Excubitor hat geschrieben:Staber hat geschrieben:Excubitor hat geschrieben:Und hier die zu einem quer durch die Lebensbereiche immer weiter verkommenden Staat passende Nachricht (aktuell aus dem Ticker), die allerdings dennoch bestürzt:
"Mittwoch, 13. Juli 2011, 15:28 UHR
Häufig Verdacht auf sexuelle Gewalt an Schulen
Berlin - In fast jeder zweiten Schule in Deutschland (43 Prozent) gibt es den Verdacht auf sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Dies geht aus einer repräsentativen Befragung des Deutschen Jugendinstituts hervor. Erfasst wurden dabei in den vergangenen drei Jahren Fälle, die sich auch außerhalb der Schule abspielten - meist im Elternhaus, Missbrauch unter Mitschülern, aber auch sexuelle Übergriffe von Lehrern, Betreuern und Erziehern."
Quelle:
http://www.bild.de/news/startseite/news ... .bild.html
Es wird sein wie immer: Die Meldungen über neu entdeckte Fälle sexuellen Missbrauchs an Schulen und klerikalen Einrichtungen werden nicht enden und täglich melden sich Experten und schwer betroffene Beobachter zu Wort.
Und plötzlich verschwinden die Meldungen wieder aus der Presse, aus dem Gedächtnis, aus der Gesellschaft.
Was bleibt, sind nüchterne Zahlen und Fakten, die seit so vielen Jahren öffentlich sind. Also zerren wir mal wieder etwas ins Licht der Scheinheiligkeit, was längst zur politischen und gesellschaftlichen Chefsache erklärt werden müsste. Allein schon der Opfer willen. Sexueller Missbrauch hinterlässt bei vielen nicht ein schlechtes Gefühl im Bauch, ein paar Alpträume oder ein paar Ängste - diese Art der Gewalt zerstört das gesamte Leben, führt zu Persönlichkeitsstörungen, die den Opfern das Leben alltäglich zur Hölle machen. Aber darüber lesen wir nichts, wenigstens nicht viel.
gruß staber
Richtig. Möglicherweise scheinheilige Alibi-Meldungen in den Medien, dass man behaupten kann, man habe ja schließlich seine Informationspflicht erfüllt, viel politisches Gerede, jede Menge Handlungsbedarf, doch nichts Durchgreifendes wird getan, wie in mittlerweile nahezu jedem Lebensbereich. Ergebnis, ein Totalchaos wie im Eurosektor, wobei lediglich die Schuld auf andere geschoben und die eigene Verantwortung in Abrede gestellt wird. Das Wort Verantwortung in dem Zusammenhang überhaupt zu gebrauchen verursacht schon schlimmste Formen von Übelkeit, da faktisch letztlich kaum einer der Verantwortlichen jemals tatsächlich Verantwortung und damit spürbare Konsequenzen für Fehlverhalten erfahren hätte. Die Kardinalfrage ist: Darf ein Volk sich derartiges gefallen lassen, ohne selbst in die Verantwortung zu geraten? Ich denke nicht...
Was nun, .... was tun? Das ist hier die Frage!
Wir brauchen ein geändertes Bewusstsein, wir müssen lernen, über solche Dinge zu reden. Ein erster flüchtiger Blick in die Medien täuscht eine tabulose Offenheit vor, zudem scheint dort der Missbrauch oft weit weg von mir: in einem anderen Land, einer anderen Stadt, einer anderen Gesellschaftsschicht. Aber das ist nicht so. Das Thema Missbrauch kann plötzlich ganz nah rücken, meine eigene Schutzmauer durchbrechen! Wie schaut es also hinter unseren eigenen verschlossenen Türen aus?
Wir fragen uns, warum haben die Opfer jahrelang geschwiegen. Dabei ist das die falsche Frage. Es muss doch eigendlich heißen: Warum hat den Opfern jahrelang niemand zugehört? Eine Untersuchung sagt, dass sich ein Kind an sieben Erwachsene wenden muss, bevor ihm jemand zuhört! Einer dieser geforderten Zuhörer könnte plötzlich auch man selber sein. Wir müssen darauf vorbereitet sein. Auf breiter Basis zuhören und reden, um endlich Worte zu finden, ist erlernbar. Wo mir die Worte fehlen, wo meine Sprache versagt, darüber kann ich nicht einmal nachdenken. Wir müssen unterscheiden lernen: was ist unsere Privatsphäre - und was nicht. Gewalt und Missbrauch können nie Privatsache sein.
gruß staber