Israel

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Re: Israel

Beitragvon Uel » Mi 18. Okt 2023, 19:48

Die Israelis werden die Hamas also direkt mit Bodentruppen angreifen und die Zivilbevölkerung so weit wie möglich schonen. Die eigenen Verluste müssen sie in Kauf nehmen, sie haben keine Wahl.


Kann sein, - muss nicht sein! - Eine Wahl hat man immer, selbst wenn man die Merkelsche Alternativlosigkeit beschwört, hat man gewählt. Man hat vorher meist die Alternativen abgewählt oder madig gemacht. Wirkliche Alternativlosigkeit gibt es selten im wahren Leben.
Dobelli schrieb sinngemäß: Das Problem mit Prognosen ist, dasss die Prognostiker kein Geld auf ihre Prognosen setzen müssen.
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Re: Israel

Beitragvon AlexRE » Do 19. Okt 2023, 06:31

Uel hat geschrieben:
Die Israelis werden die Hamas also direkt mit Bodentruppen angreifen und die Zivilbevölkerung so weit wie möglich schonen. Die eigenen Verluste müssen sie in Kauf nehmen, sie haben keine Wahl.


Kann sein, - muss nicht sein! - Eine Wahl hat man immer, selbst wenn man die Merkelsche Alternativlosigkeit beschwört, hat man gewählt. Man hat vorher meist die Alternativen abgewählt oder madig gemacht. Wirkliche Alternativlosigkeit gibt es selten im wahren Leben.
Dobelli schrieb sinngemäß: Das Problem mit Prognosen ist, dasss die Prognostiker kein Geld auf ihre Prognosen setzen müssen.


Dobelli ist ein Wirtschaftsphilosoph. Auf diesem Gebiet stimmt seine Aussage natürlich uneingeschränkt, so wie es in der Wirtschaft auch keine Alternativlosigkeit gibt. Insbesondere Merkels Aussage, das Herauskaufen verantwortungsloser Zocker aus selbstverschuldeten Schwierigkeiten mit dem Geld arbeitender Nichtzocker sei alternativlos, war geradezu irre.

Hier haben wir aber bislang nicht über Wirtschaft, sondern über einen massenmörderischen Angriff auf das Lebensrecht der Bürger eines Staates geredet. Das ist ein ganz anderes Paar Schuhe. Für die Politiker und Militärs eines solchen Landes kann es durchaus Alternativlosigkeiten geben. Jede andere Reaktion als die Verteidigung der eigenen Staatsbürger mit Waffengewalt wäre dann nämlich ein Verbrechen durch Unterlassen. Über Alternativen zu philosophieren, die auf ein Verbrechen oder auf Selbstmord hinauslaufen, ist völlig sinnlos.

Auch die Methode der Selbstverteidigung kann alternativlos sein, nämlich wenn alle Wege zur Abwendung einer Lebensgefahr bis auf einen bestimmten Weg mit völlig unkalkulierbaren Risiken verbunden sind.

Das ist hier m. M. n. der Fall. Die Hamas will möglichst viel Leid über die Bevölkerung Gazas bringen, um in der muslimischen Welt und darüber hinaus Wut gegen Israel zu erzeugen und insbesondere der saudischen Regierung innenpolitische Schwierigkeiten zu bereiten. Deshalb kann ein Dauerbombardement und die Unterbrechung der Versorgung keine Alternative für Israel sein. Sie müssen einmarschieren, um der Hamas möglichst großen Schaden und der Zivilbevölkerung möglichst geringen Schaden zuzufügen.
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Re: Israel

Beitragvon Uel » Do 19. Okt 2023, 13:40

Lieber Alex,
wenn Deine Überlegung uneingeschränkt zuträfen, dann müsste jede Geiselname mit gleichem Resultat enden. Tun sie aber nicht, weil die Einsatzleiter hoffentlich auf jede Besonderheit der Situation überlegt, professionell und unaufgeregt reagieren und jede Lösungshoffnung beachten.

Ich möchte nicht in der Haut der israelischen Generäle stecken, die dem besserwisserischen Druck der Öffentlichkeit, den selbsternannten Internet-Fachleuten und den Profilneurosen der Politik standhalten müssen, um einen guten Weg zu finden.
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Re: Russland

Beitragvon AlexRE » Do 19. Okt 2023, 16:31

Uel hat geschrieben:
Im Konfliktfall kann jeder Staat unfreundliche Mächte enteignen, so wie Deutschland Gazprom die Gasspeicher einfach weggenommen hat.


