Die aktuelle Organspenden-Debatte: Pro und Contra

Hier können aktuelle Themen getrennt voneinander auf gesonderten threads erörtert werden.

Die aktuelle Organspenden-Debatte: Pro und Contra

Beitragvon Excubitor » Di 4. Sep 2018, 16:23

In einem gestrigen Nachrichten-Interview hat Jens Spahn, seines Zeichens Gesundheitsminister, verlauten lassen, dass es sich bei seinem aktuellen Vorstoß in der Organspenden-Frage zunächst nur um eine Anregung zu einer öffentlichen Debatte handeln soll, der ich auf diesem Forum mit diesem Themen-Strang Rechnung tragen möchte:

Siehe dazu bereits

viewtopic.php?f=66&t=2754&start=380#p101100 und die dort folgenden Beiträge
viewtopic.php?f=66&t=2754&start=380#p101111
viewtopic.php?f=66&t=2754&start=390 ff.
Zuletzt geändert von Excubitor am Di 4. Sep 2018, 17:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Die Spender-Zahlen sind niedrig

Beitragvon Excubitor » Di 4. Sep 2018, 16:36

Die aktuellen Spender-Zahlen sind sehr niedrig, etwa 800 im letzten Jahr sollen es gewesen sein, so dass es verständlich ist, diese erhöhen zu wollen. Frage ist nur, ob die Widerspruchslösung da der richtige Weg ist.
Etwa 40 % der Bundesbürger sollen über einen Organspende-Ausweis verfügen. Daher stellt sich die Frage wie es dann sein kann, das die Spender-Zahl so niedrig ist. Die Lösung der Frage ist wohl unter anderem in den Kliniken zu suchen, die vielfach über keine zur Organentnahme ausgebildeten Ärzte verfügen oder aufgrund der hohen Kosten oder mangelnder Einrichtung dazu eine solche scheuen. An der Stelle gibt es viel zu tun. An der allgemeinen Spendenbereitschaft kann es jedenfalls nicht liegen.
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Re: Die aktuelle Organspende-Debatte: Pro und Contra

Beitragvon AlexRE » Di 4. Sep 2018, 16:44

Siehe auch:

Anlässlich der erneuten Aktualität des Themas Organspende habe ich diesen thread noch einmal herausgesucht und festgestellt, dass wir die Bestätigung des Freispruchs durch den BGHSt (die ich nicht erwartet hatte) gar nicht gepostet hatten. Das hole ich hiermit nach:

Freispruch im Fall des "Göttinger Leberallokationsskandals" bestätigt

Urteil vom 28. Juni 2017 – 5 StR 20/16

(...)

Die revisionsgerichtliche Überprüfung hat zur Ablehnung eines Tatentschlusses keinen durchgreifenden Rechtsfehler zum Vorteil des Angeklagten ergeben. Die Annahme des Tatentschlusses würde voraussetzen, dass der Angeklagte in der Vorstellung gehandelt hat, ein wegen der "Manipulation" benachteiligter Patient würde bei ordnungsgemäßem Verlauf und Zuteilung sowie Übertragung der konkreten Leber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit überleben und ohne die Transplantation versterben (Totschlag) bzw. eine Verschlimmerung oder Verlängerung seiner Leiden erfahren (Körperverletzung). Von einem solchen Vorstellungsbild des im Transplantationswesen versierten Angeklagten könne jedoch nicht ausgegangen werden. Dies gelte schon im Blick auf das mit 5 bis 10 % hohe Risiko, in oder unmittelbar nach der Transplantation zu versterben. Hinzu kämen die jeweils nicht fernliegenden Möglichkeiten der Nichteignung des Organs für den oder die "übersprungenen" Patienten, aktuell fehlender Operationsmöglichkeiten im jeweiligen Transplantationszentrum, eines stabilen Zustands der Patienten oder der Notwendigkeit einer Retransplantation wegen Abstoßung der übertragenen Leber. Selbst die Aussicht, dass es Patienten ohne Vornahme der Transplantation besser gehen könne, habe das Landgericht als nicht nur theoretisch bezeichnet.

