Kirche und Missbrauch

Wie konsequent soll die nach der Selbstauflösung neu zu gründende Partei für die Trennung von Staat und Kirche eintreten? Soll die Kirchensteuer abgeschafft werden?

Kirche und Missbrauch

Beitragvon AlexRE » So 10. Jan 2021, 11:30

Jetzt wollen sie einen Pfarrer dienstrechtlich belangen, der aus sehr gutem Grund den Rücktritt von Kardinal Woelki gefordert hat:

https://www.kirche-und-leben.de/artikel ... nsequenzen

Woelki hatte zuvor in einer haarsträubenden Rede um Entschuldigung für die Belastungen der Gläubigen durch die Angriffe auf seine Person gebeten. Für den Grund dieser Angriffe, seine Verschleierung von Missbrauchsfällen, hatte er sich dabei aber nicht entschuldigt.
Der Stuttgarter OB Rommel:

Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Kirche und Missbrauch

Beitragvon Uel » Mo 11. Jan 2021, 01:34

Das Trara, was um Woelki gemacht wird ist doch hauptsächlich der Medienkrawallsucht geschuldet. Die Tat fand vor 40-50 Jahren statt (Verjährung 5-30 Jahre je nach Schwere), der Täter ist längst verstorben und der betroffene Mensch will, wenn ich mich recht erinnere, keine Aussage machen. Man fragt sich ob man wirklich an etwas Substanziellem interessiert ist, oder ob es hauptsächlich Spannergeilheit ist oder Revanchesucht an Religiösem. Wem sollen diese heiße Luft, was diese ritualisierten Entschuldigungsprüche nur noch nach so langer Zeit sein können, noch nutzen. Es wäre nur eine unbedeutende "plus 1" in den römischen Archiven geworden. Warum fordert man nicht stattdessen hartnäckig und entschieden, dass die Kirche reichlich Geld in die Hand nimmt und all den Opfern lebenserleichternd unter die Arme greift und zusätzlich lebenslang den Opfern Therapiekosten erstattet. Vielleicht ist dieser überstolze Bischof ja eher bereit, als sich zu entschuldigen, des Kirchensteuerzahlers Geld für die Opfer auszugeben. Es würde den Opfern weit mehr helfen als Entschuldigungsworte für die Ohren der moralinen Chefankläger.

Ich möchte mir wünschen, die moralinen Schreihälse wären genauso unerbittlich 45 Jahre lang zur Stelle, wenn ein Mörder nach durchschnittlich 15 Jahren auf freien Fuss kommt und würden Mörder, die sich während des Prozesses nicht bei Hinterbliebenen entschuldigen notfalls lebenlang nach Entschuldigungen angehen. Und wie ordnen wir Menschen ein, die einen Mordversuch überlebt haben, wer wacht da über die Entschuldigungen? Ich habe noch nie davon gehört, dass da die Presse eine langanhaltende Kampagne daraus gemacht hätte. --- Frei nach Falco: dreh Dich nicht um, der Heuchler geht herum ...
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Re: Kirche und Missbrauch

Beitragvon AlexRE » Mo 11. Jan 2021, 04:34

Zunächst einmal sind die Kleriker, die ständig irgendeine Moral predigen und dann Kindesmissbrauch verschleiern, die größten Heuchler überhaupt.

Dann geht es in meinem obigen Beitrag auch nicht um moralinsaure Antikleriker, sondern um einen Pfarrer, der sich über eine absolut unmögliche Rede von Woelki aufgeregt hat. Wo gibt es denn sowas, dass sich jemand nicht für seine Verfehlungen entschuldigt, sondern für die Unanehmlichkeit der aus diesen Fehlern resultierenden Kritik an seiner Person?
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Re: Kirche und Missbrauch