Die schlechtesten Verträge werden die ärmsten Staaten haben, die besonders auf chinesisches Invest angewiesen waren. Und ob gerade diese es sich leisten können, China zu enteigen verdient ein ganz großes Fragezeichen.


Das ist eine andere Baustelle. Ich meinte die strategischen Investitionen Chinas, die angeblich zu einer globalen Machtverschiebung führen sollen, weil auch die westlichen Industrienationen zu viel "Tafelsilber" verkaufen.

Wenn die schwächeren Länder zu stark geknebelt werden, können sie sich ja wieder unter die Fittiche von Amerikanern und Europäern begeben.
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Re: Israel

Beitragvon AlexRE » Do 19. Okt 2023, 16:35

Ich habe nicht geschrieben, dass JEDER Krieg oder jede Geiselnahme von alternativlosen Handlungszwängen bestimmt sei, sondern dass solche Situationen grundsätzlich eintreten könnten und das Israel sich jetzt in einer solchen Situation befände.
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Re: Israel

Beitragvon AlexRE » Fr 20. Okt 2023, 05:10

Vorerst wird kein Bösewicht (arabisch: الوغد) mehr die israelische Fahne vor dem Recklinghäuser Rathaus klauen.

Mir persönlich wäre es allerdings lieber, wenn der öffentliche Raum von der Polizei und nicht von Klempnerfirmen geschützt würde.

20231020_033159.jpg
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Re: Russland

Beitragvon AlexRE » Mo 23. Okt 2023, 08:00

Uel hat geschrieben:Es ist ein Drama für die Welt, dass die UN offenbar so diletantisch und machtlos konstruiert ist. Die giftigen Früchte des UN-Unsinns von 1948, quasi ihr erstes Probemenu, bekommen wir ja gerade wieder neu aufgewärmt serviert.


Es gibt noch eine andere völkerrechtliche Legitimation für die Existenz Israels als den angeblich vergifteten UN - Beschluss von 1948, nämlich die schlichte Tatsache, dass es existiert.

Die "normative Kraft des Faktischen" spielt im Völkerrecht eine erhebliche Rolle. Die Hauptfunktion allen Rechts ist es, Frieden zu schaffen und zu sichern. Wer heute existierende Staaten verschwinden lassen will, weil ihre Entstehungsgeschichte von rechtlichen und moralischen Fragwürdigkeiten "vergiftet" ist, beginnt einen verbrecherischen Angriffskrieg, weil der Anspruch gegen andere Menschen, ihre Existenz aufzugeben, keine denkbare rechtliche Grundlage haben kann.

Im Ergebnis heißt das: Solange die Palästinenser das Existenzrecht Israels nicht anerkennen, sind ihre eigenen Rechtsansprüche nur Seifenblasen. In einem totalen Krieg kann man nur siegen oder verlieren, aber keinen Rechtsanspruch auf den Siegerstatus erheben.

Übrigens hätte in Epochen vor der Zeit der UN die Serie von militärischen Niederlagen der Araber gegen Israel dazu geführt, dass überhaupt keine Feinde Israels mehr in Gaza oder auf den Westbanks leben würden. Die kartaghischen Vorfahren der Araber waren nach einer vergleichbaren Serie von Niederlagen gegen Rom einfach weg.

Die alte Methode der "Friedensstiftung" verhindert die heutige Weltgemeinschaft mit ihren Vorstellungen vom Völkerrecht, die angedachten neuen Methoden funktionieren aber anscheinend nicht. So werden Kriegsszenarien, die früher durch militärische Entscheidungen irgendwann beendet wurden, auf unbestimmte Zeit fortgeschrieben. Das ist wirklich vergiftet.
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Re: Russland

Beitragvon Uel » Mo 23. Okt 2023, 19:29

:D
Die kartaghischen Vorfahren der Araber waren nach einer vergleichbaren Serie von Niederlagen gegen Rom einfach weg.


Ein Widerspruch in sich selbst :idea: , aber ich weiß, was Du meinst, Alex.


Nach der "normativen Kraft des Faktischen" hätten die Kolonialmächte also ihre Kolonien niemals aufgeben müssen, besonders eine der älteste (1575)*** unter ihnen aus Europa, Macao (Portugal).