(...)


http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-b ... &linked=pm

Ich halte die Ausführung zum "Vorstellungsbild" des Angeklagten für kaum nachvollziehbar. Der BGH hakt hier das Lebensrecht der Patienten als nachrangiges Problem ab. Für mich ist das ein Grund, bei Einführung der Widerspruchslösung einer Organentnahme zu widersprechen. Wenn der Justizbetrieb unseres Klassenstaats die Klassengenossen im Medizinbetrieb derart schützt und mein Lebensrecht dafür als nachrangig stempelt, erhält keiner der Beteiligten von mir auch nur das Schwarze unter dem Fingernagel als Vertrauensvorschuss. Vertrauen wäre für mich aber eine zwingende Voraussetzung für das Einverständnis mit der Organentnahme.


Grundgesetz-Aktiv > Innenpolitik Runde 2 > Gesundheitspolitik > Der Organ - Skandal
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Ich trete überall, wo das notwendig ist, der Meinung entgegen, der Umstand, dass die Diktatur zu allem fähig war, berechtige dazu, die Demokratie zu allem unfähig zu machen.
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Re: Die aktuelle Organspenden-Debatte: Pro und Contra

Beitragvon Staber » Di 4. Sep 2018, 19:07

Traurig ist, dass in diesem Land das Vertrauen in das Gesundheitswesen so gering ist, dass viele Leute sagen:
"Ich spende nicht, weil ich nicht einsehe, dass Reiche sich Organe kaufen"
oder
"Ich spende nicht, weil ich dem System zutraue, mich für ein Organ sterben zu lassen."
Damit ist eigentlich alles gesagt. Ein Gesundheitswesen in dem Geld mehr über die Überlebenschance bestimmt, als alles andere ... Nein danke.

Zitat Karl Lauterbach:
"Da fast jeder ein potenzieller Empfänger von Organen sei, wäre es richtig, dass auch jeder ein möglicher Spender sei."


Nein Herr Lauterbach,falsch, die Wahrscheinlichkeit ein potentieller Empfänger zu sein, ist sehr sehr klein.
Zur Zeit leben in Deutschland ca. 82 000 000 Menschen und ca.10 000 sind auf der Warteliste für ein Organ.
Und bei einer guten Gesundheitsvorsorge wären es noch weniger.
Spahn sollte sich mal lieber um die Pflegekrise kümmern.
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Re: Die aktuelle Organspenden-Debatte: Pro und Contra

Beitragvon towanda » Do 6. Sep 2018, 15:25

Staber hat geschrieben:Traurig ist, dass in diesem Land das Vertrauen in das Gesundheitswesen so gering ist, dass viele Leute sagen:
"Ich spende nicht, weil ich nicht einsehe, dass Reiche sich Organe kaufen"
oder
"Ich spende nicht, weil ich dem System zutraue, mich für ein Organ sterben zu lassen."
Damit ist eigentlich alles gesagt. Ein Gesundheitswesen in dem Geld mehr über die Überlebenschance bestimmt, als alles andere ... Nein danke.

Zitat Karl Lauterbach:
"Da fast jeder ein potenzieller Empfänger von Organen sei, wäre es richtig, dass auch jeder ein möglicher Spender sei."


Nein Herr Lauterbach,falsch, die Wahrscheinlichkeit ein potentieller Empfänger zu sein, ist sehr sehr klein.
Zur Zeit leben in Deutschland ca. 82 000 000 Menschen und ca.10 000 sind auf der Warteliste für ein Organ.
Und bei einer guten Gesundheitsvorsorge wären es noch weniger.
Spahn sollte sich mal lieber um die Pflegekrise kümmern.