Beitragvon Uel » Mo 11. Jan 2021, 16:19

Die Frage ist, ob der Pfarrer diesen medialen Aufstand nur der Sache wegen oder seiner Profilierung wegen seiner Gemeide oder der Öffentlichkeit gestartet hat. Mehr hätte wohl ein interner Brief mit den Unterschriften vieler gleichgesinnter Pfarrer und Kirchenbedienster gebracht. In jeder privatwirtschaftlichen oder auch staatlichen Einheit wäre viel rigoroser wegen das Geschäft oder das Ansehen schädigende Verhalten vorgegangen worden. Der Pfarrer sollte sich um wirkliche Probleme kümmern, wie Obdachlose, von Arbeitslosigkeit Bedrohte oder Corona-Hinterbliebene, anstatt dieser im wahrsten Sinne verjährten und gestorbenen Angelegenheit noch eine Zombie-Karriere zu verschaffen.

Denn in dem aufgeblasenen Streit geht es, wie ich schon schrieb, allein um die buchhalterische Meldung nach Rom eines einzigen Falls an die Archive, der schon deutsches Archivmaterial war :idea:

Lieber Alex, ich wüsste gern, ob Du andere Erfahrungen gemacht hast, aber in all den privaten oder öffentlichen Einheiten, in denen ich tätig war, hätte ein "öffentliches Anpissen" des Chefs über die Medien bestimmt keine positven Folgen erzeugt, um es mal ganz ganz vorsichtig auszudrücken.
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Re: Kirche und Missbrauch

Beitragvon AlexRE » Mo 11. Jan 2021, 18:20

Uel hat geschrieben:Die Frage ist, ob der Pfarrer diesen medialen Aufstand nur der Sache wegen oder seiner Profilierung wegen seiner Gemeide oder der Öffentlichkeit gestartet hat. Mehr hätte wohl ein interner Brief mit den Unterschriften vieler gleichgesinnter Pfarrer und Kirchenbedienster gebracht. In jeder privatwirtschaftlichen oder auch staatlichen Einheit wäre viel rigoroser wegen das Geschäft oder das Ansehen schädigende Verhalten vorgegangen worden. Der Pfarrer sollte sich um wirkliche Probleme kümmern, wie Obdachlose, von Arbeitslosigkeit Bedrohte oder Corona-Hinterbliebene, anstatt dieser im wahrsten Sinne verjährten und gestorbenen Angelegenheit noch eine Zombie-Karriere zu verschaffen.


Warum sollte ein Pfarrer seine wirtschaftliche Existenz gefährden, nur um sich zu profilieren? Der ist doch nicht im Showgeschäft und braucht keine Presse für seine Karrierepläne. Interne Informationsflüsse haben den massenhaften Missbrauch auch nicht verhindert. Außerdem geht es hier konkret um eine aktuelle Rede von Woelki und nicht um das Aufwärmen eines alten Falles. Schau Dir diese Rede einmal ganz genau an, das ist ein einziges Dokument der Uneinsichtigkeit. Wahrscheinlich hat der Pfarrer befürchet, dass er angesichts solche Kirchenoberen irgendwann in einer leeren Kirche predigen kann.

Denn in dem aufgeblasenen Streit geht es, wie ich schon schrieb, allein um die buchhalterische Meldung nach Rom eines einzigen Falls an die Archive, der schon deutsches Archivmaterial war :idea:

Lieber Alex, ich wüsste gern, ob Du andere Erfahrungen gemacht hast, aber in all den privaten oder öffentlichen Einheiten, in denen ich tätig war, hätte ein "öffentliches Anpissen" des Chefs über die Medien bestimmt keine positven Folgen erzeugt, um es mal ganz ganz vorsichtig auszudrücken.


Natürlich habe ich keine anderen Erfahrungen gemacht, ich habe mein Berufsleben ja in Deutschland verbracht. Dass die gesamte Gesellschaft und die Justiz vom Einzelnen Solidarität mit kriminellen Chefs erwarten, ist aber außerhalb Deutschland keine Selbstverständlichkeit. Bereits der EGMR im grenznahen Straßburg hatte zu dem Thema eine ganz andere Meinung als die deutschen Arbeitsgerichte und das Bundesverfassungsgericht:

