keinen totaaal geheimen bösartigen Plan teuflischer Machtmenschen vorstellen kann, über den sich Hinz und Kunz ständig im Internet auslassen (das wären dann die blödesten Machtmenschen der Weltgeschichte), kann man nur durch nüchternes und vorurteilsfreies Nachdenken rausbekommen, dass die weltweite Vermögensverdichtung in viel zu wenigen Händen nicht die Auswirkung finsterer Machenschaften an den Finanzmärkten bzw. das Ziel des teuflischen Plans ist, sondern umgekehrt die Ursache aller anderen Probleme einschließlich der destruktiven Strategien der Akteure an den Finanzmärkten.

Wenn sich (wie in Deutschland ab 1990 geschehen) die Privatvermögen - insbesondere die ganz großen - innerhalb von 20 Jahren verfünfachen, während die Einkommen aus Arbeit aller Art (einschließlich Unternehmerlöhne) stagnieren, kann die Realwirtschaft nicht mehr die Zinsen und Mieten aufbringen, die als Kapitalerträge notwendig wären, um die großen Vermögen zu erhalten und weiter zu vergrößern. Also werden an den Finanzmärkten Geschäfte generiert, die auf Wetten der Kapitalbesitzer gegeneinander hinauslaufen. Die Verlierer in diesem Wettbetrieb sind aber im Gegensatz zu der Kundschaft herkömmlicher Casinos und Spielhallen "systemrelevant" und müssen von den Steuerzahlern der teilnehmenden Volkswirtschaften aufgefangen werden. Wenn aber in einem Wettbetrieb die Gewinner ihre Profite einsacken und die Verlierer ihre Verluste aus öffentlichen Kassen erstattet bekommen, führt das zu verwegeneren Wetten als in jedem herkömmlichen Spielcasino.

Die eigentlichen Ursachen für die aktuelle Weltfinanzkrise und die zukünftigen Krisen haben also nicht irgendwelche finsteren alten Herren mit viel Geld gesetzt, sondern in freien und geheimen Wahlen von den Völkern der demokratischen Welt gewählte Politiker. Insbesondere in Deutschland wird die Vermögensverdichtung in wenigen Händen durch politische Entscheidungen (keine Vermögenssteuer, niedrige sonstige Substanzsteuern und Kapitalertragssteuern) begünstigt und nichts gegen die win / win - Perspektive verwegener Zocker unternommen. Das hätte der Gesetzgeber jederzeit in der Hand, das ist nur eine Frage des politischen Willens - und eine Frage des politischen Bewusstseins des Volkssouveräns, für den es natürlich etwas unbequemer ist, seine Eigenverantwortung an der Wahlurne wahrzunehmen, als an finstere Machenschaften stinkreicher alter Knacker zu glauben.
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Re: Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Beitragvon Uel » Fr 3. Jun 2011, 00:46

Insbesondere in Deutschland wird die Vermögensverdichtung in wenigen Händen durch politische Entscheidungen (keine Vermögenssteuer, niedrige sonstige Substanzsteuern und Kapitalertragssteuern) begünstigt und nichts gegen die win / win - Perspektive verwegener Zocker unternommen. Das hätte der Gesetzgeber jederzeit in der Hand, das ist nur eine Frage des politischen Willens - und eine Frage des politischen Bewusstseins des Volkssouveräns, für den es natürlich etwas unbequemer ist, seine Eigenverantwortung an der Wahlurne wahrzunehmen, als an finstere Machenschaften stinkreicher alter Knacker zu glauben.


@Alex,

wie ich schon mehrfach andeutete, mag ich die Pauschalverurteilung des Bürgers/Wählers nicht, wie sie auch Journalisten so falsch und arrogant am Wahlabend oder nach Koalitionsverhandlungen klugschwätzen: Der Bürger bekäme das, was er gewählt habe! Das ist falsch, ungerecht und unfair.

Ich komme auf mein Blumenstrauß-Beispiel zurück: Wenn jemand einen Blumenstrauß kauft (=Wahlprogramm durch Wahl akzeptiert) weil er eine Blume in dem Strauß besonders hübsch fand (=Lieblingsthema im Parteiprogramm) so kann er nicht sicher sein, dass in Koalitionsverhandlungen, wenn nun 2 Blumensträuße zusammengemischt werden, nicht unter anderen auch seine Lieblingsblume aus Harmoniegründen entfernt wird und unter anderem eine Blume aus dem andern Strauß hinzugefügt wird, die er nun garnicht leiden mag. Nun ist in dem neuen Blumenstrauß (=genannt Koalitionsvertrag oder Regierungsprogramm) leider seine Lieblingsblume, für die er den Strauß mal gekauft hatte, nicht mehr drin, aber eine Blume, die er garnicht mag, kann er in Zukunft bewundern. Wir leisten es uns ja auch noch oftmals, dass der Bundesrat einen weiteren Blumenstrauß ins Spiel bringt.