Liebe Leute. Ihr kennt doch sicher noch Au Soucy.
Ich kannte ihn persöhnlich.
Er war in meinem Forum User.
Wohnte in Köln hiess Walter und hatte ein Lungeenphysem.
Er starb im Alter von 52 Jahren daran.
Er hat mir bestätigt, dass er kaum bis gar keine Chancen auf ein Spenderorgan hatte, weil er Kassenpatient war und auf der Liste ziemlich weit unten.
Also die sollen mir aufhören...
Ich finde es unerhört, der Mensch ist kein Ersatzteilager wie beim alten Auto.
Ausserdem werden die Schattenseiten der Transplantation regelmäßig klein geredet.
Wann ist man hintod und wer entscheidet das?
Merken die Betroffenen wirklich nichts mehr?
Zweifel und Fragen über Fragen.
Ich bin gegen die Widerspruchslösung! Punkt.
towanda
 

Re: Die aktuelle Organspenden-Debatte: Pro und Contra

Beitragvon Excubitor » Do 6. Sep 2018, 17:32

towanda hat geschrieben:
Staber hat geschrieben:Traurig ist, dass in diesem Land das Vertrauen in das Gesundheitswesen so gering ist, dass viele Leute sagen:
"Ich spende nicht, weil ich nicht einsehe, dass Reiche sich Organe kaufen"
oder
"Ich spende nicht, weil ich dem System zutraue, mich für ein Organ sterben zu lassen."
Damit ist eigentlich alles gesagt. Ein Gesundheitswesen in dem Geld mehr über die Überlebenschance bestimmt, als alles andere ... Nein danke.

Zitat Karl Lauterbach:
"Da fast jeder ein potenzieller Empfänger von Organen sei, wäre es richtig, dass auch jeder ein möglicher Spender sei."


Nein Herr Lauterbach,falsch, die Wahrscheinlichkeit ein potentieller Empfänger zu sein, ist sehr sehr klein.
Zur Zeit leben in Deutschland ca. 82 000 000 Menschen und ca.10 000 sind auf der Warteliste für ein Organ.
Und bei einer guten Gesundheitsvorsorge wären es noch weniger.
Spahn sollte sich mal lieber um die Pflegekrise kümmern.

Liebe Leute. Ihr kennt doch sicher noch Au Soucy.
Ich kannte ihn persöhnlich.
Er war in meinem Forum User.
Wohnte in Köln hiess Walter und hatte ein Lungeenphysem.
Er starb im Alter von 52 Jahren daran.
Er hat mir bestätigt, dass er kaum bis gar keine Chancen auf ein Spenderorgan hatte, weil er Kassenpatient war und auf der Liste ziemlich weit unten.
Also die sollen mir aufhören...
Ich finde es unerhört, der Mensch ist kein Ersatzteilager wie beim alten Auto.
Ausserdem werden die Schattenseiten der Transplantation regelmäßig klein geredet.
Wann ist man hintod und wer entscheidet das?
Merken die Betroffenen wirklich nichts mehr?
Zweifel und Fragen über Fragen.
Ich bin gegen die Widerspruchslösung! Punkt.


Hirntod ist man dann wenn zwei von einander unabhängige Neurologen mittels der dafür vorgesehenen technischen Einrichtungen wie beispielsweise dem EEG die Funktionsunfähigkeit des Gehirns, also das irreversible Aussetzen von all dessen Funktionen, festgestellt haben.
„Die den irreversiblen Hirnfunktionsausfall in der Intensivmedizin feststellenden und protokollierenden Ärzte müssen Fachärzte sein und über eine mehrjährige Erfahrung in der Intensivbehandlung von Patienten mit akuten schweren Hirnschädigungen verfügen. … Mindestens einer der den irreversiblen Hirnfunktionsausfall feststellenden Ärzte muss ein den obigen Anforderungen entsprechender Facharzt für Neurologie oder Neurochirurgie sein. Bei der Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls von Kindern bis zum vollendeten 14. Lebensjahr muss zusätzlich einer der Ärzte ein den obigen Anforderungen entsprechender Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin sein.“[20]
Quelle: Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Hirntod#R ... ststellung
Da es auch andere, kurzzeitige, Ausfälle des Gehirns geben kann gibt es 3 Säulen auf denen die rechtssichere Todesfeststellung basiert:
"1. Voraussetzungen
Schwere akute Hirnschädigung
Keine anderen Ursachen der Ausfallsymptome des Gehirns (z. B. Intoxikation, primäre Unterkühlung, Kreislaufschock)
2. Klinische Symptome
Koma
Hirnstamm-Areflexie
Apnoe
3. Irreversibilitätsnachweis
Beobachtungszeit
ergänzende Untersuchungen (alternativ)"
Quelle: s. o.