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 72302.html

Und in den USA werden die "Whistleblower" schon seit langer Zeit als Helden im Hollywood - Format gefeiert:

https://de.wikipedia.org/wiki/Jeffrey_Wigand

Bei uns hat das bislang nur der "Chef - Anpisser" Graf Stauffenberg geschafft, aber der hat auch einen Chef angepisst, der sich als ein für die deutsche Gesellschaft insgesamt langfristig belastendes Problem herausgestellt hatte.
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Re: Kirche und Missbrauch

Beitragvon Uel » Fr 15. Jan 2021, 12:05

Und in den USA werden die "Whistleblower" schon seit langer Zeit als Helden im Hollywood - Format gefeiert:


Aber nur in Hollywood, der Traumtänzer-Fabrik, wo man den hart drangsalierten Helden braucht, um ihm 90 Min. zu huldigen. Der darf ja wegen der Traunfabrik-Heiligsprechung alle Gesetze und Reglungen für die Erreichung seines Ziels mißachten, weil ... es ist für eine gute Sache. Die Realpolitik scheinst Du zu vergessen: Dass man Assage über den ganzen Globus verfolgt mit absurden 175 Jahren Strafandrohungen, weil ? ... er ein Whistleblower ist ? ... nein, er ist nur jemand der Whistleblower unterstützt und veröffentlicht: Die US-Tabakindustrie und auch die Gentechnikfirma Montsantos hatten sich auch nicht gerade mit ihren Kritikern gnädig gezeigt, um auf die privatwirtschaftliche Seite zu schauen. Sie haben nicht nur ihre Angestellten drangsaliert, sondern auch Kritikern von außen das Leben ruiniert mit Mafia- oder Geheimdienst-ähnlichen Aktionen.

Viel wichtiger als die Meldung ob Woelki sich klar erkennbar oder verschwurbelt entschuldigt hat, ist dass sich die Irische Regierung endlich (in dieser Woche) durchgerungen hat, sich zu entschuldigen für ihr Versagen bei der Beaufsichtigung katholischer Kinderheime über x Jahrzehnte. Das interessiert kaum einen Journalisten, obwohl es dabei um unsäglich schwerere Verbrechen in den katholischen kirchlichen Kinderheimen ging: die haben die Kinder nicht nur betatscht sondern gequält, einfach verhungern lassen, ärztliche Behandlung vorenthalten, ihren Muttern durch Psycho-Terror entzogen und in die USA verkauft. Das ist schon man eine katholische Nummer gegenüber der Bagatelle Woelki, dem man ja keinen Mißbrauch vorwirft, sondern nur eine versäumte Meldung über einen Archivfall und seine inzwischen weitbekannte Unfähigkeit für angemessene Worte.

Es scheint, die Medien machen uns zu Bagatell-Fetischisten, damit die großen Dinge genug Füllsel bekommen, unter denen man sie verstecken kann.

PS.: man schaue sich mal die Analyse zu dem Niedergang der Kirchen von Eric Guyer in der NZZ in den 7 Thesen fürs neue Jahr an: "6. Der Niedergang der Kirchen beschleunigt sich" https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/sieben-thesen-fuer-das-superwahljahr-2021-ld.1594378

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Re: Kirche und Missbrauch

Beitragvon maxikatze » Di 16. Feb 2021, 10:06

Kein Wunder, dass sich in Deutschland die Gläubigen von der Kirche abwenden. Wir können aber nicht wissen, ob die katholische Kirche in zwanzig Jahren noch existiert oder nicht. Und wie sieht es in anderen Ländern aus? Geht der Trend auch hin zum schleichenden Untergang? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Vatikan aufhört zu existieren - weil zu reich und zu mächtig.
https://www.n-tv.de/panorama/Experte-gi ... obal-de-DE

Gründe für den Kirchenaustritt:
insgesamt sind im Jahr 2019 knapp 16.000 Münchner aus der evangelischen oder katholischen Kirche ausgetreten

https://www.br.de/nachrichten/kultur/wa ... us,Rs5NxJA
Und Geld kostet der Austritt auch noch. Die Stadtverwaltung greift nochmal zu:
...Jetzt steht sie am Kassenautomat und bezahlt 35 Euro. So viel kostet der Kirchenaustritt in München, eine Gebühr, die Veronika gerne in Kauf nimmt dafür, dass sie anschließend viel Geld sparen kann.
:o
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Re: Kirche und Missbrauch