Allein mit Wahlen, aber ohne Volksabstimmung, hat der Bürger kaum Möglichkeiten, mehr als eine diffuse Durchschnittlichkeit zu beeinflussen, zum Teil gibt es dann über Jahrzehnte keine klaren Entscheidungen. Mit der Volksabstimmung haben die Bürger die Möglichkeit, sicherzustellen, dass die Lieblingsblume auch in den Strauß kommt und sogar dauerhaft dort bleibt. Wenn es kein Mehrheitswahlrecht gibt, dann ist als Korrektiv die Möglichkeit der Volksabstimmung systemisch erforderlich.
Erst dann, Alex kannst Du von Verantwortlichkeiten sprechen.
Liebe Grüße
von Uel

Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!
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Re: Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Beitragvon AlexRE » Fr 3. Jun 2011, 10:18

Das mit dem Blumenstrauß und den fehlenden Volksabstimmungen ist nur die Auswirkung der mangelnden Eigenverantwortung des Volkssouveräns. Wenn es möglich ist, dass wie im Jahre 2005 vor der Wahl die CDU für 2 % MwSt - Erhöhung eintritt und die SPD für 0 % und die beiden sich dann in einer großen Koaliton auf 3 % einigen, ohne dass sie bei der folgenden Wahl für diesen Wählerbetrug beide unter die 5 % - Hürde geschickt werden, erklärt der Volkssouverän sich selbst in freien und geheimen Wahlen zum Betrugsopfer. So etwas nenne ich Mangel an Eigenverantwortung.
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Re: Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Beitragvon Dr Wo » Do 4. Jul 2013, 17:48

Zinsen in der Euro-Zone: EZB-Chef Draghi verspricht dauerhaft billiges Geld

....

"Der Satz kam so überraschend, dass Mario Draghi ihn gleich dreimal wiederholen musste. "Der Rat erwartet, dass die wichtigen EZB-Zinssätze für eine längere Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau oder darunter liegen werden", verkündete der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Pressekonferenz am Donnerstag - und gab damit ein bisher einmaliges Versprechen an die Finanzmärkte: Macht euch keine Sorgen, das Geld wird noch sehr lange Zeit billig bleiben!
Mit seiner ungewöhnlichen Zusage wollen Draghi und seine Kollegen im EZB-Rat einmal mehr die Stimmung an den Finanzmärkten beruhigen."


http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 09493.html


Mich überrascht da gar nichts. Die ZB registriert weiter die Gefahr der Deflation in Euro-Land. Da kann die ZB gar nicht anders, als die Zinsen niedrig zu halten oder gar noch weiter zu senken.
Hier in D sind kürzlich war die Nahrungsmittelpreise erhöht worden (Aldi, Lidl usw.), weil die Wirtschaft ja - nach Regierungsmeldungen - angeblich wieder brummt. Aber das kann nicht lange anhalten und ist auch nicht maßgeblich für ganz Euro-Land.
Naja, Hauptsache ein paar Journalisten waren überrascht! :lol:
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Re: Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Beitragvon AlexRE » So 7. Jul 2013, 16:09

Naja, Hauptsache ein paar Journalisten waren überrascht!


Um sich heutzutage noch von den wirtschaftswissenschaftlichen Vordenkern überraschen zu lassen, muss man wohl neu in dem Geschäft sein:

STAATSVERSCHULDUNG

Verrechnet!

Es war eine jahrelange ökonomische Gewissheit: Bei mehr als 90 Prozent Staatsverschuldung rutschen Länder in die Armut ab. Das sagte ein berühmter Wissenschaftler, daran hielten sich Politiker in der Euro-Krise. Bis ein Student zu zweifeln begann. Rekonstruktion eines Rechenfehlers

(...)

Schulden seien brandgefährlich, ein verschuldeter Staat müsse radikal sparen, sagen die einen.

Radikales Sparen mache alles nur schlimmer, sagen die anderen. Es genüge, die Schulden langsam und behutsam abzubauen.

(...)


http://www.zeit.de/2013/27/staatsverschuldung-rechenfehler-thomas-herndon

Die Radikalsparer haben sich also durchgesetzt, weil ein Professor eine Excel - Tabelle falsch markiert hatte, bevor er auf "Enter" geklickt hat. Angesichts solcher Weltenlenker ist es wahrscheinlich klüger, sich auf die "Schwarmintelligenz" der breiten Masse zu verlassen und sehr weitreichende Grundsatzentscheidungen auf direktdemokratischem Wege zu treffen. Das hätte auch den Vorteil, dass die Entscheidungen von den Menschen getroffen würden, die letztendlich so oder so für Fehlentscheidungen einzustehen haben - nämlich den steuerzahlenden Normalbürgern der Industrieländer.

Die rein repräsentative Demokratie, die die Entscheidungsmacht und das Einstehenmüssen für Fehlentscheidungen auf unterschiedliche Personengruppen delegiert, hat sich als historische Fehlkonstruktion erwiesen.
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Re: Die Weltwirtschaftskrise überfordert die Ökonomen und die Po

Beitragvon maxikatze » So 7. Jul 2013, 18:58

"Die größte Errungenschaft unserer freiheitlichen Kultur ist die Überwindung von Denkverboten." (Vince Ebert)
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