Ich denke, die Schwierigkeiten, geeignete Politiker zu finden sind ein systematisches gesellschaftliches Problem. Um in die Position zu kommen, als Spitzenkandidat gehandelt zu werden, braucht man andere Eigenschaften, als dann später erforderlich sind, um erfolgreiche problemlösende und auch noch weitsichtige Entscheidungen zu treffen und langfristige das Gemeinwohl mehrende Wege zu gehen. Denn die politischen Entscheidungen werden nicht mehr wirklich im Parlament getroffen, sondern vorher in den Medien und in Insider-Zirkeln der Politik. Daher versteht die Politik auch nicht mehr die Sehnsucht der Europäer nach Parlamentsentscheidungen und nicht durch die eingespielten Schacher-Meetings in Brüssel.
Denn die inquisitorischen Prozeduren in den Medien und der Einfluss von 1001 Minderheiten im Vorfeld fordern eine äußerst opportunistische und stromlinienförmige Persönlichkeit, die später, wenn sie denn in eine Führungsposition gelangt ist, völlig überfordert ist, weil plötzlich ein anderer Personentyp verlangt wird.
Wenn der Einfluss der Medien nicht durch Prozeduren wie Karenzzeiten vor Wahlen und Amtszeit-Begrenzungen für z.B. politische Talkshow-Moderatoren und Kommentatoren eingeführt werden, gibt es nur den Weg zum Schlimmeren.
Auch die Einflussnahme durch die vielen Interessenverbände, NGOs und Sprecher skurillster Minderheiten muss durch insitutielle Regelungen moderiert werden. Ansonsten bekommen wir das, was ich den Turm-zu-Babel-Effekt nenne, dass nämlich gesamtgesellschaftliche Konventionen vergehen und wegen der endlos zelebrierten Besonderheiten keine verbindenden gemeinschaftsrelevanten Konventionen mehr existieren werden. Kurz, die Menschen werden ihr Gegenüber nicht verstehen, nicht weil sie die Sprache nicht verstehen, sondern das, was sie damit ausdrücken wollen.
PS. auch ich kann keinen der Kandidaten voll akzeptieren: - Laschet zu gutmenschelnd-karnevalesk, - Röttgen als Außenpolitiker mit seiner Russlandeinstellung eine Gefahr, - Merz wenn er nicht so ans Großkapital gebunden wär und - Span, wenn er nicht das trojanische Pferd für Läschet wär. Aber den perfekten Politiker gibt es ohnehin nicht, also "schaun wa mal".