WELT - „Gesellschaftliche Akzeptanz für Quarantäne wäre deutlich höher“"Karl Lauterbach weiß, dass seine aktuelle Corona-Forderung erklärungsbedürftig ist. Denn sie weicht deutlich ab von den aktuellen Maßnahmen. Bislang gehen die Menschen in Deutschland 14 Tage lang in Quarantäne, wenn sie den Verdacht haben, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Der SPD-Gesundheitspolitiker plädiert nun für eine deutlich kürzere Zeitspanne.
„Ich halte es für sehr sinnvoll, die Quarantänezeit auf fünf Tage zu begrenzen“, sagt er im Gespräch mit WELT. Der Bevölkerung den Politikwechsel zu erklären, sei zwar mit einem erhöhten Aufwand verbunden. „Aber wenn die wissenschaftliche Erkenntnis eine Änderung der Maßnahmen sinnvoll erscheinen lässt, muss man sie machen.“
Die wissenschaftliche Erkenntnis, auf die Lauterbach sich bezieht, ist recht still über den Sommer gereift. Schon Anfang August hatte der Charité-Chefvirologe Christian Drosten in einem Beitrag für die „Zeit“ eine Verkürzung der Quarantänezeit ins Spiel gebracht. „Schaut man sich neuere Daten zur Ausscheidung des Virus an, reicht eine Isolierung der Clustermitglieder von fünf Tagen“, schrieb er damals.
Cluster-Situationen entstehen, wenn Menschen auf engem Raum zusammen sind. Dies kann zum Beispiel in Schulen der Fall sein. Wenn sich hier eine Person mit dem Virus infiziert, müssen alle anderen Cluster-Mitglieder in Quarantäne. Schon mehrmals wurden deswegen ganze Schulen für zwei Wochen geschlossen.
Anfang September erneuerte Drosten seine Vorschläge. Menschen mit Verdacht auf eine Infektion sollten sich nur noch fünf statt 14 Tage isolieren müssen, sagte er in seinem Podcast für den NDR. Inzwischen hat die Debatte auch im politischen Berlin an Fahrt aufgenommen; mehrere Bundestagsfraktionen sprechen sich für eine Änderung der Quarantäneregelungen aus. Noch prüft das zuständige Bundesgesundheitsministerium den Sachverhalt. Doch eine Änderung der Maßnahmen wird immer wahrscheinlicher.
Sozialdemokrat Lauterbach bezieht sich vor allem auf das Ansteckungsrisiko, das einige Tage nach dem Ausbruch der Symptome geringer scheint als ursprünglich gedacht.
„Wir wissen, dass die allermeisten Menschen fünf Tage nach Beginn der Symptome nicht mehr ansteckend sind, auch wenn der PCR-Test noch ein positives Ergebnis ausweist.“ Mit dem gängigen PCR-Test wird die sogenannte Viruslast bei Erkrankten gemessen.
Ähnlich hatte auch Drosten argumentiert. „Die infektiöse Zeit beginnt zwei Tage vor Symptombeginn und endet, realistisch betrachtet, vier, fünf Tage nach Symptombeginn“, sagte er. Zwar ist ein Restrisiko nicht ausgeschlossen. Drosten selbst sagt, er gehe mit seinem Vorschlag „an die Schmerzgrenze der Epidemiologie“.
Seine Überlegung sei aber, was man machen könne, um einen „De-facto-Lockdown“ zu verhindern. „Es nützt nichts, wenn man alle möglichen Schulklassen, alle möglichen Arbeitsstätten unter wochenlanger Quarantäne hat. Es muss kurz sein.“ Am Ende der fünftägigen Periode solle getestet werden.
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Ausführlich dazu siehe die Quelle:https://www.msn.com/de-de/nachrichten/c ... li=BBqg6Q9Kommentar
Ich halte die These, eine kurze Quarantäne von fünf Tagen sei allgemein ausreichend für einen gefährlichen Trugschluss. Offensichtlich geht man hier nur von der Infektiosität nach Auftreten von Symptomen aus, die dann nach letzten wissenschaftlichen Erkenntnissen langsam abnimmt. So gesehen würden 5 Tage vielleicht reichen. Doch was ist mit der Infektiosität vor Auftreten der ersten Symptome? Die anscheinend immer noch vorhandene Annahme der Herren Drosten und Lauterbach, die Infektiosität beginne 2 Tage vor dem Auftreten erster Symptome ist mittlerweile wissenschaftlich korrigiert worden. Dabei handelte es sich um einen Fehler in einer Studie aus Hong Kong. (Siehe dazu den Link unten.) Infizierte sind nach belegten wissenschaftlichen Erkenntnissen bereits bis zu 6 Tage vor diesen ersten Anzeichen infektiös. Dabei nimmt die Infektiosität sogar bis etwa zum Tag des Auftretens der ersten Symptome zu, an dem sie den höchsten Wert erreichen soll, bevor sie dann langsam abnimmt. Das bedeutet insgesamt einen Zeitraum von 11 Tagen bedenklicher Infektiosität und nicht lediglich 5, die man eventuell auf 10 oder 9 Tage verkürzen könnte. Hier begibt man sich mit 5 Tagen auf sehr dünnes Eis ...
Der Vorschlag einer kürzeren Quarantäne kann also nur nur für Leute gelten, bei denen man bereits Symptome festgestellt hat, nicht für alle, die positiv getestet werden. Letztlich hängt alles davon ab, wie weit die Infektion im Einzelnen bereits gediehen ist, bzw. wie lange deren Ursprung zurückliegt.
Ich halte eine allgemein so kurze Quarantänezeit von 5 Tagen nicht für vertretbar.
Siehe dazu ausführlich mit den zugrunde liegenden wissenschaftlichen Belegen:http://taeglich-ueberleben.xobor.de/t68 ... tml#msg405