Beitragvon AlexRE » Di 16. Feb 2021, 12:33

maxikatze hat geschrieben:Kein Wunder, dass sich in Deutschland die Gläubigen von der Kirche abwenden. Wir können aber nicht wissen, ob die katholische Kirche in zwanzig Jahren noch existiert oder nicht. Und wie sieht es in anderen Ländern aus? Geht der Trend auch hin zum schleichenden Untergang? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Vatikan aufhört zu existieren - weil zu reich und zu mächtig.
https://www.n-tv.de/panorama/Experte-gi ... obal-de-DE


Ich halte die Prognose dieses Historikers auch für weit überzogen, im Gegensatz dazu allerdings auch die relativierende Darstellung von Uel hier auf dem thread für beschönigend, was Herrn Woelkis Rolle betrifft. Heuchler an exponierter Stelle kann die katholische Kirche derzeit gar nicht vertragen, das kann zumindest viele noch Wankelmütige endgültig aus der Kirche vertreiben.
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Re: Kirche und Missbrauch

Beitragvon Staber » Di 16. Feb 2021, 15:35

Uel schrieb
Das Trara, was um Woelki gemacht wird ist doch hauptsächlich der Medienkrawallsucht geschuldet


Je mehr Trara....je besser lieber Uel!

Woelki selbst wurde 2014 Erzbischof von Köln. Nach Sichtung von Personalunterlagen habe er dann im Jahr darauf entschieden, dass den Vorwürfen gegen den 1929 geborenen und mittlerweile gestorbenen Pfarrer Johannes O. nicht weiter nachgegangen, keine kirchenrechtliche Voruntersuchung eingeleitet und der Fall auch nicht dem Apostolischen Stuhl in Rom gemeldet werde. Tolle Einstellung würde ich sagen.Kein Tag vergeht, an dem sich nicht weitere Kirchenrechtler, Historiker, andere Bischöfe zu Wort melden. „Die stockende Aufarbeitung bedaure ich sehr“, sagt etwa Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Woelki habe auch die Krise danach „nicht gut gemanagt“. Der oberste katholische Vertreter in Bonn, Stadtdechant Wolfgang Picken, sagt, dass für einen glaubwürdigen Neubeginn auch der Rücktritt von Bischöfen notwendig sei. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx spricht von einem großen Schaden für die katholische Kirche.Sich die Hände rein zu waschen und nun dem Vatikan die Entscheidung zu überlassen, zeigt die Schwäche des Kardinals, der offenbar nicht selbst in der Lage ist, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Erst Meissner, jetzt Woelki, die Katholiken im Erzbistum Köln haben es wahrlich nicht leicht mit ihren Kirchenfürsten!Das mit dem "dumm halten" funktioniert nicht mehr so gut, weil Menschen sich informieren und das Misstrauen gegenüber Scheinheiligen wie Woelki gewaltig gewachsen ist; die Austritte aus beiden christlichen Konfessionen belegen das klar und deutlich.
Und so einer wie Woelki hat in unserer Gesellschaft eine herausragende Stellung? Noch ist nichts bewiesen aber genau dafür muss die Staatsanwaltschaft her und Woelke sollte sofort eine Strafanzeige bekommen - wegen Behinderung der Behörden - wenn er krumm macht.

Rot von mir!
Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller als Ströme von Blut zu vergießen.
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Gesund bleiben !
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Re: Kirche und Missbrauch

Beitragvon maxikatze » Di 16. Feb 2021, 16:00

Erinnert ihr euch noch an den ehemaligen Bischof, der 2013 durch seine Verschwendungssucht aufgefallen ist?

Tebartz-van Elst
viewtopic.php?f=16&t=1853&p=56496&sid=b8c0aa5b43694bf6fc9f356a70f8c667#p56496
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