von Uel » So 21. Feb 2010, 02:28
Biedermann und seine Brandstifter
Untertitel: Alle reden vom Werteverfall aber keiner will es gewesen sein!
Jetzt ist beschlossen worden, in Düsseldorf beim neuen Gerichtsgebäude die alten Kreuze nicht mehr auf zu hängen, sondern sie der Kirche wieder zum Rückkauf anzubieten.
Es ist ein weiterer Fall in dem Kreuze aus öffentlichen Gebäuden entfernt wurden. Die CDU ist dagegen, dass weitere Kreuze entfernt werden. Ist der bayrische Weg eine Lösung, wenn es auch in der NRW-Verfassung analog so geregelt würde.
Anlässlich einer Diskussion auf WDR5 (18.02.10) kam mir folgende Idee, daher das Aufwärmen dieses schon lange andiskutierten Themas:
Was wäre, wenn es gar nicht um Trennung von Staat und Kirche sondern um Trennung von Staat und Werten geht? Vielleicht hat das Verfassungsgericht diesen Aspekt zu kurz kommen lassen. Vielleicht geht es ja mit dem ausgleichenden Sowohl – Als – Auch. Sowohl religiöses Symbol als auch Werte-Symbol für Mitleid, Gnade und unschuldiges Leiden.
Wenn es um Trennung von Staat und Religion ginge, wieso regt sich keiner über Justitia auf, die oftmals an gründerzeitlichen Gebäuden prangt oder thront?
Weil es nicht um die römische Göttin, obschon sie als solche so dargestellt wird, sondern es um die Werte geht, die sie im römischen Recht und damit auch in unserer Recht-Tradition repräsentiert.
Genauso aber stellt das Kreuz eine Verbindung zu unseren kulturellen Werten und deren kultureller Entwicklung dar.
Und wer könnte besser Richter und Anwälte zur Vorsicht mahnen, als ein unschuldig zu Tode Gequälter oder sein Symbol. Auf welches Symbol sollte ein durchschnittlicher Westeuropäer schwören, das ihm was wert ist? An welche Werte soll sich jemand erinnern, wenn es hart auf hart kommt, wenn nicht auf das, was ihm z.B. seine Großmutter nahe gebracht hat (s. Morgan Freeman's großartige Rede als Richter im Film Fegefeuer der Eitelkeiten)?
Mal provokant: Wem Nichts mehr wert ist, der kann auch leichtfertig schwören, nur haben irgendwann solche Schwüre auch dann keinerlei Wert mehr, dann soll man es doch lieber gleich ganz lassen.
Noch provokanter: Dann sollen die Richter auch ihre Distanz schaffenden Roben ausziehen, damit sich Straftäter im Gericht ganz wie zu Hause fühlen können. Auch können viele Machos es nicht vertragen, wenn jemand über ihnen ist. Das erhöhte Sitzen des "ehrenwerten Gerichtes" könnte sie verunsichern, das Ausleben ihrer Eigenart beeinträchtigen. Dass man vor dem Gericht schreien und sich unflätig äußern darf, bekommen die Leute inzwischen von einer "Richterin Salesch" im Prol-TV schon täglich beigebracht. Die Justiz kann sich auch selbst in den Hintern treten, aber dann sollte sie nicht mehr über die zunehmende Rechtsferne in der Bevölkerung nachdenken.
Warum die Richter nicht darauf kommen und es gestatten, den sich gestörten fühlenden Moslems oder Buddhisten ect. auf sein eigenes Symbol schwören zu lassen, ist mir schleierhaft. An den Kosten für einen kleinen transportablen Buddha für Bedarfsfälle kann es wohl nicht liegen.
Es liegt an den Leuten, die an gar Nichts mehr glauben, das aber mit Intoleranz. Denn wären sie wahre Humanisten, und glaubten wenigstens daran, so wäre ihnen die Werthaltigkeit der Symbole bezüglich des Rechtsfriedens wenigstens aus ihrer Bildung bekannt und aus ihrer Tradition der Toleranz erduldbar. Nein, es ist die Unduldsamkeit der Pseudo-Humanisten, der intoleranten Leisetreter und kulturellen Anbiederer, halt die Biedermänner und –frauen mit ihrem Verständnis für Brandstifter jeder Couleur unter dem Dach ihres Hauses.
Heute (18.02.10) im Radio - Frage Reporter an Gerichtsdolmetscherin für Türken: "Hat sich schon jemand mit ihrer Hilfe an Kreuzen im Gericht beklagt?" "Nein, offen hat das noch keiner angesprochen." Aber sie ist entschieden dafür, dass Kreuze abgehängt werden, damit sich keiner "stört".
Genau das ist das vorauseilende Probleme-Erfinden und das Vorziehen einer generellen der pragmatischen Lösung, was uns Deutsche so einmalig macht! Ein winzig Männlein stört sich und die ganze Nation muss verzichten.
Von den Bayern lernen heißt hier: pragmatisch auf Sturheit und Trägheit setzen, es als Einzelfallproblem definieren und es schleppend nur wenigen "Härtefällen" gewähren.
Liebe Grüße
von Uel
Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke: --- Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt --- (gefunden bei Vince Ebert) Mein Zusatz: ... der Feind kann auch Realität heißen!