*** Quelle: Europa, das Meer und die Welt von Jürgen Elvert und natürlich: Wiki
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Beitragvon AlexRE » Di 24. Okt 2023, 06:28

Uel hat geschrieben: :D
Die kartaghischen Vorfahren der Araber waren nach einer vergleichbaren Serie von Niederlagen gegen Rom einfach weg.


Ein Widerspruch in sich selbst :idea: , aber ich weiß, was Du meinst, Alex.


Ich meine mit "weg" natürlich das Ende der Militärmacht und Zivilisation Karthagos. Die Nachkommen der Überlebenden waren 800 Jahre paralysiert, bis sie am Aufbau einer neuen mächtigen Zivilisation mitwirken konnten.

Nach der "normativen Kraft des Faktischen" hätten die Kolonialmächte also ihre Kolonien niemals aufgeben müssen,


Der Kolonialimperialismus hat seine Legitimation zunächst aus dem Recht des Stärkeren und dann aus dem eigenen gesetzten Recht der Räuber bezogen. Das hat mit der normativen Kraft des Faktischen überhaupt nichts zu tun. Damit ist ein aus schutzwürdigen Interessen ohne besonderen Akt der Rechtssetzung erwachsenes Recht gemeint und nicht die Sachherrschaft von Räubern.

Andersrum formuliert: Man kann diese Interessen nicht übergehen, ohne ein schweres Unrecht zu begehen. Das Unterlassen von Unrecht impliziert sozusagen die Anerkennung bzw. Schöpfung des neuen Rechts. Das Existenzrecht eines Staatsvolkes, das nun einmal da ist, gehört eindeutig in diese Kategorie, auch wenn man die formelle Rechtssetzung durch die junge (und deiner Meinung nach infantile) UNO nicht anerkennen will.
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Re: Israel

Beitragvon Uel » Mi 25. Okt 2023, 20:09

Ich habe nicht geschrieben, dass JEDER Krieg oder jede Geiselnahme von alternativlosen Handlungszwängen bestimmt sei, sondern dass solche Situationen grundsätzlich eintreten könnten und das Israel sich jetzt in einer solchen Situation befände.

Alternativlos ist meist eine verdächtige Sache. Der Haken an dieser speziellen Sache ist, dass es keine "normale" Geiselnahme ist, sondern eine durch Guerrillakrieger in dichtest bevölkerten Gebiet. Das Problem der Geuerrilla-Taktik ist ja gerade, dass man nicht erkennen kann, wer einfache Bevölkerung und wer Guerrilla. Daher ist es völliger Unsinn, wenn israelische Politiker völlig maßlos von ausradieren der Hamas sprechen. Das kann man nur, wenn man inkauf nimmt, Tausende von unschuldigen und unbeteiligten Menschen zu opfern.

Dabei ist selbst "unbeteiligt" ein sehr relativer Begriff: Wenn jemand gegen die Hamas war und nun zerbombt Israel ihm sein Haus, weil fälschlich Hamas dort vermutet wurde, dann gehört schon sehr viel dazu, danach nicht Israelis zu hassen, - oder? Das werden dann auch keine juristische oder volkerrechtliche Begründungsübungen ändern können. Und ob das Mitfühlen der Araber in andern Ländern dann korrekt ist oder nicht, ist für die machtpolitischen Konsequenzen im arabischen oder islamischen Raum völlig irrelevant. Da hat der UN-Generalsekretär völlig recht, auch wenn sich die egozentrische westliche Welt noch so sehr aufregt. Es geht z.B. nicht an, dass Israel 2 Millionen Menschen auffordert, sich aus Sicherheitsgründen im Süden zu versammeln und dann wird der dennoch bombardiert.

Wir als Deutsche sollten uns in Sachen Israel für befangen erklären und nicht in die vorderste Reihe der Diplomatie stürmen, da werden wir vermutlich von Israelis wie von Arabern aus unterschiedlichen Perspektiven als voreingenommen oder unseriös betrachtet.

Wenn wir zu Recht Nazis als Kriegsverbrecher verurteilen, die willkürlich ein Vielfaches an Menschen zusammentrieben und ermodeten, weil sie einer Anzahl an Widerstandskämpfer dort aus ihrem Ort nicht habhaft werden konnten, dann müssen auch Israelis genau aufpassen, dass sie nicht vom Opfer zum Täter werden. Da sind genau recherchierte "chirurgische" Eingriffe zielführender als Flächenbombardements und Großangriffe, worauf aber die kathastrophengeile Medienwelt seit Tagen wartet: wann geht der Großangriff endlich los, ... oder Israel startet immer noch nicht den ...


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