Es gibt für alles ein pro und kontra, siehe obenerwähnten Link.
Eine Kooperation mit den Amerikanern in Richtung eines gerechteren global koordinierten Steuersystems wäre rein theoretisch mit Trump vielleicht möglich gewesen, aber ganz sicher nicht mit Biden. Der war 40 Jahre lang Senator aus dem amerikanischen Steuervermeider - Paradies Delaware und hat seine ganze Karriere darauf aufgebaut, Konzerne und Milliardäre steuerlich zu privilegieren.
Die Digitalsteuer soll bis Ende des Jahres EU-weit verabschiedet werden. Doch so vernünftig sie auf den ersten Blick scheint, so hart könnte das dahinter stehende Besteuerungsprinzip Deutschland treffen.
Digitalsteuer: Schnellschüsse vermeiden
Angehen muss man das Thema – und es spricht auch nichts dagegen, hier vor allem die großen global erfolgreichen Unternehmen ins Visier zu nehmen, die schon lange über einen Sonderstatus in Sachen Steuervermeidung verfügen. Wichtig ist hier aber vor allem, einheitliche internationale Regeln zu schaffen, die Steuerdumping durch fleißiges Hin- und Herschieben der Gewinne unmöglich machen. Denn lächerlich niedrige Steuern sind vor allem deswegen möglich, weil große Konzerne in Luxemburg, Irland und in den USA damit durchkommen, wenig Steuern zu zahlen (und selbst die erstaunlich niedrigen Beträge noch nicht einmal eingetrieben werden).
Dennoch wäre auch diese auf den Ort des Konsums ausgerichtete Steuer ein Eigentor für Deutschland – weniger im eindeutig digitalen Bereich, da haben wir leider außer Otto, Zalando, SAP und Co. wenige, die das betreffen würde, sondern vielmehr im Bereich der klassischen Industrie, der Old Economy, wo Unternehmen von Daimler bis VW, von Siemens über Bayer bis Thyssenkrupp aktuell noch gute Steuereinnahmen für den deutschen Fiskus generieren. Schon deswegen sind Schlagzeilen wie jüngst bei Bild „Scholz knickt vor Google, Facebook und Co. ein“ Unsinn. Die Realität ist nun einmal nicht so einfach, wie sich das der Stammtisch vorstellt. Und der deutsche Finanzminister tut gut daran, ein solches Projekt gerecht angehen zu wollen und wasserdicht zu machen, anstatt ein Gesetz zu schaffen, das durch trickreiches Agieren der Konzerne lächelnd umgangen werden wird.
Staber schrieb
Noch erwähnt sei,Steuerschlupflöcher schließen: ja, bitte! Am liebsten auch für alle anderen Unternehmen, nicht nur für digitale Konzerne. Mindestens genauso wichtig – und vor allem davon völlig unabhängig – ist es, dass Europa zukünftig ein idealer Standort für digitale Unternehmen wird, damit hier vor Ort Technologien entstehen können, vertrieben werden und dann auch die entsprechenden Steuerzahlungen fließen.
Livia hat geschrieben:Staber schrieb
Noch erwähnt sei,Steuerschlupflöcher schließen: ja, bitte! Am liebsten auch für alle anderen Unternehmen, nicht nur für digitale Konzerne. Mindestens genauso wichtig – und vor allem davon völlig unabhängig – ist es, dass Europa zukünftig ein idealer Standort für digitale Unternehmen wird, damit hier vor Ort Technologien entstehen können, vertrieben werden und dann auch die entsprechenden Steuerzahlungen fließen.
Und wenn diese Steuern wirklich eingeführt werden, an wen werden dann die zusätzlichen Steuern überwälzt? An die Arbeiter und Konsumenten, die sowieso mit wenig Leben müssen und kaum grosse Sprünge machen können. Los, noch mehr Steuern einführen, wir können es ja mit Links bezahlen.
Wenn global agierende Steuervermeider künftig Steuern zahlen würden, müssten sie höhere Preise erst einmal an den Märkten durchsetzen, ohne damit den Aufstieg lokaler Konkurrenz zu fördern.
Livia hat geschrieben:Wenn global agierende Steuervermeider künftig Steuern zahlen würden, müssten sie höhere Preise erst einmal an den Märkten durchsetzen, ohne damit den Aufstieg lokaler Konkurrenz zu fördern.
Oh, wirklich! Das würde für die Konzerne keinerlei Mühe bereiten. Meine Wohngemeinde wollte kürzlich den Steuerfuss erhöhen, und dazu brauchen sie die Zustimmung der Steuerzahler. Wie das so ist, sagten die bösen Untertanen und Steuerzahler natürlich haushoch NEIN. Was machten also die verantwortlichen Steuerfüchse? sie erhöhten einfach ganz heimlich den Rechnungsfaktor und schon hatten sie was sie wollten. Der Steuerfuss ist aber seitdem nicht mehr ins Visier geraten.
Ich glaube kaum, dass es Grosskonzerne nicht fertigbringen, die Preise anzupassen, ohne grosses Wenn und Aber. Das kann man natürlich mit meinem Bericht von meiner Gemeinde nicht miteinander vergleichen, ist mir schon klar, aber trotzdem machbar.
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