Staber hat geschrieben:Ich finde auch, dass solche hohlen Phrasen wie "immerwährende Verantwortung" der Sache nicht dienlich sind. So etwas klingt nur unglaubwürdig und realitätsfremd. Als ob die Schweden eine "immerwährende Verantwortung" für uns hätten, wegen des 30jährigen Krieges.Ich glaube man sollte "Verantwortung" zunächst einmal definieren. Eine Verantwortung im Sinne einer immerwährenden Generalschuld, einschließlich des Verzichts darauf an Israels Politik keine (notwendige/überfällige) Kritik zu üben, lehne ich auch ab.
Schuld und Verantwortung sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Ich bin zum Beispiel als Autofahrer völlig unschuldig an den vielen Todesfällen im Straßenverkehr, die durch Alkohol am Steuer und durch die Nutzung von Smartphones während der Fahrt verursacht werden. Dennoch erwächst mir im Vergleich zu Nutzern von öffentlichen Verkehrsmitteln, die keinen Führerschein besitzen, eine höhere Verantwortung aus den Erfahrungen mit den tödlichen Fehlern anderer Autofahrer, weil ich dem Gefahrenpotenzial näher bin.
In diesem Sinne kann man durchaus vertreten, dass Deutschland wegen seiner historischen Nähe zum Holocaust eine besondere Verantwortung zufällt, wenn irgendwo auf der Welt ein Völkermord droht. Das gilt m. M. n. allerdings auch für Israel.
Wenn also jemand über Verantwortung so redet, dass er in Wirklichkeit eine Art von Generalschuld meint, vermengt er in unlauterer Weise ganz unterschiedliche Sachverhalte und stößt Menschen ab, die grundsätzlich bereit wären, Verantwortung zu tragen, aber sich keine Schuld unterjubeln lassen, die ihnen nicht zufällt.