Dass politische Entscheidungen mit den normalen Maßstäben der Vernunft oft nicht mehr zu erfassen sind ist ja nun nicht neu.
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Re: Die aktuelle Organspenden-Debatte: Pro und Contra

Beitragvon towanda » Do 6. Sep 2018, 17:44

Ja dankeschön. Die meisten Fakten kenne ich. War ja Altenpflegerin und habe mich mit dem Thema Tod sehr intensiv auseinander gesetzt.
Nur..Merken die Betroffenen wirklich nichts mehr?
Als Altenpflegerin haben wir sogar bei frisch verstorbenen Bewohnern sehr behutsam gearbeitet, weil wir nicht sicher waren, ob der Tote nicht doch etwas mitbekommt.
Wann ist das Gehirn wirklich völlig tot?
Niemand kann darauf einen wirkliche Antwort geben.
Und die Grenzwissenschaften haben es diesbezüglich äußerst schwer.
towanda
 

Re: Die aktuelle Organspenden-Debatte: Pro und Contra

Beitragvon Excubitor » Do 6. Sep 2018, 17:52

towanda hat geschrieben:Ja dankeschön. Die meisten Fakten kenne ich. War ja Altenpflegerin und habe mich mit dem Thema Tod sehr intensiv auseinander gesetzt.
Nur..Merken die Betroffenen wirklich nichts mehr?
Als Altenpflegerin haben wir sogar bei frisch verstorbenen Bewohnern sehr behutsam gearbeitet, weil wir nicht sicher waren, ob der Tote nicht doch etwas mitbekommt.
Wann ist das Gehirn wirklich völlig tot?
Niemand kann darauf einen wirkliche Antwort geben.
Und die Grenzwissenschaften haben es diesbezüglich äußerst schwer.


Vertiefungshinweis: Es gab in den Siebziger Jahren mal das sogenannte Delpasse-Experiment. Eine höchst interessante Forschung zum Vorhandensein oder nicht einer Seele, bzw. einer Energie die den biologischen Tod überdauert.
https://bmun-gv-at.eu/delpasse-effekt.html
http://www.ipn.at/ipn.asp?BSO
http://www.menetekel.de/delpasse/delpasse.htm
Und damit zurück zum Thema.
Zuletzt geändert von Excubitor am Fr 7. Sep 2018, 16:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die aktuelle Organspenden-Debatte: Pro und Contra

Beitragvon AlexRE » Do 6. Sep 2018, 19:10

towanda hat geschrieben:Wohnte in Köln hiess Walter und hatte ein Lungeenphysem.
Er starb im Alter von 52 Jahren daran.
Er hat mir bestätigt, dass er kaum bis gar keine Chancen auf ein Spenderorgan hatte, weil er Kassenpatient war und auf der Liste ziemlich weit unten.
Also die sollen mir aufhören...


Das ist das Problem. Wer mit der Ergreifung des Arztberufes die höchsten ethischen Verpflichtungen eingeht und dann zahlungskräftige Patienten mit tödlichen Folgen für die anderen bevorzugt, dreht womöglich noch ganz andere Dinger. Dem trauen viele Leute dann auch zu, dass er noch zu rettende Patienten sterben lässt, weil er Organe für seine Millionärskundschaft braucht. Das war`s dann mit der Bereitschaft zur Organspende ...
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Re: Die aktuelle Organspenden-Debatte: Pro und Contra

Beitragvon AlexRE » Do 6. Sep 2018, 19:15

Excubitor hat geschrieben:Hirntod ist man dann wenn zwei von einander unabhängige Neurologen mittels der dafür vorgesehenen technischen Einrichtungen wie beispielsweise dem EEG die Funktionsunfähigkeit des Gehirns, also das irreversible Aussetzen von all dessen Funktionen, festgestellt haben.


Wenn der Medizinbetrieb höchstqualifizierte Mörder hervorbringen kann, können dort auch ebensolche kriminelle Vereinigungen entstehen.
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